Das spannende Finale des Unterländer KO-Pokals

Daniel Schäfer berichtet vom Finalsieg in Ludwigsburg:

Am Samstag, den 29.04.23 stand für uns das KO-Pokal-Finale Unterland an. Der Gegner: Ludwigsburg. Und sie erwarteten uns bereits bei sich in der Mathildenstraße.

Vier mutige, junge und ehrgeizige Heilbronner (Sebastian, Jannis, Felix und ich) machten sich auf den Weg dorthin, um sich den Pokal zu erkämpfen und den Titel zu verteidigen.

Obwohl wir mit dem Einzug ins Finale einen Platz in der höheren Ebene des Württembergischen KO-Pokals erspielt haben (und nicht zuletzt dort als Zweitligist einen weiteren Platz reserviert bekommen), ging es an jenem Tag immerhin um mehr als im Mannschaftsspiel der 2. Mannschaft am Tag drauf, welches nun wirklich eher Züge eines Freundschaftsspiels hatte.

Noch auf dem Fußweg vom Bahnhof (Jannis, Felix und ich kamen mit der Bahn) fragten wir uns, wie wir uns nun eigentlich aufstellen. Schließlich, bestand speziell im KO-Pokal freie Reihenfolge. Felix und Jannis waren sich mit Brett 3 und 4 klar einig, nur war zwischen Sebastian und mir eher die Frage, wer lieber Weiß spielen will und wer Schwarz. Uns beide war es wohl ,,egal“, aber Sebastian meinte schließlich, er hätte sein Schwarzrepertoire in guter Form und könnte gut an Brett 2 spielen. Wir beide hatten in der 2. Mannschaft in dieser Saison sehr viel Schwarz, also nutzte ich persönlich eher die Gelegenheit und spielte mal Weiß an Brett 1.

Dort angekommen erkannte ich persönlich keinen der Spieler, aber sie alle wirkten sehr erfahren. Sie müssten also stark aufgestellt haben. Die Gastgeber hatten eigentlich Enis erwartet und sich auf ihn gefreut. Wir mussten ihn leider enttäuschen.

Keiner von uns hatte sich vorher über die Namen im Internet erkundigt, somit konnten wir keine genaue Aussage über die einzelnen Spielstärken treffen. In den ersten Zügen aber schon merkten wir, dass uns eine große Herausforderung bevorsteht.

Meine Eröffnung begann sehr gut. Mein Gegner behandelte sein eigenes Nimzo-Indisch gegen mein 4.Dc2 nicht gut und geriet schnell in eine gedrückte, passive Stellung. Sebastian gelang es in der Eröffnung zwar den e-Bauern im Caro-Kann zu gewinnen, doch der Gegner bekam dafür viel Aktivität, welche sich bald schon als Überkompensation herausstellen soll. Bei Felix und Jannis sah es insgesamt ganz gut aus. Bei mir tauschte sich sehr wenig ab, die Stellung blieb eher kompliziert und wir beide überlegten lange und gerieten zeitlich in Schwierigkeiten, blitzten uns aber noch in die Zeitkontrolle und eine aktivere Stellung für mich hinein. Sebastian musste dabei aber leider dem Gegner die Hand geben sehen. Er unterlag dem starken Figuren-Angriff (ohne Damen). Und so standen wir bereits sehr unter Druck, denn in Anbetracht der Berliner Wertung (die für den Fall eines 2:2 eintritt) haben wir damit bereits eher schlechte Karten.

Jannis stand auf eine sichere Weise etwas besser, hatte eine gegnerische Schwäche mit seinen Türmen belagert, konnte aber keine zweite kreieren und tat sich schwer damit, Fortschritte zu machen. Felix hat auf lieb gesagt „interessante“ Weise seine Qualität gegen einen Bauern geopfert, um einen starken Springer zu postieren. Schade nur, dass die Stellung bereits sehr offen war und sein Springer im Zentrum kaum Angriffsziele, der Extra-Turm des Gegners aber viel Power hat. Er hat sich damit relativ schnell in eine ungünstige/verlorene Lage gebracht.

Das sah nicht wirklich gut für uns aus. Jannis schien, als könnte er das nicht mehr gewinnen. Die Stellung vereinfachte sich immer weiter und Remis wurde immer wahrscheinlicher. Bei Felix konnte man nur hoffen und beten, dass er das irgendwie nicht verliert und ein Remis rausholt. Aber ganz gleich, ob Felix und Jannis zu zweit 1 oder 1,5 holen, in jedem Fall ist klar, dass ich meine Partie gewinnen muss, um das Ding nach Hause zu holen. Und es sah für mich auch nicht schlecht aus. Ich tauschte etwas weiter ab und es blieb Turm + Läufer gegen Turm + Springer im Endspiel übrig, wobei mein Turm die einzige offene Linie hatte und klar aktiver war als der schwarze Kontrahent. Im Laufe meines Endspiels flogen auch die Nachrichten ein, dass Jannis seine Partie bis auf die letzten Randbauern ins Remis geführt wurde und Felix sich noch in ein Dauerschach retten konnte. Also würde mein Sieg noch für den Mannschaftssieg reichen.

Ich vereinfachte weiter in ein Läufer vs Springer Endspiel, wo ich meinen König auf die anfälligen Bauern am Damenflügel schicken könnte. Die Atmosphäre hatte einen ziemlich dramatischen Showdown-Charakter angenommen. Die Mannschaftskameraden schauten zu und bangten ihrem jeweiligen Kameraden nach. Wir beide hatten maximal 5 Minuten auf der Uhr. Er konnte mich gerade rechtzeitig von einem Bauerngewinn mit seinem König abhalten, aber ich konnte im Zentrum durchbrechen und einen starken Freibauern bilden. Sein Springer war ein wenig am Damenflügel gestrandet. Er versuchte mit g5 seinen Bauern ins Rennen zu schicken, aber mein Bauer kam schon nach e7, wird von Läufer gedeckt und weist den König in seine Schranken. Nun marschierte ich mit dem König auf den g-Bauern zu, während ich auf seinen Springer Acht gab, sammelte den Bauern ein und marschierte wieder zurück zum Damenflügel, wo sich noch Bauern auf b4 und b5 gegenüberstehen, um auch den b5 einzusammeln. Mein Gegner konnte sich nicht groß dagegen wehren und gab nach Verlust des zweiten Bauern schließlich auf.

Die Spannung löste sich. Nach 5 Stunden 20 Minuten war es vorbei. Der KO-Pokal ist unser, der Titel verteidigt! Was für ein Finale.

Spät ist es geworden… 19.20 Uhr…

Im Nachhinein stellten wir fest, dass auch die Ludwigsburger an den Brettern 1 und 2 ein wenig gedreht haben. Der Spieler an 2 war etwas stärker als an 1. Jedenfalls ist es ja gut für uns verlaufen und die Aufstellung war sicher keine Fehlentscheidung .


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