Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.
Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.
Bauer in Bedrängnis
Schwarz hat am Damenflügel ambitioniert vorgelegt, muss sich nun aber Gedanken um seinen Bauern b4 machen. In der Partie wählte er das naheliegende 13… b3 14. axb3 Dxb3. Gibt es daran etwas auszusetzen?
Nach 15. Sb4 sieht es kurzzeitig ziemlich düster aus, denn 16. Ta3 droht die Dame zu gewinnen, die kein Fluchtfeld mehr hat. Schwarz scheint nach 15. – a5 mit einem blauen Auge davonzukommen, aber nach 16. Ta3 (trotzdem) Dxb4 17. Dxb4 axb4 18. Txa8 verbleibt Weiß mindestens mit Mehrqualität.
Auch 13. – a5 rettet den Bauern übrigens wegen 14. Sxb4 mit dem gleichen Fesselungsmotiv nicht.
Wie immer ohne Brett und ohne Garantie. 🙂
Herzliche Grüße und bleibt gesund
Jochen
So sieht’s aus, der Bauer ist weg.
Mit Schwarz würde ich dann aber auch lieber den Bauern hergeben als die Qualität und auf Kompensation hoffen. Und der Computer hofft natürlich nicht, sondern behauptet, dass Schwarz sogar genug davon hat 😉
auch wieder eine nette Aufgabe