Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.
Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.
Weiß hat einen Mehrbauern und die tendenziell bessere Leichtfigur, Schwarz hat dafür das Monster auf h2 und ist am Zug. Soll Schwarz auf Remis spielen oder schafft er es, den Bauern durchzubringen?
Nach Durchsicht der Lösung verstehe ich nun, auf was die Aufgabe überhaupt hinaus wollte.
Ich hatte nach
1. … Se3 2.Kxh2 Sxd5 3.exd5 Txd5 4.Ta8 Kf5 5.a4 Td2+ … oder
1. … Se3 2.Lf7 Td1 3.Kxh2 Sg4+ 4.Kg2 Td2+ …
letztlich immer nur Endspiele, die ins Remis geführt hätten.
Dies schien mir jedoch wenig spektakulär, sonst hätte ich gestern schon etwas geschrieben.