Erst nehmen wir uns das Unterland und dann ganz Württemberg!
Nun, dass wir zu den erfolgreichsten Vereinen im Bezirk Unterland gehören, ist nicht zu leugnen, also können wir auch versuchen, nach den Sternen auf Landesebene zu greifen. Das Wochenende vom 21./22. April 2018 bot diverse Gelegenheiten dazu:
– Württ. Jugendvereinsmannschaftsmeisterschaften (WVMM)
– Württ. Schnellschachmannschaftsmeisterschaften (WSSMM)
– zentrale Endrunde der Oberliga Württemberg
Darüber hinaus spielten am Sonntag auch noch die 4. sowie 5. Mannschaft, wobei es bei Ersteren um das große Ziel „Aufstieg in die A-Klasse“ ging. Wenn man daran denkt, dass die Vierte vor wenigen Jahren das war, was die Fünfte jetzt ist – also eine „halbe Mannschaft“, außer Konkurrenz spielend – muss man konstatieren, dass die positive Entwicklung der oberen Mannschaften auch nach unten durchsickert.
Zur WSSMM zogen wir mit zwei „Schlachtheeren“, welche sich sehen lassen konnten. Unter 24 Mannschaften war das erste Team, bestehend aus Tobias Schmidt, Nikolas Pogan, Thomas Tschlatscher und meiner Wenigkeit (Schande über Thomas, dass er noch kein FM ist) an drei gesetzt, hinter Schmiden und Weiler im Allgäu, welche außer GM Robert Cvek alles aufboten, was sie hatten. Ihnen stand auch ein DWZ-Schnitt von über 2300 zu, was schon eine Ansage ist.
Insgesamt waren ein paar Größen Württembergs erschienen, nur war nicht zu erwarten, dass die „Projekte“ Deizisau und Schönaich mit ihren Titelträgern antreten würden, wodurch man in deren Mannschaften eher „Urgesteine“ und Jugendliche sah.
Team #2 wurde von Steffen Mages angeführt, ihm schlossen sich Julian Bissbort, Marcel Mikeler und Kim-Luca Lahouel an. Hier war es Setzplatz 14, was gleich eine Komik in die Paarungen der 1. Runde brachte: An Tisch 2 spielte Schmiden 1 gegen HSchV 2 und einen Tisch dahinter HSchV 1 gegen Schmiden 2! „Leider“ gingen beide Paarungen wie erwartet aus, obwohl es unsere Zweite war, welche größere Fragen stellen konnte. So konnte Kim-Luca an Brett 4 einen gestandenen Oberligaspieler überspielen. Leider reichte dies nur zu einer knappen Niederlage.
Dennoch steckten sie nicht auf, denn Aufgeben ist selten eine Option bis zu einem bestimmten Niveau (sagen wir mal, bis Verbandsliga-Niveau, habe ich zumindest gehört), vor allem nicht im Schnellschach. So konnten sie in Runde 3 die zahlenmäßig weit überlegenen Feuerbacher vernichtend mit 3,5:0,5 schlagen. Für andere „Upsets“ reichte es leider nicht. Dennoch setzte sich die Zweite im oberen Mittelfeld fest und belegte mit 10-8 Mannschaftspunkten den 9. Platz (Setzplatz 14). Leider wurde der zweite Ratingpreis in der Kategorie DWZ<2000 um einen Brettpunkt verpasst.
Die Ambitionen der Ersten wurden einerseits durch ein 0,5:3,5 gegen Schmiden 1 in der vierten Runde massiv gedämpft, andererseits spielte es auch eine Rolle, dass ein gewisser Spieler etwas umnachtet war und aufgrund von Schlafmangel nicht einmal annähernd sein Niveau spielen konnte. Glücklicherweise punkteten die anderen drei sehr gut, wodurch wir ganze Zeit an Weiler dranblieben und ihnen sogar ein 2:2 abtrotzen konnten. Die Tschechen, ähm sorry, meine die Oberschwaben erlaubten sich sogar den Luxus, in Runde 9 ihren absoluten Topspieler Vojtech Plat aussetzen zu lassen und wurden danach prompt von Nürtingen mit einer Niederlage bestraft. Leider wog unsere Niederlage gegen Schmiden bzw. die hohe Brettpunkteausbeute der Allgäuer zu schwer. Dennoch eine Verbesserung im Vergleich zum Vorjahr, als wir Vierter wurden, wobei auch zu sagen ist, dass manch starker Gegner in seiner Konkurrenz vermisst wurde (z.B. war Böblingen im Vorjahr merklich stärker, während Biberach heuer gar nicht erschienen war).
Ergebnisse WSSMM.
Parallel dazu – eine geniale Terminplanung – fand in Schwäbisch Gmünd die WVMM statt. Neben dem Fehlen vieler Jugendliche hatte dies noch einen anderen, unerwarteten, negativen Nebeneffekt. Am Anfang der WSSMM mussten wir, da die Jugend des Ausrichtervereins einige Uhren aus Stetten entführte, mit Uhren der Marke „Saitek“ spielen, welche klar nicht für das Turnier geeignet waren. So wurde zwar der vorgesehene Modus „15 Minuten + 5 Sekunden“ programmiert, aber die Uhr weigerte sich strikt, in der Zeitnotphase bei schnellem Drücken beider Spieler fünf Sekunden gutzuschreiben. Da ich auch schon in Hofheim beim Frühjahrsopen negative Erfahrungen mit Nicht-DGT-Uhren gemacht habe, kann ich nur die subjektive Empfehlung aussprechen, doch bei den DGT-Uhren zu bleiben, wenn es um elektronische Uhren geht.
Wie dem auch sei, soll das kein Werbeblog für DGT sein, sondern das Thema ist die WVMM. Da es nichts mit der DVM U20 wurde, konnten wenige Spieler unsererseits die U16 verstärken. Insgesamt traten wir mit jeweils einer Mannschaft in den Altersklassen U10-U16 an, was erfreulich ist. Leider sagten vor allem für die höheren Altersklassen ein paar Kinder ab, wodurch wir nicht unser ganzes Potential abschöpfen konnten. Die U10 musste kurzfristig sogar zu dritt antreten, schlug sich dafür umso wackerer. Insgesamt landeten wir mit allen Mannschaften im (hinteren) Mittelfeld. Positiv ist auf jeden Fall zu sehen, dass gar nicht so viel zu anderen Teams fehlt, die Probleme also mit ausreichend Training und Praxis gelöst werden können.
Zwischen 8 und 9 Uhr reisten die erste und vierte Herrenmannschaft (wobei bei der Vierten wohl eher „Jugendmannschaft“ angebracht ist) zu ihren Auswärtsspielen. Die einen reisten zu ihrem unwichtigsten Spiel in der Saison, die anderen zum alles entscheidenden Spiel. Na, wer fuhr wohin?
Richtig, für die Erste war es (objektiv gesehen) das unwichtigste Saisonspiel. Aufstieg nein, Abstieg sowieso nicht und Platz 4 war quasi sicher, außer man hätte hoch verloren und Schmiden hoch gewonnen, aber selbst das wäre egal gewesen. Einzig das subjektive Motiv „Revanche“ war Motivation zu spielen, schlug uns der SK Bebenhausen in der Vorsaison noch mit 4,5:3,5. Für den Umstand, dass sie damals der Favorit waren, gewannen sie aber auch nur knapp und etwas glücklich, während wir dieses Mal eindeutig der Favorit waren, gerade an den hinteren Brettern. Es kam jedoch, wie es kommen musste, der „Plan“ ging nicht auf. An den Brettern 1-4 verloren wir keine Partie und gewannen beide Spiele, in denen wir Weiß hatten. Dafür patzten wir hinten gehörig rum. Robin stellte gar einzügig eine Figur ein, er bleibt Meister der Extreme. Wir können nach seinem Remis gegen Schmiden also beruhigt sein, dass es Robin noch gut geht.
Wir teilten am Ende mal wieder die Punkte mit einem Gegner in der Oberliga und bleiben auf dem sehr guten 4. Platz. Jedesheim geht hoch, Wolfbusch und Ulm steigen wie erwartet ab, genauso erwartungsgemäß trat der Abstieg von Böblingen aus der 2. Liga ein. Dafür kommen Deizisau 2 und Sontheim/Brenz hoch. Einfacher wird es demnach nicht.
Eine detaillierte Beschreibung der Partien habe ich jetzt ausgelassen, da diese auf chess24 live übertragen worden sind. Jedoch ist hinzuzufügen, dass die Übertragung bei Julians und Nikos Brettern gesponnen hat und demnach kein verwertbares Partiematerial zu sehen ist.
Damit kommen wir zum Showdown in der B-Klasse. Die Vierte reiste zusammen mit der Fünften nach Willsbach. Vorneweg marschierten die Kinder! So schlug die Fünfte Willsbachs Fünfte mit 3:1 und kann die Saison doch mit einem Erfolgserlebnis beenden. Auf diesem muss in Zukunft aufgebaut werden. Neben „Kinderpower“ war es auch „Girls‘ power“, denn neben dem aufstrebenden Calvin Wolff brachten Michelle Kutsch sowie Anastasia Wiebe die entscheidenden Punkte ein.
2016/17 dominierte Willsbach 4 die C-Klasse noch nach Belieben, während HSchV 4 aufgrund eines Brettpunktes noch den Aufstieg schaffte. Auch wenn unsere Vierte die ganze Saison über vorne dabei war, kann man nicht sagen, dass die Vorzeichen nun umgekehrt waren. Willsbach saß Künzelsau 2 und uns im Nacken. Nur Tabellenführer SF Schwaigern 2 schien quasi durch zu sein, da sie gegen die letztplatzierten Bad Wimpfen 3 antreten mussten. So kam es dann auch: Schwaigern gewann 8:0 (sechs erspielte Punkte) und darf sich über den Aufstieg in die A-Klasse freuen. Gratulation!
Spannend war nur noch die Frage, wer Schwaigern folgen würde. Künzelsau gewann klar und deutlich 6:2 in Neckarsulm. Damit hätte auch ein 4:4 nicht gereicht, da die Hohenloher bei den Brettpunkten voraus wären. Jedoch gab sich die größtenteils jugendliche Mannschaft keine Blöße. Ebenfalls mit 6:2 wurden zwei immens wichtige Mannschaftspunkte aus Obersulm entführt. Damit war klar: Die Vierte steigt in die A-Klasse auf, das ist der zweite Aufstieg hintereinander!
Als Spielleiter des Vereins kann ich die Mannschaft und deren Führung nur beglückwünschen, dass sie sich in den „Aufstiegsreigen“ der letzten fünf Saisons eingliedert. Falls die Dritte es am Sonntag ebenfalls schafft (ironischerweise kommt der Verfolger da ebenfalls aus Künzelsau), dann wäre nur die zweite Mannschaft im Soll: Seit 2013/14 sind die Erste und Vierte zwei Mal aufgestiegen und die Dritte kann es aus eigener Kraft schaffen. Da muss noch mehr in der Landesliga kommen!
(Nehmt es mit Humor)
Hey Enis,
die Frage ist wer wem die Uhren entführt hat.
Die WSJ hat von Ihren 100 Uhren 15 für die Schnellschachmeisterschaft gestellt und der SC Murrhardt hat diese wieder ersetzt. Also anderesrum entführt 🙂
Wobei rein von der Sache hast du Recht, wir hätten auch mit den anderen Uhren spielen können.
Viele Grüße
Johannes Bay
Turnierleiter WVMM