Big Points in Pfullingen

Nachdem uns Böblingen zum Saisonauftakt gleich auf den letzten Platz gedrückt hat, stand in der zweiten Runde bereits das vermutlich wichtigste Spiel auf dem Programm. Mit den SF Pfullingen empfing uns nämlich der Aufsteiger der Südgruppe und da es diese Saison nur einen Absteiger geben wird, war unser direktes Aufeinandertreffen quasi ein „Vier-Punkte-Spiel“.

Leider mussten wir ohne Nicolas und Thomas antreten, aber dafür konnten Tobi und Richard in die Saison starten. Somit traten wir das Duell der Underdogs zwar nicht in der erhofften Bestbesetzung, aber doch nominell favorisiert an. Wirklich souverän wurden jedoch nur Gunnar und Tobi ihrer Favoritenrolle gerecht: Gunnars Gegner brachte früh ein kreatives Bauernopfer, aber Gunnar fand die genaueren Züge und brachte uns nach knapp 2,5 Stunden in Führung.

Den Mehrbauern hat Weiß bereits ins Trockene gebracht, aber welcher Zug zwang Schwarz sofort zur Aufgabe?

Tobi übernahm aus unklarer Stellung heraus die Initiative und konnte dank seiner harmonischeren Figurenstellung entscheidendes Material:

Obwohl die 2:0-Führung nach etwa drei Stunden Spielzeit auf dem Papier beruhigend aussah, waren in dieser Momentaufnahme noch alle drei Ergebnisse des Mannschaftskampfes möglich, da wir an zu vielen der übrigen Bretter teils bedenklich, teils sogar klar schlechter standen. Doch mit der nahenden Zeitkontrolle machte sich unser Kampfgeist bezahlt.

Den ersten „Turnaround“ schaffte Richard, den seine etwas verknoteten Figuren kurz nach der Eröffnung einen Bauern gekostet hatten. Nachdem er seine Figuren sortiert hatte, drückte er im Zentrum gegen den unrochierten gegnerischen König, während sein Gegner auf den Mehrbauern und Druck auf der halboffenen g-Linie setzte. Solche Stellungen sind auf unserem Niveau fast unmöglich perfekt zu spielen; am Ende brach Richard als erster durch und erhöhte auf 3:0.

Colin opferte seinen b-Bauern für Übergewicht im Zentrum, allerdings sah ich seinen Gegner nach einer Kombination (fälschlicherweise) auf der Siegerstraße. Objektiv befand sich die Stellung bei bestem Spiel jedoch im Gleichgewicht und so endete die Partie nach dem Austausch einiger Ungenauigkeiten zur Zeitkontrolle mit einer Stellungswiederholung.

Der Computer sieht Weiß nach 15. Lc2! im Vorteil. Mit welcher Kombination gewann Weiß hier stattdessen einen Bauern?

Nun war also großes Aufatmen angesagt, vor allem da mein Gegner in einem nur auf den ersten Blick „totremisen“ Turmendspiel die falsche Verteidigungsstrategie wählte, woraufhin mein Freibauer zuerst das Rennen machte.

Damit war der Mannschaftskampf zwar entschieden, aber noch lange nicht vorbei: Steffen opferte in der Eröffnung mutig eine Figur und erhielt dafür eine wunderbare Druckstellung, während sich sein Gegner kaum bewegen konnte. Aber der Durchbruch war sehr versteckt und als Steffen ihn verpasste, kam sein Gegner langsam, aber sicher aus der Umklammerung heraus. Im Endspiel setzte sich dann leider die Mehrfigur durch.

Daniel war schon im frühen Mittelspiel am Damenflügel (und auch auf der Uhr) unter Druck geraten und obwohl er ein Figurenpaar nach dem anderen abtauschen konnte, konnte er den Druck nie ganz abschütteln. Erst im Turmendspiel sah es zwischendurch nach etwas Aktivität aus, aber letztlich gingen zwei Bauern verloren – glücklicherweise blieben jedoch nur die gegnerischen f- und h-Bauern übrig, die oft genug nicht zum Sieg reichen. Und so war es auch hier; obwohl Daniel mittlerweile nur noch vom Inkrement lebte, hielt er die Stellung remis.

Auch Ivan musste im Mittelspiel leiden, jedoch auf deutlich konkretere Weise: Gegen die vielversprechende Angriffsstellung seines Gegners hätte jeder Fehler das sofortige Ende bedeutet, aber irgendwie überstand er den Anprall und erreichte ein leicht vorteilhaftes Endspiel mit Springer gegen Läufer. Nun drehte er den Spieß um und knetete den Gegner bis zum nächsten Morgen dieser nach fast 5,5 Stunden Spielzeit seinen Läufer doch aufs falsche Feld stellte.

Anhand des knappen Spielverlaufs ist das 6:2 definitiv zu hoch ausgefallen, aber für uns bedeutet das einen beruhigend großen Schritt auf dem Weg zum Klassenerhalt (auch wenn dieser Weg noch sieben Runden lang ist).


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