Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.
Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.
Der unrochierte schwarze König sticht ins Auge, aber Schwarz hat f7 gedeckt und bedroht die weiße Dame. Wie geht’s weiter?
1. Sxe6 fxe6 2. Dxe6+ scheitert leider an 2. – Se7 und der Tg8 ist gedeckt.
Aber ist die schwarze Stellung nach 1. Txd5 exd5 2. e6 nicht völlig kaputt? Es droht einfach 3. exf7+ und z. B. 2. – Kf8 3. e7+ Ke8 4. Dxf7+ Kd7 5. e8D++ oder 2. – Tf8 3. e7 und der Tf8 muss f7 gedeckt halten, aber 4. exf8D+ Kxf8 5. Dh8# ist halt auch nicht gut.
Gibt es noch eine Verteidigung?
Stünde der schwarze Turm auf a8 statt b8 ginge natürlich der hübsche Konter 2. – Ta1+ mit Matt. 🙂
Herzliche Grüße
Jochen