Taktik aus dem wahren Leben (2)

Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.

Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.

Die Vergangenheit der heutigen Stellung ist für das geübte Auge schnell erkannt: Die Benoni-ähnliche Bauernstruktur und der weiße Mehrbauer deuten auf ein Wolga-Gambit hin, in dem Schwarz kurz davorsteht, seinen geopferten Bauern zurückzuerobern. Da Schwarz aber gerade seinen angegriffenen Turm von f8 nach a8 gezogen hat, ist jetzt erst einmal Weiß am Zug und kann den schwarzen Fehler ausnutzen. Wie?

Lösung

Den Turm hätte ich besser auf ein beliebiges anderes Feld außer a8 gestellt – am besten nach b8, wonach es dem weißen b-Bauern wirklich an den Kragen geht. So aber:


Kommentare

Taktik aus dem wahren Leben (2) — 3 Kommentare

  1. Ta1 mit der Drohung Lb5 erzwingt Lc6. Anstatt die Türme auf a8 zu tauschen, kann Weiß mit Ta6 noch ein Tempo mitnehmen. Der B-Bauer wird dann nicht nur gehalten, er ist ein sehr schneller Freibauer. Hier bewahrheitet sich mal wieder, dass Schwarz in Wolgastrukturen Schwerfiguren behalten und Leichtfiguren abtauschen sollte.

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