Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.
Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.
Zwischenzüge
Obwohl sie ursprünglich aus einem Königsinder entstand, hat die heutige Stellung wieder einen typischen Wolga-Flair. Schwarz war am Damenflügel schneller und hat gerade mit dem Vorstoß …c4 die Stellung geöffnet. Nun hat er die Wahl: Sofort auf c4 schlagen oder erst noch mit dem Zwischenzug …Tb3 den Turm aktivieren?
In der Partie traf Schwarz die falsche Entscheidung und zehn Züge später stand es so:
Wie machte Weiß am Zug alles klar?
Jetzt möchte ich 1x schneller sein als Jochen.
1. Tf6:+ ef6: 2.Dc7: (gh4:? 3.Da5:) Sb3 3.Dd6: Dh8
4.Db4 mit Springergewinn
Entweder gerät der König ernsthaft in Gefahr oder der Springer geht verloren.