Blitz und Döner

Bezüglich beider in der Überschrift genannten Dinge können wir Heilbronner uns als „Meister“ betrachten.

Thema Döner – klar. Selten vertraue ich einem Dönermann außerhalb von Heilbronn. Trotz Inflation, Corona, Ukraine-Krieg, Klimakatastrophe und Energiekrise bleibt der Döner einer der besten warmen Snacks im Bezug auf das Preis-Leistungs-Verhältnis. Und wo es an einer Straßenecke drei Dönerläden gibt, wird jeder seinen persönlichen Lieblingsdöner finden können.

Was ist mit Blitz? Gut, das Halloween-Night-Blitz haben wir schon lange nicht mehr ausgerichtet. Aber wir sind Württembergischer Blitz-Mannschaftsmeister 2022, der Vize des Jahres 2023 und erreichten auf Bundesebene einen sehr guten 11. Platz. Denkt auch an unsere Heilbronner Online-Blitzmeisterschaft! Nur für coole Leute, d.h. Vereinsmitglieder.
Immerhin warten die Schachfreunde Schwaigern seit ihrer Gründung im Jahr 2009 mit einem Blitz-Open zu, welches sogar eine Elo-Auswertung beinhaltet. Ein weiterer Beleg dafür, dass eine Elo-Auswertung kein Hexenwerk ist, abgesehen davon, den Teilnehmenden zusätzliche drei Euro wegen der an die FIDE zu entrichtende Gebühr aus der Tasche zu ziehen. Dafür gibt es die Gelegenheit, die eigenen Taschen zu füllen. Der Sieger würde 300€ gewinnen. Die Turnierfavoriten waren IM Christopher Noe (SC Eppingen) und IM Ilja Schneider (HSK Lister Turm), welche das Turnier in der Vergangenheit oft gewannen. Oder würde ich sie alle in die Tasche stecken?

Das Turnier begann gleich mit einer Überraschung. Nein, damit meine ich nicht, dass ich es in einer vereinsinternen Paarung mit Dmitry Ignatov zu tun bekam. Ich war eher überrascht, dass Dmitry nach einer (mal wieder) durchzechten Nacht um 10 Uhr wohl und munter im Turniersaal vorhanden war. Aber keine Sorge: die Schwaigerner boten auch Bier im Verkauf an und so ging das Trinken munter weiter.

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Gerade im Anbetracht seines Blutalkoholgehalts wunderte es mich, dass Dmitry besseren Widerstand leistete als meine restlichen Gegner aus den ersten vier Runden, inklusive FM Samuel Weber. Keine Sorge, Samuel, irgendwann hole ich das 0:2 im klassischen Schach auf.
Sowohl Noe als auch Schneider „patzten“ (kann man das bei 3+2 Blitz so sagen?) in Runde 3 mit einem Remis, sodass ich in den Runden 4 und 5 an Brett 1 spielen durfte. Jedoch folgten bis Runde 7 nur drei Remis – gegen Markus Albert (SC Ansbach) hatte mein Gegner sehr viel Glück, gegen Schneider hatte ich Glück und gegen IM Vadim Cernov (SK Ladenburg) hatte ich keine Lust.

Das waren wahrlich keine optimalen Voraussetzungen, um in Runde 8 das direkte Duell mit Christopher Noe zu bestreiten. Er wählte zwar eine nicht so korrekte Variante, aber es war immer noch Blitz. Daraufhin halluzinierte ich, dass mir bei „normalem“ Spiel meine Felle davonschwimmen würden, sodass ich lieber Kaffeehausschach spielte à la Vladimir Kramnik. Mein Gegner widerlegte mir die laschen Angriffsbemühungen und wenn ich wirklich Kramnik gewesen wäre, hätte ich ihn wohl des Cheatings bezichtigt wie der Gentleman, der sich Ex-Weltmeister nennen darf.
Infolgedessen blieb nur das Fernduell mit Schneider um Platz 2. Auch da hatte ich schlechte Karten: nach einer weiteren Niederlage in Runde 10 gegen Henrik Cernov (der Sohn von Vadim) lag ich einen halben Punkt hinter dem Niedersachsen zurück. Streng genommen hatten wir beide schon gegen alle „Guten“ gespielt, aber Siege gegen Leute wie Benedikt Dauner (2300+, Karlsruher SF) oder unseren Simon Degenhard als gottgegeben zu sehen, schien arg vermessen zu sein.

Jedoch kam es genau so. Lustig war – was ich nicht beweisen kann – dass ich nach meiner Niederlage gegen H. Cernov auf die Toilette ging, um mir einzureden: „Komm, jetzt machst du sieben Siege in Folge. Noch einmal alles geben“. Selbstgespräch als Motivation. Und es klappte. Bis auf den Sieg gegen IM Viktor Gasthofer (SF Bad Mergentheim) in Runde 16 waren alle Siege ungefährdet, was ich ziemlich cool war. Gegen Gasthofer stand ich zwar im Endspiel auf Verlust, aber vielleicht belohnte mich Karma für meine Beharrlichkeit. Denn der alte IM bot früh Remis an, was ich entschieden ablehnte und volles Risiko ging. Das klappte.
Nebenbei bewahrte ich meinen 100%-Score gegen Tobias Hermann (wie gesagt, vielleicht gewinnst du in 50 Jahren, wenn ich hoffentlich alt statt tot bin) und meine wahrscheinlich sauberste Partie spielte ich wohl gegen Dmytro Portnov (2057, SC Weiße Dame Ulm).

Ich habe hier die Blitz-Elo-Zahlen benutzt, um mit meinen 2450 zu flexen.

Jedenfalls war ich nur wegen meiner Siegesserie noch im Kampf um Platz 2. Ich hoffte auf Rückendeckung von Simon, weil er in der letzten Runde gegen Schneider spielen durfte. Eine ernüchternde Erfahrung für mich, denn Simon verlor, was bedeutete, dass nur Samuel Weber mir Schützenhilfe leistete, als er gegen Schneider in Runde 13 Remis spielte. Das reichte jedoch nicht, weil ich den Rekordsieger des Turniers bei der Zweitwertung nicht schlagen konnte. Somit entsprachen die Top 3 der Setzliste. Christopher Noe mit 16/17, welcher zugegebenermaßen auf einem anderen Level als die anderen spielte. Danach Ilja Schneider und ich mit jeweils 13,5/17.

Von den anderen Heilbronnern sorgte noch Calvin Wolff für ein gutes Gefühl. Im Blitz scheint er – zumindest bei ausreichend Motivation – stark aufzuspielen, so sorgte er bereits beim Heuchelberg-Cup 2019 und bei der Bezirks-Blitzmeisterschaft 2022 (10. Platz!) für Aufsehen. Heuer holte er sich mit 9,5/17 den Ratingpreis für DWZ<1700. Noch einmal Glückwunsch dafür!

Eine brotastische Ehrung für den 3. Platz

Ein echter Wolf weiß, welche Beute er sich holen muss – Ratingpreis DWZ<1700

Für die anderen Heilbronner gab es leider keine Preise. Simon war in manchen Partien zu unkonzentriert und vergab dadurch zu viele Punkte, sodass es am Ende Platz 12 wurde. Dmitry hatte viel Spaß und konnte seinen schachlichen Freigeist ausleben. Er spielte kein einziges Mal remis! Marcel Mikeler setzte früh ein Ausrufezeichen und besiegte Benedikt Dauner. Leider blieb das der einzige Coup, weil Marcel gegen andere Elo-Favoriten seine Mehrfiguren nicht in volle Punkte umwandeln konnte. So landete Marcel wie Dmitry im Mittelfeld, wenn auch ein paar Plätze vor seinem Kompagnon.
Hier noch ein Link zur Abschlusstabelle.

Diesen Blitz-Tag ließ ich nicht mit Döner ausklingen, sondern mit Halal-Pommes und alkoholfreiem Wein. Ich war zwar noch niemals in New York, aber so voll, wie es auf dem Weindorf am 9. September war, so voll stelle ich es mir in der Weltmetropole vor. Man konnte keinen Schritt gehen, ohne jemandem auf die Füße zu treten.


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