Einerseits reiste unsere Zweite mit durchschnittlich 200 DWZ-Punkten „Übergewicht“ zum Aufsteiger SpVgg Böblingen. Andererseits mussten wir vor vier Wochen eine heftige Klatsche einstecken, während Böblingen Wolfbusch (nominell das stärkste Team der Liga!) mit einem 5,5:2,5-Sieg in den Abstiegskampf stieß. Mit leichtem Spiel war heute also nicht zu rechnen und wir haben definitiv schon bessere Starts hingelegt.
Unsere Gastgeber zeigten sich deutlich besser vorbereitet und gaben uns an einigen Brettern schon früh zu Denken. So verfiel ich nach einem krumm aussehenden Zug meines Gegners umgehend in den „Bestrafungsmodus“ und versuchte, sein Spiel am Brett zu widerlegen. Als mir endlich klar wurde, dass er wohl kaum eine Verlustvariante herausblitzen würde, hatte ich unnötig viel Zeit verbraten und stand auch schon etwas schlechter. Aber dann wollte er zu viel auf einmal und startete einen Bauernsturm am Königsflügel anstatt strategisch weiterzuspielen. Während seine Bauern auf meinen König zuliefen, konnte ich meine Figuren gegen seinen König in Stellung bringen und selbst zum Mattangriff kommen.
Auch Robin war mit dem Verlauf der Eröffnung nicht zufrieden, aber hier schaffte er es irgendwann, seinen Gegner aus dem Buch zu bringen. Dieser steckte daraufhin viel Zeit und einen Bauern ins Geschäft, aber richtig wären wohl andere Züge gewesen. Jedenfalls war Robin dabei, seinen Mehrbauern zu konsolidieren, als sein Gegner überraschend die Zeit überschritt.
2:0, die Gefahr einer erneuten Katastrophe war gebannt und an den übrigen Brettern zeichnete sich bereits der erste Mannschaftspunkt ab: Sebastian nutzte in einer symmetrischen Stellung die gegnerischen Ungenauigkeiten geduldig aus und drang schließlich am Damenflügel ein. Das weiße Gegenspiel kam spät und glich eher einem letzten Aufbäumen, während Sebastian seelenruhig Material einsammelte.
Bei Jürgen lief es heute leider nicht: Erst erlitten seine Knetversuche mit Raumvorteil einen Dämpfer, als er einen Bauern verlor, dann kämpfte er sich wieder zurück in die Partie und sicherte sich genug Kompensation, nur um dann in gut aussehender Stellung doch nochmal fehlzugreifen.
Steffen kam von uns allen am besten aus der Eröffnung raus und ließ heute nichts anbrennen: Mit Läuferpaar, vorgerücktem Zentralbauern und halboffenen Linien übte er bald entscheidenden Druck auf den weißen Damenflügel aus und konnte mit einer hübschen Taktik Material gewinnen.
Das war das 4:1, aber zwei der drei verbliebenen Brettern konnte noch alles passieren (am dritten Brett stand Tobi bereits klar auf Verlust). Richard musste eine gedrückte Stellung verteidigen, die nur auf den ersten Blick grundsolide aussah. Unter der Oberfläche gab es einige giftige taktische Ideen, deren Berechnung beiden Spielern viel Zeit kosteten. Hier konnte Richard seine Erfahrung ausspielen und mit einem perfekt getimten Remisangebot seinen Gegner quasi zur Annahme zwingen.
Tobias hatte nach der Eröffnung einen Bauern verloren und musste alles auf einen gedeckten Freibauern setzen. Eine Zeitlang sicherte der ihm auch Kompensation, aber diese schien ihm nach und nach zu entrinnen, während sein Gegner seine Figuren sortieren konnte. Nach der Zeitkontrolle war das Endspiel dann definitiv verloren, aber dann passte sein Gegner einen Zug lang nicht auf. Auf einmal erwachte der Freibauer zu neuem Leben, sodass Tobis Gegner Dauerschach geben musste.
Den Schlusspunkt setzte Daniel, der um die Zeitkontrolle herum langsam die Oberwasser bekam und seinen Gegner in einem langen Manövrierkampf niederrang.
Der 6:2-Sieg entspricht ziemlich genau der DWZ-Erwartung, aber nach den Partieverläufen fühlt er sich definitiv zu hoch an. In der Tabelle hat sich unser Vorsprung heute sogar noch vergrößert – an dieser Stelle vielen Dank nach Lauffen, die heute in Ludwigsburg gewonnen haben! Mit jetzt 3 Punkten Vorsprung könnten wir bereits am 02.04. den Aufstieg eintüten; allerdings werden wir dann ebenjene Lauffener empfangen. Und Lauffen ist verdammt gut darin, uns vom Aufsteigen abzuhalten. Es bleibt also spannend!
Ein paar taktische Highlights des heutigen Tages:
(1) Was wiegt schwerer? Die schwarzen Mehrbauern oder der vorgerückte weiße Freibauer?
(2) Schwarz am Zug steht klar überlegen, aber wie bricht er durch?
(3) Auch hier springt die schwarze Aktivität ins Auge. Wie geht’s weiter?
(4) Schwarz droht entscheidend auf f2 einzubrechen, aber erstmal ist Weiß am Zug! Wessen Angriff ist stärker?
(1) Td8, droht e7. Dann gibt Schwarz Schach und man kann leider nicht die Treppe über die e-Linie nach f6 laufen, weil dann Ta5-e5 kommt. War wahrscheinlich Pengs Partie 🙂
(2) kA bin zu faul
(3) Wahrscheinlich
1…Lc3
2.Td1 Tb2+ und der Turm fällt
2.Sc2 Dc1 und Weiß verliert wieder Material.
Also 2.axb5 Dxa6
3.bxa6 Lxd2
4.Kxd2 Ta3 -+
Aber bin zu faul darüber nachzudenken, weil ich nicht sehen kann, was an …bxa4 falsch ist. Da gewinnen wahrscheinlich fünf Züge für Schwarz.
(4) Naja da …Dxf2# droht, muss man wohl nur Schachs geben.
1.Tg7+ Kxg7 (Kh8 ist Matt in 2)
2.Sxg6+ Kf7
3.De7+ Kxg6
4.Dg7+ Kh5
5.Dg4+ Kh6
6.Lg7#
falls 2…Kg8
3.Se5+ Kh8
4.Sf7#
Ich gebe dir 2,9 von 4 Punkten 😉 Plus einen Punkt für das korrekte Zuordnen von Tobias‘ Partie 🙂
In (2) entwurzelte Schwarz mit 1… a3! den weißen Springer. Nach 2. bxa3 führt 2… Lxc3? nicht zum Ziel, weil nach 3. Lxc3 der Turm d7 von der Dame geschützt werden muss und sich der Läufer nach 3… Txd2 4. Lxd2 rettet. Auf 2… Txd4? hat Weiß noch die Antwort 3. axb4. Aber nach 2… La5!! gewinnt Schwarz forciert Material. Es folgte noch 3. Tb1 Txd4 und Weiß gab auf.
(3) stimmt; Schwarz steht so schon riesig, aber die Mehrfigur macht es natürlich noch leichter.
(4) Da ziehe ich dir 0,1 Punkte ab; nach 1. Tg7+ Kxg7 2. Sxg6+ Kf7 hätte ich mit 3. Df6+ Ke8/g8 4. De7/g7# Matt gesetzt 😛 Dafür haben wir beide in der Partiefortsetzung 2… Kg8 das schnellere 3. Sh8# übersehen; stattdessen gab Schwarz nach 3. Se5+ auf…