„skill“ = Fähigkeit, Können
„luck“ = Glück
Dieser extrem weise Ausspruch fand den Weg in mein Vokabular, als ich noch aktiv mit japanischen Sammelkarten spielte, mittlerweile verkaufe ich diese komischen Karten, wie viele Leute wissen. Wozu braucht man auch Können, wenn man in den richtigen Momenten einfach Glück hat und das immer wieder?
Von Glück können wir definitiv reden, dass die Bezirks-Blitzmannschaftsmeisterschaften für die Saison 2018/19 überhaupt stattfinden konnten. Irgendwie wollte niemand dieses Turnier ausrichten. Es war schon Anfang Februar, beim Termin für die württ. Blitzmannschaftsmeisterschaften (30. März) gingen viele davon aus, dass der Bezirk Unterland nicht vertreten sein würde. Dankenswerterweise sprangen die Schachfreunde Schwaigern mit einer Last-Minute-Organisation ein, welche aber nicht an Qualität missen ließ.
Eine Heilbronner Mannschaft war auch schnell gefunden. Nikolas Pogan, Thomas Tschlatscher, Kim-Luca Lahouel und meine Wenigkeit (ich an Brett 1 freilich, nicht an 4) wollten wieder Bezirksmeister werden, am Besten verlustpunktfrei wie im Jahr 2017. Rein von der Elo schien das mehr als machbar, rein theoretisch war Ludwigsburg im Schnitt „nur“ 150 Elo schlechter als wir, jedoch waren sie ohne ihre Spitzenspieler Junesch, Vaysberg, Jerie… da. Ein größerer Favorit könnten wir nicht sein, was jedoch auch Gefahren birgt, im Jahr 2017 waren die Mannschaften durchweg besser besetzt. Bei Ingersheim fehlten z.B. Marcel Bluma und Bernd Egger, Kornwestheim sowie Bad Wimpfen waren gar nicht da. Es war nur zu hoffen, dass uns diese Favoritenrolle nicht zu Kopf stieg.
Runde 1: spielfrei!
Es waren neun Mannschaften da und in der ersten Runde traf es gleich mal uns. Wir vertrieben uns die Zeit mit Tandem. Kim-Luca übersah ein Matt in 1 gegen Thomas. Nomen est omen?
Runde 2: „Heim“ gegen Ludwigsburg
„Heim“ steht dafür, dass wir an Brett 1 Schwarz hatten, an Brett 2 Weiß und so weiter.
Das Ganze begann vielversprechend. Ich gewann gegen Branko Vrabac früh einen Bauern und schob den Vorteil risikolos nach Hause. Kim-Luca verlor im Gegenzug an 4. Der Rest der Begegnung war nicht so schön. An Brett 2 und 3 gab es Reklamationen auf beiden Seiten. Am Ende gewann Niko und Thomas verlor. Jedoch bin ich überzeugt davon, dass Thomas um eine Minute betrogen wurde, weil seiner Reklamation eines illegalen Zuges stattgegeben wurde, jedoch keine Zeitgutschrift erfolgte. Naja…
Armin Schuch von Ingersheim wies dann darauf hin, dass es direkt bei unserem 1. Spiel Streitfälle gab. An wem das jetzt lag?
Zwischenstand: 1/2 MP, ich 1/1 Niko 1 Thomas 0 Kim-Luca 0
Runde 3: „Auswärts“ gegen Ingersheim
Um die Frage von oben aufzugreifen: lag sicher an uns, denn es gab wieder eine Reklamation, dieses Mal erlaubte ich mir einen unmöglichen Zug. Brett 2 der Ingersheimer kommentierte das mit „ja das gibt jetzt Zeitbonus, 1 Minute ist viel, 20% der Gesamtzeit!“. Also zockte ich einfach auf Zeit (meine Stellung war auch so klar besser, aber ich wollte auf Zeit gewinnen). Can’t touch me.
Niko gewann ziemlich schnell nach einem Figureneinsteller, Thomas fing sich wieder und auch Kim-Luca konnte ein Erfolgserlebnis feiern. 4:0!
Zwischenstand: 3/4 MP, ich 2/2 Niko 2 Thomas 1 Kim-Luca 1
Runde 4: „Heim“ gegen Heilbronn-Biberach
Das allseits beliebte stadtinterne Duell. Biberach bot ähnlich wie wir fast ihre stärksten Leute auf, darunter auch ihren aufstrebenden Jugendstar Noah Geltz. Leider erlaubte genau der sich in einem symmetrischen Engländer einen katastrophalen positionellen Fehler und wurde kurz mal gesnackt.
An den anderen Brettern sah das nicht so toll aus. Kim-Luca hatte gegen Routinier Detlef Offergeld Material mehr, jedoch viel weniger Zeit (das Bild zog sich bei Kim-Luca und komischerweise auch bei Thomas durch das ganze Turnier durch). Thomas kämpfte mit einer schwierigen Stellung bei weniger Zeit. Niko verlor eine Qualität. Dann zeigte sich jedoch unsere Stärke: Kim-Luca bekam ein Remis geschenkt, Thomas nahm bei 15 Sekunden auf der Uhr ebenfalls ein wohlwollendes Remisangebot an und Nikos Gegner Jens Hoffmann verlor seinen letzten Turm durch eine Läufergabel. 3:1.
Zwischenstand: 5/6 MP, ich 3/3 Niko 3 Thomas 1,5 Kim-Luca 1,5
Runde 5: „Auswärts“ gegen SF Schwaigern
Die Schwaigerner schienen sehr locker zu sein, da wurde schon Bier getrunken. Musste ja bestraft werden, so ein Verhalten.
Es kam natürlich anders. Kim-Luca schien völlig am Ende zu sein, wieder eine 0. Thomas spielte zu positionell und wurde im Endspiel ausgezogen. Ich überspielte meinen Gegner eigentlich und hatte viele Gewinnwege, aber ich entschied mich dazu, mich beim Wettrennen in einem Bauernendspiel zu verzählen. Im Kopf holte ich mir eine Dame und der schwarze Bauer stand auf a3, plötzlich stand er auf a2, also gab es auch eine schwarze Dame…folglich fing ich mir sogar eine 0 ein. Nur Niko blieb glücklich souverän. Da Schwaigern davor schon alles gewonnen hatte, rückte die Meisterschaft mit diesem 1:3 schon in weite Ferne.
Zwischenstand: 5/8 MP ich 3/4 Niko 4 Thomas 1,5 Kim-Luca 1,5
Runde 6: „Heim“ gegen TSV Willsbach
Alexander Pfaff verlor beim Aufwärmen sowohl mit Weiß als auch mit Schwarz gegen mich. Was sollte schon passieren?
An 4 gab es wieder eine 0 für uns, ich kann schon einmal so viel verraten, dass Kim-Luca auch die Runden 7 und 8 verlor. Dafür gewannen alle anderen souverän. Dem armen Alex Pfaff wurde von meinen Springermanövern schwindlig. I <3 Springer! 3:1, wir blieben dran.
Zwischenstand: 7/10 MP ich 4/5 Niko 5 Thomas 2,5 Kim-Luca 1,5
Runde 7: „Auswärts“ gegen SC Neckarsulm I
Neckarsulm war tatsächlich mit zwei Mannschaften da! Eine schöne Sache, vor allem bei der kurzfristigen Bekanntgabe des Turniers. Hier hatten wir auch wenig Glück, sondern gewannen mit purer Gewalt. Mein Gegner an 1 spielte etwas zu zaghaft im Damengambit, rochierte früh und überließ mir das Zepter des Handelns. Also spielte ich meinen Lieblingszug g2-g4 und setzte ihn einfach matt. Niko marschierte weiter und Thomas machte den Sack zu. 3:1.
Zwischenstand: 9/12 MP ich 5/6 Niko 6 Thomas 3,5 Kim-Luca 1,5
Runde 8: „Heim“ gegen SV Ivanchuk
An 1 gönnte ich meinem Gegner Behar Podrimja ein freundschaftliches Remis unter Albanern. Aber im Ernst: ich sah nichts Besseres als eine Zugwiederholung, weil mein Bauer auf d4 chronisch schwach war. Niko reklamierte darauf, dass Nikola Vintonjak seine Dame auf a5 losgelassen hat, wodurch er diese einfach schlagen konnte. Sieg oder? Nicht ganz: Auch Thomas kam wie Simon Degenhard (bei der Vereinsmeisterschaft in den Genuss davon, gegen Zdravko Kristo zu verlieren. Zwar auf Zeit in einer Gewinnstellung, aber auch nur, weil der Gegner alle Bemühungen zu spielen einstellte, als er merkte, er würde ohnehin auf Zeit gewinnen. Davor hatte Thomas nämlich einen Turm weniger, weil er – welch Ironie – seinen König auf einem schlechten Feld losgelassen hatte. 1,5:2,5. Unsere Gegner konnten gar nicht glauben, dass sie gewonnen hatten.
Zwischenstand: 9/14 MP ich 5,5/7 Niko 7 Thomas 3,5 Kim-Luca 1,5
Runde 9: „Auswärts“ gegen SC Neckarsulm II
Immerhin hatten wir die wirklich schwächsten Gegner zum Ende. Markus Holzinger erinnerte mich daran, dass ich im direkten Blitz-Vergleich aktuell 21:0 führen würde. Es war eine interessante Partie und Markus hatte Chancen, aber am Ende machte ich das 22:0. Sorry Markus. Zum Abschluss konnte jeder ein Erfolgserlebnis feiern, bis auf Niko, welcher gegen Yannik Weber in der Eröffnung zwei Bauern einstellte. Diesen konnte er trotz jeglicher Versuche, auf Zeit zu zocken, nur hinterherrennen. Es gab ein Remis, Nikos 100% waren kaputt, wir gewannen 3,5:0,5.
Endstand: 11/16 MP ich 6,5/8 Niko 7,5 Thomas 4,5 Kim-Luca 2,5
Die Qualifikation war damit geschafft. Zum Ende schauten uns die Schwaigerner gespannt zu, warum? Naja, weil sie spielfrei hatten und sich dazwischen noch eine Niederlage sowie drei Unentschieden einfingen. Ich weiß nicht, welche Götter es gut mit uns meinten, jedoch gewannen wir tatsächlich mit diesem schlechten Ergebnis von 11:5 MP und 21:11 Brettpunkten die Bezirksmeisterschaft. Wir hatten einen Schnitt von ca. 2200, so wie letztes Mal. Dort holten wir nach sieben Runden jedoch 14:0 MP und 23:5 BP. Hier gibt es keine Ausreden, einfach schlecht.
Hoffen wir mal, dass es am 30. März auf der württembergischen Ebene besser wird.
Neben uns qualifizierten sich (in der Reihenfolge) Neckarsulm I, Schwaigern, Ivanchuk und Willsbach.