Die BW-Liga U20 beginnt, in ihre entscheidende Phase zu gehen. Einige Spitzenpaarungen sind noch nicht ausgespielt worden, was die Brisanz der Enge an der Tabellenspitze nur weiter verschärft.
Die Karlsruher reisten im Gegensatz zu letztem Jahr zu unseren Jungs und waren zudem sicher ambitioniert, sich für die letztjährige, heftige Niederlage zu revanchieren. Zwar verloren unsere Jungs mich als Brett 1 und Christian Biefel als beständiges Brett 4, dafür kamen Anton Wunder und Kim-Luca Wasielewski als Verstärkungen hoch. Im Gegenzug war das Brett 1 der Karlsruher, Paula Wiesner, auch nicht anwesend.
Da ich gerade vor der ersten beendeten Partie erschienen bin, kann ich nicht besonders viel zum Partienverlauf sagen. Beim spontanen Durchspielen im Kopf mithilfe der Partieformulare konnte ich jedoch Einiges in Erfahrung bringen.
So kam es dann dazu, dass Tobias Peng und Patrick Wenninger an den Brettern 1 und 2 souveräne sowie wichtige Siege einfahren konnten. Besonders bei Tobias hätte man leicht denken können, dass ein Meister bei uns spielt, da er bereits nach acht Zügen eine Qualität mehr hatte – mit Schwarz – und für seine 40 Züge gerade mal knapp 20 Minuten brauchte. Vielleicht reicht es echt noch für Meisterstärke, wenn er diese Souveränität auch gegen vermeintlich stärkere Gegner mitnimmt.
Mit diesen Siegen im Rücken brannte nicht mehr viel an. Simon Degenhards Gegner hatte mit einem etwas schlechteren Läuferendspiel zu kämpfen und lief zusätzlich noch in ein Mattnetz. Um das Matt zu vermeiden, hätte er seinen Läufer geben müssen, folglich reichte er Simon die Hand.
An den restlichen drei Brettern konnten die Karlsruher nicht mehr für das benötigte Ungleichgewicht sorgen. Anton spielte relativ unambitioniert, die Kombination aus vielen Abtäuschen und festgefahrener Bauernstruktur ließen erahnen, dass die Partie Remis ausgehen würde.
Ebenso war bei Magic Marcel Mikeler relativ wenig los. Zwar bekam sein Gegner temporär unangenehme Aktivität, welche in einem Bauerngewinn resultierte, Marcel konnte im Gegenzug selbst aktiv spielen. In Doppelturmendspielen (auch wenn noch ein Springer auf jeder Seite auf dem Brett war) neutralisiert ausreichend Aktivität auf jeden Fall einen Bauern, so endete auch diese Partie im Remis.
Kim-Luca traute sich ein sehr schönes Qualitätsopfer und wurde mit einer gewonnenen Stellung belohnt. Leider machte er das, was bei uns Amateuren generell ein Manko ist: er ließ seinen Gegner unnötig ins Spiel zurückkommen. Als ich ging, war mir klar, dass Kim-Luca noch besser stand, aber heftige praktische Probleme auf ihn warteten, da die zwei Türme des Gegners unangenehm aktiv waren und einen bedrohlichen Freibauern auf c2 unterstützten. Kim-Luca konnte seine Probleme so weit lösen, dass die Stellung remis wurde, was auch ein ordentliches Ergebnis ist.
Mit 4,5-1,5 fiel der Sieg relativ klar aus und war in dieser Höhe auch verdient. Überraschenderweise gewannen unsere „Stadtteiler“ aus Biberach gegen Topfavorit Baden-Baden (herzlichen Glückwunsch einmal an dieser Stelle!) und machten die Situation an der Spitze noch einmal viel komplizierter:
Wenn man bedenkt, dass die Ergebnisse von Eppingen gegen Göppingen und Sontheim gegen Bebenhausen noch nicht eingetragen sind, könnte man meinen, dass man da oben fast Platzangst haben müsste, bei potenziell vier Verfolgern mit fünf Punkten.
Drei Endspiele stehen den Jungs noch bevor und zwar gegen so ziemlich alle direkten Verfolger – Baden-Baden, Bebenhausen und Biberach, in dieser Reihenfolge. Meister muss man nicht unbedingt werden – ein Platz unter den besten Drei ist sehr gut möglich. Weiter geht’s!