Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.
Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.
Das kleinere Übel
Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber hin und wieder schaffe ich es, mich in schlechte Stellungen hineinzumanövrieren. Oft geht es dann darum, unter mehreren unbefriedigenden Zügen die am wenigsten schlechte Wahl zu treffen, um dem Gegner die Aufgabe möglichst schwer zu machen. In der Diagrammstellung ist Schwarz (ich war’s diesmal nicht) definitiv nicht zu beneiden: Der Sa5 hängt und sobald er sich bewegt, verliert Schwarz einen Bauern. In der Partie folgte 15… b6, was nur auf den ersten Blick den Springer einstellt:
- Warum ist nach 16. Lxa5 nicht einfach eine Figur weg?
- Wie setzt Weiß am stärksten fort?