David gegen Goliath?

Nach einem nervenaufreibenden und lebensverkürzenden Wochenende in der 2. Bundesliga stand der Alltag an, welcher uns die letzten Jahrzehnte geprägt hat.

Angesetzt waren fünf Begegnungen, davon vier am Samstag. Jedoch wurde an diesem Tag kaum gekämpft. Sowohl in der Bezirksjugendliga als auch bei den Senioren wurden die Begegnungen am Vorabend von den Kontrahenten abgesagt. Wiederum schickten wir in der Kreisjugendliga nur die Mindestanzahl an Spielern ans Brett, welche auch nicht verhindern konnten, dass wir die Begegnung mit 0:4 verloren.

Bleibt noch das Halbfinale des KO-Pokals Unterland, in welchem wir gegen die SF Schwaigern antreten musste. Der Sieger würde gegen Ludwigsburg im Finale spielen. Das wussten wir schon, weil zwei Ludwigsburger Teams im Halbfinale gegeneinander gelost wurden. Das ist natürlich ein Vorteil, wenn man mehrere Teams im Wettbewerb meldet.
Unsere Schwaigerner Kollegen sprachen in ihrem „Amtsblatt“ vom Duell „David gegen Goliath“. Einen Vorwurf kann man ihnen nicht machen, denn sie können ja nicht wissen, dass wir fast auf eine Meldung verzichtet hätten. Jedenfalls sahen wir den KO-Pokal Unterland eher als Spaß-Wettbewerb. Darüber hinaus sind wir als Zweitligist ohnehin für die Verbandsebene vorqualifiziert (welch Privileg).

Die Realität sah anders aus. Nur mit unserer Top-Aufstellung wären wir klar favorisiert gewesen, aber Ramin hatte sicher Besseres zu tun am Samstag. Von der DWZ waren wir sogar leicht unterlegen (DWZ-Schnitt 1910 vs. 1966), wobei an den Brettern 1 und 4 ein großes Gefälle vorlag.

Die DWZ sagte hier jedoch nichts voraus. An 1, 2 und 4 gab es knappe Kämpfe. Nur an Brett 3 übernahm Felix Hagenmeyer gegen den Mannnschaftsführer Thomas Berger früh die Kontrolle über die Partie. Bei beiderseitiger kurzer Rochade drängte er die schwarze Dame nach a8, wo sie keine Gefahr darstellte. Mutig öffnete Felix den Königsflügel mit g2-g4 und h2-h4-h5. Der Bauernschutz beider Könige war zerstört worden, der Unterschied war die Positionierung der Damen. Während die weiße Dame auf h5, unterstützt vom Springer auf d6, die Partie entschied, schaffte es die schwarze Dame nur nach c6.

An 4 spielte Calvin Wolff gegen den über 500 Punkte stärkeren Lucas Pepi sehr kreativ und setzte auf die Macht eines Läufers auf c6, welcher keinen Gegenspieler besaß. Leider verbrauchte Calvin etwas zu viel Zeit und wählte in einem kritischen Moment eine Fortsetzung, welche Weiß viel Gegenspiel gab. Der Angriff führte zum Matt und Schwaigern glich aus.

Das Schicksal ruhte daher auf den Schultern von Daniel und mir. Ersterer besaß das Läuferpaar in offener Stellung, musste sich jedoch gegen die Initiative von Tobias Hermann erwehren. Als diese abgeschüttelt wurde, dominierte vor allem der schwarzfeldrige Läufer auf der langen Diagonale a1-h8. Daniel tat sich jedoch keinen Gefallen damit, ins Endspiel zu gehen und Tobias bekam mit seiner Bauernmehrheit am Damenflügel genug Gegenspiel, um auszugleichen.
Wenig späte sorgte ich mit einem gut platzierten Remisangebot zum Endstand von 2:2. Gegen Colin Ensslinger, einem talentierten Jugendspieler (ca. 2200 Leistung beim Böblinger Open Ende Dezember), kontrollierte ich die Partie weitestgehend. Er erwies sich jedoch als zäher Gegner und hielt die Füße still. Kurz vor der Zeitkontrolle entglitt mir die Partie und Colin entwickelte eine gefährliche Initiative. Als er nur noch wenige Sekunden auf der Uhr hatte, blieb ihm keine Wahl mehr als mein Remisangebot anzunehmen.

Als Colin danach mitbekam, dass Schwaigern mit diesem Ergebnis aus dem Pokal ausschied, war er etwas verwundert. Vielleicht hätte er weitergespielt, wenn er das gewusst hätte. Noch einmal Glück gehabt. Wir stehen im Finale und dürfen um die Verteidigung eines weiteren Titels spielen.


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