Nach vielen Ligen stand nach langer Pause in Mannschaftskämpfen „Pokal total“ an: am Freitag, dem 9. Juni zu Gast in Lauffen beim Unterlandpokal, am heutigen Sonntag kam Schmiden/Cannstatt zu uns ins Jugendheim.
Die Voraussetzungen beider Mannschaftskämpfe waren dabei genauso unterschiedlich wie die vorherrschenden Wetterbedingungen. Während dem Spiel in Lauffen brach ein Unwetter aus, während wir am heutigen Tag schon morgens in brütender Hitze gefangen waren.
Eine Art „Viertelfinale“ hatten wir im Unterlandpokal, zwar läuft es da nach Schweizer System, jedoch war das schon die drittletzte Runde und wir bekamen gleich einen der stärksten verbliebenen Gegner. Wir boten ordentlich auf mit Robin, Niko, Kim-Luca und mir, aber auch die Lauffener ließen sich nicht lumpen und stellten Gunnar Schnepp, Frank Amos, Holger Scherer und Alexander Hahn auf. Es wäre sogar noch härter gewesen, wäre Waldemar Schlötzer nicht krank gewesen.
Es entwickelte sich dann auch zum Duell auf Augenhöhe. Vorne probierte ich einfach mal etwas aus und opferte eine Figur gegen zwei Bauern, da der schwarze König etwas beklemmt stand. Rein theoretisch war das Opfer auch korrekt (im 0.00-Bereich), nur verpasste ich die beste Fortsetzung. Am Ende konnte sich die Figur auch gegen drei Bauern durchsetzen, da jeweils noch zwei Türme auf dem Brett waren.
Frank Amos habe ich noch als Liebhaber von Nebenvarianten in Erinnerung und da hatte er mit Robin genau den richtigen Gegner, es gab ein Duell fernab jeder Theorie. Auch hier war ein in der Mitte gefangener König ein Motiv und gleich das siegbringende; nach einer luftig aussehenden langen Rochade konnte Robin auf der e-Linie sehr starken Druck ausüben, der einsame Springer auf e2 konnte Weiß auch nicht mehr lange helfen, so ging die Dame verloren und bald auch die Partie, Ausgleich durch Robin.
Niko trickste ein bisschen mit der Zugreihenfolge herum und bekam eine Königsindisch-Stellung mit signifikanten Mehrtempi. Diese nutzte er zum Gewinn des Läuferpaars und folgerichtig öffnete er die Stellung am Königsflügel. Den Druck konnte Schwarz nicht mehr abschütteln, Niko gewann.
An Kim-Luca hing es nun, vielleicht ist Julian sein Vorbild (falls ja: Julian sollte niemandem ein Vorbild sein! *Sarkasmus*), denn er verbrauchte schon früh sehr viel Zeit, was bei diesem Schnellschach-Modus von einer Stunde pro Spieler und Partie ohne jegliche Zuschläge gefährlich war. Die Stellung war leider auch nicht so gut, der Uhrenstand von acht gegen eineinhalb Minuten gegen Kim-Luca ließ auch nicht viel zu hoffen übrig. Plötzlich verbrauchte sein Gegner jedoch unnötig Zeit und es gab nur noch dreißig Sekunden für beide Spieler. Leider unterlief Kim-Luca ein regelwidriger Zug, welcher nach Schnellschach-Regeln zum sofortigen Verlust führt.
2:2 in Lauffen also, da nur Brettpunkte zählen, ist das nicht so schlimm, denn überholen wird uns wohl keine Mannschaft, die Devise bleibt, die direkten Duelle wie gegen Ludwigsburg einfach zu gewinnen.
Nach der wetterlichen Abkühlung am Freitag schwitzten wir gleich um elf Uhr morgens beim Spielbeginn, aber dafür war es schachlich gesehen „cool“. Kurz vor elf kamen Mark Trachtmann und Martin Krockenberger von Schmiden am Jugendheim an, ich witzelte noch „heute zwei gegen vier oder wie?“, jedoch wurde aus Spaß Ernst und Ernst ist jetzt zwei Jahre alt…nein, aus Spaß wurde Ernst und tatsächlich gewannen Thomas und ich kampflos an den Brettern vier bzw. zwei. Vor allem bei meinem angekündigten Gegner Thilo Kabisch wundert mich das Nicht-Erscheinen, denn Thilo ist zwar als notorischer Zuspätkommer bekannt, aber nicht für notorische Kampflos-Niederlagen. Außerdem war das für ihn ja quasi ein „Heimspiel“…
Theoretisch hätten wir nach Berliner Wertung noch verlieren können, da räumte Niko alle Zweifel aus dem Weg. Mit Weiß ließ er nichts anbrennen, wählte im Königsinder eine solide Theorievariante und ließ seinem Gegner keine Chance, auch nur ein Ungleichgewicht zu erzeugen. Der Remisschluss im Leichtfigurenendspiel war nur die logische Konsequenz, das Weiterkommen war gesichert.
Als das Remis feststand, stand Robin noch gefühlsmäßig besser in einer Stellung mit sich gegenüberstehenden isolierten Bauern auf der d-Linie. Danach war zwar die Spannung gelöst, jedoch war das vielleicht der Grund, wieso Robin seine Figuren ohne Not auf schlechte Felder zurückdrängen ließ. Bei knapp werdender Zeit verlor Robin noch seinen Läufer und ein Weiterspielen war nicht mehr erforderlich.
Ein ungewöhnlich müheloses 2,5:1,5 gegen unseren Oberliga-Konkurrenten, die zwei kampflosen Partien waren bezüglich des Weiterkommens natürlich praktisch, jedoch war das dann einfach kein richtiger Kampf, da das Resultat praktisch schon vor Spielbeginn feststand.
Am 25. Juni geht es weiter, gegen Grunbach oder Neckartenzlingen (entscheidet sich noch). Von Aufregung sollten wir uns nicht ablenken lassen, denn gewinnen wir das Halbfinale, sind wir für die Bundesebene im Mannschaftspokal qualifiziert…das zweite Halbfinale bestreiten, nebenbei bemerkt, die TG Biberach und Weiler im Allgäu.