Da sich irgendetwas bei Luther zum 500. Mal jährte – entschuldigt meine nicht-integrierte islamisch angehauchte Herkunft – war nicht nur der 1. November in Baden-Württemberg („haha“ an alle nördlichen sowie östlichen Bundesländer) ein Feiertag, sondern auch der 31. Oktober, dessen Abend aufgrund der Amerikanisierung unserer Gesellschaft gemeinhin als „Halloween“ bekannt ist. Normale Leute würden sich an dem Abend betrinken, für Schachspieler gibt es jedoch einige Möglichkeiten, sich auszutoben.
Zunächst wären da Langschachturniere zu nennen, welche bis „Halloween“ gingen. Ein großer Vertreter ist da natürlich das Herbstopen in Deizisau, welchem drei Heilbronner die Ehre erwiesen. Simon Degenhard und Severin Bühler gingen im A-Open auf Punktejagd, während Thomas Leykauf das B-Open auf sich nahm. Thomas sorgte gleich in der ersten Runde für einen „Upset“ (Aufreger) und schlug als Außenseiter einen 1700er. Der Rest seines Turniers war dafür leider eher vom Fahrstuhl geprägt, dennoch sind drei Punkte aus sieben Runden eine ordentliche Leistung.
Auch Severin ging als Underdog ins Rennen, dafür im A-Open. Wie Thomas stürzte er mit Vadim Reimche (>2000 DWZ) gleich mal einen Favoriten, welcher schon oft und durchaus erfolgreich am Württembergischen Meisterturnier teilnahm – selbst ich hab 0 aus 1 gegen ihn. In der Folge waren Severins Partien eher von Remisen geprägt, gegen Stärkere musste er noch zwei Mal Federn lassen und insgesamt hatte auch er drei Punkte am Ende, ebenfalls ansehnlich, vielleicht etwas zu unambitioniert gespielt – er versicherte mir jedoch, dass die Remisen alle in Endspielen vereinbart wurden…
Gewonnen hat das A-Open der hoch favorisierte IM Nikita Meskovs mit einem halben Punkt Abstand, wobei er sich den Luxus herausnahm, gegen den regional bekannten Thilo Kabisch eine Stellung mit +2 in der letzten Runde einfach so Remis zu geben.
Herbstopen 2017.
Etwas länger geht das Münsterland-Open in Senden (Nordrhein-Westfalen), ausgerichtet vom SK 32 Münster. Dort hat es unseren IM Ulrich Schulze aufgrund alter Bekanntschaften verschlagen. Insgesamt werden neun Runden gespielt, am 2. November findet die Sechste statt. Gegen zwei Schwächere gab Ulrich zwei Remis ab, hat jedoch sonst eine weiße Weste und darf heute mit Weiß gegen den Hamburger IM Jonathan Carlstedt spielen.
Münsterland-Open 2017.
Jetzt endlich weg vom drögen Langschach hin zu den spannenden Schnelldisziplinen, in diesem Fall das Blitzschach!
Aufgrund unseres Erfolges bei den ersten WSSMM (wir berichteten) kam die Idee auf, doch mal wieder bei den Blitzmannschaftsmeisterschaften mitzuspielen. Doch um dort auf die württembergische Ebene zu kommen, muss man tatsächlich erst die Bezirksebene mitspielen. An sich sollte die Qualifikation ein Klacks sein, da sich wahrscheinlich fünf Mannschaften qualifizieren und in der Regel sieben bis neun Teams mitspielen, so zumindest der Trend der letzten Jahre.
Wegen Fehlkommunikation gestaltete sich die Mannschaftsbildung schwieriger als gedacht. So gingen wir lange davon aus, eine Mannschaft zu haben. Am Vorabend klärte Simon Weißbeck ein Missverständnis auf und wir standen plötzlich ohne Mannschaft da. Dank der Initiative von Tobias Schmidt hatten wir doch einen vierten Mann und ich wandelte meine Notfallzusage in eine feste Zusage um, sodass wir doch zu fünft waren.
Die Meisterschaften begannen jedoch mit einem Einzelturnier morgens, wobei es dort auch um Qualifikationen zur württembergischen Meisterschaft ging. Tobias wurde hier quasi für seinen Einsatz am Vorabend belohnt. In der Mittelphase des Turniers dominierte und schlug fast alle Mitfavoriten. Mit eineinhalb Punkten Vorsprung vor den letzten drei Runden sicherte den Bezirksblitzmeistertitel großmeisterlich mit drei Remisen ab und hatte am Ende sogar mit 12 Punkten noch einen ganzen Punkt Vorsprung. Herzlichen Glückwunsch!
Beim Einzel nahmen noch Marcel und Kim-Luca teil. Während Marcel 8 Punkte aus 15 Runden gegen einen Schnitt über 2000 holte, lief es bei Kim-Luca leider nicht so rund und er holte nur 6,5 Punkte.
Zum Mannschaftsturnier kam neben meiner Wenigkeit noch Niko Pogan hinzu und so stellten wir die mit Abstand stärkste Mannschaft in dem unerwartet großen Teilnehmerfeld von 15 Mannschaften. Dennoch erwarteten wir von Runde 1 an harten Kampf, durchaus amüsant war, dass wir gerade in den letzten beiden Runden die höchsten Siege einfuhren.
In der ersten Runde saßen uns die Ausrichter aus Bad Wimpfen gegenüber. Leider war ich an Brett 1 in den ersten beiden Runden ein Totalausfall und verlor quasi zwei Mal auf Zeit. In der ersten Runde rettete uns ein „taktisches Remis“ von Niko gegen Alexander Probst, als Niko gerade dabei war, eine Figur einzustellen. Die zweite Runde gegen Ingersheim lief genau gleich ab, an Brett 1 verhunzte ich meine Gewinnstellung gegen Marcel Bluma (verflucht seist du, Blitzmodus), während Niko nicht über ein Remis hinauskam. Dafür entwickelten sich Tobias und Marcel an 2 und 4 zu Punktegaranten.
Dass Bad Wimpfen und Ingersheim relativ weit hinten gesetzt waren, lag übrigens daran, dass Lauffen quasi eine Strohmann-Mannschaft aufstellte mit lauter Leuten, die nicht da waren (z.B. Gunnar Schnepp, der in Bad Wiessee bei den OIBM weilt) – so hatten sie zwar den zweithöchsten TWZ-Schnitt, gehörten an sich jedoch eher zu den Mannschaften aus dem Mittelfeld.
In der dritten Runde gab es den zweiten „Pokalschreck“, die Kornwestheimer. Hier riskierte ich etwas und gewann ein Turmendspiel gegen Julian Maisch mit ungewohnt präziser Berechnung sowie selbstbewusster Durchführung. Tobias spielte dafür „nur“ Remis gegen den SVW-Präsidenten, dafür feierten Niko und Marcel (wieder) Siege.
Leichter wurden die Gegner zunächst nicht, es warteten die Ludwigsburger und Kim-Luca kam zu seinem ersten von drei Einsätzen. Leider ohne Erfolg, gegen den Ex-Bezirksvorsitzenden Branko Vrabac hat er noch nie Land gesehen. So wurde es leicht zum Krimi, ich hatte zwar im Mittelspiel einfach mal drei Bauern ohne Bestrafung gefressen und gab einen zurück für ein gewonnenes Endspiel mit gleichfarbigen Läufern, jedoch war meine Zeit wieder knapp gegen FM Gerhard Junesch. Sein Remisangebot verunsicherte mich weiter, da ich den Überblick über 2 und 3 nicht hatte, also raffte ich mich zusammen und fand doch einen Gewinnweg. Zum selben Zeitpunkt packten es auch Tobias und Niko, ein weiterer Sieg stand zu Buche.
Den gebeutelten Oberliga-Absteiger aus Erdmannhausen galt es in Runde 5 zu schlagen, unser Vorsprung mit zwei Mannschaftspunkten war zwar komfortabel, jedoch nicht entscheidend. Zu unserer Überraschung ließen sie ihren Spitzenspieler FM Ralf Müller aufgrund ihrer Rotation aussetzen. Verstanden wir zwar nicht, aber ok cool, einfacher für uns. Dementsprechend ging der Kampf relativ deutlich mit 3,5:0,5 für uns aus, Kim-Luca kratzte gegen Andreas Meschke ein Remis zusammen und ich ging an 1 aus einer unübersichtlichen Zeitnotschlacht als Sieger gegen Dr. Thomas Meier vom Brett.
Somit hatten wir die ärgsten Konkurrenten hinter uns gebracht, da Lauffen, wie erwähnt, mit einer eher schwachen Mannschaft antrat und auch nicht in Reichweite war. Der Turniersieg war nach einem 4:0 über Böckingen unstrittig (drei MP Vorsprung) – witzig war meine Kurzpartie mit Weiß: 1. e4 c6 2. d4 d5 3. e5 c5 4. c4 dxc4 5. d5 e6 6. Lxc4 exd5 7. Lxd5 Se7?? 8. Lxf7+ 1:0. Marcel gewann erneut und blieb als Einziger bei 100%; auch wenn es nur vier Runden waren, eine starke Leistung.
In der letzten Runde mussten wir leider noch ein paar Träume zerstören, denn dort spielten wir gegen Biberach I (nur aus Jugendlichen bestehend), welche vor der letzten Runde auf Platz 6 und damit in Tuchfühlung mit einem Qualifikationsplatz waren. Kim-Luca gewann noch eine Partie, wie jeder auch noch, somit schlugen wir auch den nächsten aufmüpfigen Stadtteil mit 4:0.
Das Turnier gewannen wir, wer mitgezählt hat, mit 14:0 Mannschaftspunkten, zusätzlich gab es 23,0:5,0 Brettpunkte. Eine Machtdemonstration, denn auf den zweiten und dritten Platz hatten wir fünf (!) MP Vorsprung, wie ihr der folgenden Tabelle entnehmen könnt.
Neben uns qualifizierten sich Bad Wimpfen, Ingersheim, Ludwigsburg und Willsbach. Im Unterland war die Sache somit eindeutig, auf der württembergischen Ebene wird das Ganze mit Mannschaften wie Bebenhausen, Biberach, Schmiden…und natürlich den Star-Ensembles aus Deizisau und Schönaich mehrere Ecken schwieriger.
Einzelergebnisse:
Tobias 12/15 Einzel + 6,5/7 Mannschaft
Niko 6/7 Mannschaft
Marcel 8/15 Einzel + 4/4 Mannschaft
Kim-Luca 6,5/15 Einzel + 1,5/3 Mannschaft
Ich 5/7 Mannschaft