Elo einstellen verboten

Vom 6. bis zum 10. April war ich mal wieder in Basel bei einem Schachturnier. Wer mehr von den Partien sehen will oder gerne Videos schaut, kann sich mein 50-minütiges Recap auf YouTube anschauen.

In diesem Beitrag nehme ich euch mit auf die Reise zu meiner 2. IM-Norm. Zumindest war das mein Ziel. Diese Reise war ebenso kulinarischer Natur. Wir aßen an den fünf Tagen aus türkischen, vietnamesischen, italienischen, griechischen und US-amerikanischen Küchen. Wer dabei war? Die beiden Hagenmeyer-Brüder Felix und Jannis, Simon Degenhard, Lukas Dietzel, Calvin Wolff und Niklas. Aber nicht Niklas Lob, welcher krankheitsbedingt kurzfristig absagen musste. Frei nach dem Motto „There must always be a Lich King“ mussten wir einen Ersatz-Niklas dabei haben. Da entschieden wir uns für Niklas Schmider von der OSG Baden-Baden, gegen den ich Ende Februar in der 2. Bundesliga Süd verloren hatte.

Direkt an der Grenze in Weil am Rhein nächtigend, fühlten wir uns guten und fuhren vom „B&B Hotel“ zum „Mövenpick Hotel“, welches sich zwischen Aeschenplatz und „Basel SBB“ (quasi der Hauptbahnhof in Basel) befindet. Die Spielbedingungen waren leicht verändert im Vergleich zu Weihnachten. Da vom 7. bis zum 15. April zeitgleich das Einladungsturnier „Swiss Young Masters“ stattfand, wurde das „Rising“-Open (für junge und unerfahrene Spieler:innen) gestrichen. Ein Teil des „Experts“-Opens, welches wir hierzulande bei vielen Turnieren eher als „B-Open“ kennen, wanderte in den zweiten Stock des Hotels. Die besten Spieler:innen des Expert-Opens und alle aus dem „Masters“-Open (A-Open) durften im Ballsaal des Hotels spielen. Im Übrigen spielte unser Theo Stijve beim „Swiss Young Masters“ mit, hier könnt ihr seine Partien nachspielen.

Bei den „Normalos“ lief es anfangs nicht so gut. Es gab nur Favoritensiege, außer bei Simon und Niklas Schmider, welche mit einem Remis noch gut bedient waren. Zugegebenermaßen war mein Sieg in Runde 1 nicht lupenrein, zum Glück war es schon spät genug und mein Gegner beging um Mitternacht den letzten Fehler, sodass ich noch gewann. Gegen 1 Uhr nachts waren wir dann alle im Bett und durften um 9:30 Uhr schon wieder spielen. Freude!

Ohne wirkliche Vorbereitung ging ich ans Brett in Runde 2. Mit Christian Glöckler saß mir ein liebenswertes Kind gegenüber, bei welchem der Schein das Sein trügt. Christian erwies sich trotz mangelhaftem Eröffnungswissen als knüppelharter Gegner und verteidigte ein schlechtes Endspiel mit computerhafter Zähigkeit. Am Ende setzte sich meine Erfahrung, gerade bei knapp werdender Zeit, durch. Aber ob ich bei der nächsten Begegnung auch auf meine Erfahrung setzen kann? Schwer zu sagen.
Die Geschichte von Runde 3 war schnell erzählt. In einer königsindischen Stellung überspielte ich FM Samuel Weber gekonnt. Als es daran ging, das „+1“ in etwas Zählbares zu verwerten, begann ich eine beispiellose Selbstzerstörung mit dem typischen Enis-Zug g2-g4. Danach war es nur noch Agonie.
Bei den anderen waren gemischte Ergebnisse sichtbar. Simon kam auch an Tag 2 nicht in Fahrt, während Niklas Schmider und Jannis mit 2/2 glänzten. Das machte Lust auf mehr.

Vor allem hatten wir Lust auf Essen und so probierten wir das vietnamesische Restaurant direkt gegenüber unseres Hotels.

Hähnchen Tempura an Erdnusssoße

Eure Meinung? Es hat auf jeden Fall so gut geschmeckt, wie es ausgesehen hat.

Pünktlich zur Halbzeit war bei mir Wiedergutmachung angesagt. Mit Schwarz hatte ich in diesem Turnier die Angewohnheit, mit eher zweifelhaften Zügen den Vorbereitungen meiner Gegner aus dem Weg zu gehen. Das klappte in Runde 4 sehr gut, als ich einen FM-Kollegen in einem typischen Grünfeld-Endspiel überspielen konnte. Mit Weiß hingegen war ich sehr erpicht darauf, schwerwiegende praktische Probleme zu bereiten. Daher bereitete ich mich mit Weiß viel akribischer vor. In Runde 5 erntete ich die Früchte dieser Arbeit, als meine Vorbereitung aufging und mein Gegner, ein starker FM aus Indien, nie ausgleichen konnte. Mit 4/5 war ich dran an der Spitze und bereit für das nächste kulinarische Abenteuer.
Im Experts-Open gab es an Tag 3 nur eine Runde, denn es wurden insgesamt sieben Runden gespielt. In jener vierten Runde gab ich den Stab der Selbstzerstörung an meinen Schüler Calvin, welcher mit 1 aus 4 sichtlich geknickt war. Dafür gewannen Lukas und Felix, während Jannis seinen Gegner ins Remis entkommen ließ. Niklas Schmider konnte sich des topgesetzten GM Vitaly Kunin nicht erwehren, während Simon immer noch nicht ins Turnier fand. Mit Sieg in Runde 4, Niederlage in Runde 5 und Remis in Runde 6 hatte Simon genug gesehen. Er brach das Turnier ab.

Abends fuhren wir zu einem italienischen Restaurant. Das Erlebnis ließ sich wie folgt zusammenfassen. Wer Pizza oder andere Gerichte (ich hatte Calamares mit Pommes) bestellt hatte, bekam eine Portion für zwei Personen. Wer hingegen Pasta bestellt hatte, sah gefühlt drei einzelne Spaghetti auf seinem Teller. Daher fanden wir andere Dinge, um uns zu beschäftigen.

nicht jugendfrei

Kopulierende Hühner, wie kool.

Tag 4 war wie erwähnt der letzte für Simon, welcher seine Serie an guten Turnieren leider beenden musste. Für Niklas Schmider und mich ging es noch um alles außer den ersten Platz, welcher für Kunin reserviert schien. Im Experts war Lukas ganz vorne dabei. Was war hier noch möglich?
Bei mir schien die Luft raus zu sein. FM Oliver Stork bekam seine Vorbereitung und spielte sehr schnell. Als er anfing zu überlegen, merkte er, dass seine Stellung doch nicht so gut war, wie die Engine ihn zuhause glauben ließ. Daher machten wir Remis. Auch in der siebten Runde erreichte ich nur ein Remis. Ich schiebe das mal auf die Auslosung. Denn ich wurde ständig gegen irgendwelche Kinder gelost, welche Leistungen von 2300 bis 2400 spielten. Dennoch soll das keine Ausrede dafür sein, dass ich an einem Punkt einen sehr großen Vorteil in der Partie hatte, welcher einfach verpuffte.
Im Experts zerbrach Calvin den Stab der Selbstzerstörung. Aber nicht um den Fluch zu brechen, sondern um ihn zu verteilen. Calvin übersah mit Mehrfigur ein forciertes Matt in Zwei, während Lukas und Jannis plötzlich Gehirnwürmer bekamen und keine zwei Züge mehr rechnen konnten. Zu allem Überfluss mussten Felix und Lukas in Runde 6 gegeneinander spielen. Sie wollten sich einmal in ihrem Leben wie Großmeister fühlen und schoben mit dem berüchtigten „Berlin Draw“ Remis.

Am Abend des 9. April kehrte ich ins Hotel Axion zurück, in welchem ich im Rahmen des Basel Christmas Festivals nächtigte. Denn dort gab es ein schönes griechisches Restaurant mit leckeren Speisen. Seht selbst!

Galaktoboureko, eine galaktisch leckere Süßspeise. Dazu ein Mokka

„Galaktoboureko“ war im Restaurant ein Vanille-Grießpudding, umhüllt von Blätterteig. EIN TRAUM, ich sage es euch.

Fast wie Brüder

Links Niklas Schmider, rechts ich, in der Mitte irgendjemand. Falls Baden-Baden irgendwann untergeht, kannst du ja zu uns kommen, Niklas.

Le Jour J

Auf englisch „D-Day“ bzw. auf deutsch „Der Tag X“. Vor Runde 8 befand ich mich auf Platz 5 und hatte die Wahl. Zweimal Remis schieben würde ein entspanntes, sicheres Preisgeld bedeuten. Das hätte mindestens die Kosten gedeckt. Oder ich würde alles riskieren. Der zweite Platz würde immerhin 1250 CHF geben.

Also rein da.

Runde 8, mit Schwarz spielend, war erneut davon geprägt, der gegnerischen Vorbereitung aus dem Weg zu gehen. Das gelang mir abermals und in einem Textbuch-Najdorf-Mittelspiel spielte ich deutlich besser als mein Gegner, dessen Stellung von meinem Läuferpaar in ihre Einzelteile zerlegt wurde. Meine Vorbereitung für Runde 9 wurde von meinem Gegner IM Georg Seul zerschossen, als er eine neue Variante auspackte. Sein Remisangebot war unter den Bedingungen verlockend, aber wozu schon annehmen? Dann wäre ich noch drei Stunden sinnlos rumgesessen, um auf magere 800 CHF zu warten. Ich wollte mir noch das Turmendspiel zeigen lassen. Und wie ich es mir zeigen ließ. Mein Gegner verbrauchte seinen gesamten Zeitvorsprung und konnte in kritischen Momenten kaum einen klaren Gedanken fassen. Magnus wäre sicher stolz auf mich, so wie ich dieses 0.00-Endspiel gewonnen habe.
Im Experts spielten alle so, dass keiner einen Preis gewann. Mit 1250 CHF im Nacken lud ich einen Teil der Gruppe in Heilbronn zum Essen ein, nur um am Tag danach zur PH Ludwigsburg zu fahren. Wer hat denn bitte beschlossen, dass der Dienstag nach Ostermontag der erste Vorlesungstag ist?!

Endtabelle Masters.
Endtabelle Experts.

Eine IM-Norm gab es trotz einer Leistung von 2458 übrigens nicht, weil ich bei fünf Titelträgern nur einen IM hatte. Dafür werde ich ab dem 1. Mai eine Elo von 2395 haben. Das ist schon fast beängstigend gut.
Noch ein paar Bilder.

Das Motto des Turniers – nur keine Elo verlieren, Jungs!!!

Enis I., Herrscher des Burger King Basel SBB

Cappuccino für 7 CHF, dazu 7 CHF Trinkgeld, ich kann es mir ja leisten


Kommentare

Elo einstellen verboten — 2 Kommentare

  1. Als ich zum ersten Mal (vor grob geschätzt 30 Jahren) einen Galakto Boureko gegessen habe, war ich ähnlich begeistert wie du. Infolgedessen lernte ich, dass Zeug selber herzustellen und habe es seitdem immer wieder bei Festen und Treffen mit Freunden zubereitet. Wenn du willst, schick ich dir mein Rezept.
    Tschüß, RGS

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