Jede Menge hochdramatische Spannung in der Oberliga in Feuerbach
von Ramin Geshnizjani am Sa., 15. Februar 2025 | KommentareDie Oberligasaison geht ins letzte Drittel, aber wir haben noch einigen Nachholbedarf bei der Berichterstattung. Gunnar Schnepps Bericht über unseren knappen Sieg gegen SSF 2 schließt zumindest das Jahr 2024 ab:
In der 4. Runde traf unsere 2. Mannschaft auf die 2. Mannschaft der Stuttgarter Schachfreunde, deren 1. Mannschaft gegen Schwäbisch Gmünd I ebenfalls Heimrecht hatte, weshalb beide Mannschaftskämpfe wohl in den Räumlichkeiten, in denen sonst die Feuerbacher ihre Begegnungen austragen, stattfanden, da diese mehr als genug Platz für beide Spiele boten.
Was es denn auch z.B. mir ermöglichte, die parallel laufende Begegnung mitzuverfolgen – aber davon später noch mehr ;-)!
Zunächst jedoch verlief unsere Begegnung recht unspektakulär, hatte sich doch mein Gegner auf mich vorbereitet und ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt, und da ich mich zudem nicht ganz fit fühlte, beschloss ich, nach reiflicher Überlegung als auch Betrachtung der anderem noch laufenden Partien im Sinne der Mannschaft die sich bietende Möglichkeit einer Zugwiederholung, der mein Gegner nur schwerlich ausweichen hätte können, beim Schopfe zu packen und so für das 1. Resultat zu sorgen.
Und so ausgeglichen wie der Zwischenstand sah auch der ganze Mannschaftskampf zu diesem Zeitpunkt aus: während Pascal seinen sehr erfahrenen Gegner (namentlich Lothar Schwarzburger) schon sehr gut im (Würge-!)Griff zu haben schien, agierte Tobias dagegen eher etwas unglücklich und griff – bereits unter dem Eindruck der gegnerischen Initiative unter Druck stehend – letztlich übel ins Klo daneben und stand demzufolge bald darauf klar auf Verlust:
Womit man zu Tobias Ehrenrettung somit also feststellen kann, das es alles andere als einfach war, die Partie diesem Zeitpunkt noch zu halten! Und so ließ sich denn auch sein erfahrener und immer noch äußerst spielstarker Gegner Dieter Migl – trotz erbitterter, letztlich aber verzweifelter Gegenwehr – die Butter nicht mehr vom Bro(e)t(chen) nehmen und gewann letztlich souverän! Tja, kleinere Brötchen zu backen wäre wohl auch hier so wie bei mir die bessere Entscheidung gewesen, aber hinterher ist man ja zwar nicht immer schlauer, aber eben doch manchmal …
Diese Niederlage ließ sich jedoch für uns zunächst recht gut verdauen, da sich ein Brett weiter hinten für uns recht erfreuliches, zugleich aber auch recht seltsames zutrug:
Hier hat Steffen hat Schwarzer alle seine Eröffnungsprobleme gelöst und profitierte nun von dem doch etwas sorglosen 17. e3-e4?, einem Zug, welcher zum einen besser durch 17.Tae1 hätte vorbereitet worden sollen und sich zum anderen nach 17… Le7 mit bereits klarem schwarzen Vorteil als äußerst fehlerhaft erwies! Mutmaßlich unter Schockeinwirkung des schwarzen Zuges stehend antwortete er darauf mit 18. Df4??, wonach er nach dem trockenen 18… fe: glatt eine ganze Figur verlor und somit völlig auf Verlust stand. Wobei er es jedoch nicht nur vorzog, die Partie nicht aufzugeben, sondern auch noch anstatt des Läufers seine Dame für einen Turm zu geben, nur um danach geradezu so, als ob der Turm eine Dame wäre, voll konzentriert und ernsthaft wirkend die Partie um weitere 25 Züge zu verlängern, und zwar solange, bis er die facto gar keine Züge mehr zur Verfügung hatte:
R. Gabriel – Mages: Schlussstellung nach 45… Db3+
Sebastian am 6. Brett kam mit den schwarzen Steinen bereits früh zu leichtem Vorteil, verpasste im 14. Zug aber leider eine bessere Möglichkeit, nach welcher er bereits klar besser gestanden wäre. Stattdessen kam er mit der zwar einerseits interessanten, andererseits aber leider schlechten Idee 16. … Sc5? vom rechten Weg ab verpasste noch eine letzte Chance auf veritables Gegenspiel. So war die Partie nach 21. Zügen eigentlich verloren, aber Sebastian bekam kurz vor Ende noch eine Chance, an der er in Zeitnot leider vorbeiging.
Zurück zu Pascals Partie: Nach 13. … Lf6: hatte Schwarz alle seine Eröffnungsprobleme gelöst, und übernahm nach 14.c4?! (besser war Ld4) mit den thematischen 14… d5! bereits das Kommando! Nach 18.Ld3?! Lg5! 19.f4 Dd5! konnte er seinen Vorteil weiter vergrößern und als sein Gegner nach 25… De4 die kaum zu findende Verteidigung 26.Tf3!! mit der möglichen Folge 26. … Tf3: 27.gf: De5!! mit dennoch klaren schwarzen Vorteil ausließ und stattdessen 26.Lb3? zog, stand Pascal nach 26… Lb5: bereits auf Gewinn! Und wenn er auch nach 27. f5? die Möglichkeit Tc5:! sowie 2 Züge später einen noch besseren Zug ausließ, konnte er die gegnerische Aufgabe nach 37 Zügen überzeugend erzwingen.
Daniel am 5. Brett sah sich mit der interessanten, aber gleichzeitig auch als nicht ganz korrekt angesehenen Budapester Verteidigung konfrontiert und kam schnell zu großem Vorteil nach 2 gegnerischen Ungenauigkeiten im 6. und 8. Zug, gab seinem Gegner nach dem mehrfachen Auslassen des thematischen Gewinnzuges e5 wie hier sogar die Gelegenheit auszugleichen:
Statt 26. Dc4? wäre sofort 26. e5!+- gegangen. Schwarz revanchierte sich mit 26… Sa6? statt 26… c5=
An dieser thematischen Möglichkeit ging er noch 2 weitere Male vorbei, bevor er im 30. Zug dann doch noch e5 spielte und dadurch auf Gewinn stand. Diesen Vorteil konnte er letztlich souverän in einen vollen Punkt ummünzen, auch wenn er am Ende ein schönes Mattbild ausließ:
Stellung nach 40. … Te7: 41.Tf8+ Kd7 42.Dd5# wäre matt geworden, aber 41. Le6: war einen Zug schneller, weil Schwarz aufgab
Okay, das war vielleicht doch nicht ganz soo dramatisch bisher, aber wie heißt es doch so schön: das Beste kommt zum Schluss ;-)!
So gab es in Kim Luca’s Partie einige recht interessante als auch dramatische Momente! Er sah sich mit einem Skandinavier (also eröffnungstechnisch ;-)) konfrontiert und bot seinem Gegner korrekterweise die Möglichkeit, den „berühmten“, aber hier nicht ganz so vergifteten Bauern auf b2 zu schlagen. Als Kompensation hatte Kim Luca einen großen Vorsprung in der Entwicklung, welche er mit 9.0-0 und der Idee 9. … e6 10.De2 Le7 11.Sg5! 0-0 12.Tb3! nebst Sce4 und Turmschwenk zum Königsflügel zunächst hätte abschließen und danach schnell zum Erfolg hätte führen können! Aber auch so erlangte er eine absolut ausreichende Kompensation, welche er mit 15.Lc3! (drückt gegen g7 und behindert somit die Entwicklung des schwarzfeldrigen Läufers) hätte festigen können. So jedoch entglitt ihm die Partie ein wenig und er landete in einer Stellung mit 2 Minusbauern,
in der er nach dem korrekten schwarzen 20. … Da4! 21.Tg3 Dh4! 22.De2! auch weiterhin über ausreichende Kompensation für das geopferte Material verfügt hätte …
Hier begann es nun aber (zumindest kurzfristig) in beiderseitiger aufkommender Zeitnot doch etwas dramatisch zu werden! Denn Schwarz setzte stattdessen mit 20. … f6?? fort und damit die Partie eigentlich in den Sand:
Ja, 21.Th3! hätte hier für Weiß gewonnen (Idee fe: 22.Dh7:+ Kf7 23.Tg3 (auch Tf3+ gewinnt) Lf6 24.Lh6 Tg8 25.Dg6+ Ke7 26.Lg5! +-)! Hätte?! Ja, denn leider entschied er sich für 21.Sg4?? – und nach dem korrekten gegnerischen e5 war seine Stellung glatt verloren! Er setzte jedoch ungerührt wie geplant mit 22.Sh6+ fort, worauf sein Gegner den Springer natürlich hätte sofort schlagen können! Nach 22. … Kh8?! 23.Sf7+ Kg8 24.Sh6+ hätte er dies jedoch natürlich noch immer tun können – nach 24. … Kh8?? mit folgender Stellungswiederholung jedoch glücklicherweise nicht mehr, da hier zu Recht remis reklamiert wurde! Wir hätten hier also folglich einen halben Punkt mehr holen können, aber wohl noch viel einfacher auch einen halben mehr verlieren!! So betrachtet ist es für uns noch einmal gutgegangen :-)!
Und so stand es bei uns bei einer noch laufenden Partie 4:3 für uns, mit anderen Worten, ein Unentschieden von Christian würde für den Mannschaftsgesamterfolg genügen – danach sei es aber lange Zeit so gar nicht aus… Denn hatte er noch die Eröffnung recht gut gemeistert und stand absolut zufriedenstellend, geriet er durch einige kleinere Ungenauigkeiten danach schnell in eine klar schlechtere und recht schwierig zu spielende Stellung, und schlitterte dann nach und nach gar in eine verlorene.
Hier hatte Weiß die Chance, mit 33.Sc3+- fortzusetzen. Stattdessen gab 33. b3? Christian die Chance zu 33. … Tf3! (anstelle von Tf8?).
Als sich der Rauch der Zeitnot mit beiderseitigen Irrungen und Wirrungen verzogen hatte, ergab sich für Christian sogar die Gelegenheit, auf einmal klar besser zu stehen!
Eine – wie ich finde – sehr ästhetische Dauerschachschaukel, welche ich in dieser Form glaube ich auch noch nicht gesehen habe! Wie auch immer – Christian wie auch der Rest der noch vorhandenen Mannschaft waren erlöst :-)!
Womit auch dieser Bericht zu Ende sein könnte … – aber Moment einmal, war da nicht noch der Parallelkampf!?
Und nachdem uns Christian mit seiner bravourösen kämpferischen Leistung zum 4,5:3,5-Gesamterfolg gepunktet hatte, liefen dort tatsächlich noch 2 Partien, wo bei einem Zwischenstand von 3:3 ebenso wie bei uns noch durchaus äußerst wunderliche Dinge geschehen sollten, derer ich als letzter verbliebener “Heilbronnmohikaner“ (die anderen waren mittlerweile gegangen) gewahr werden durfte … !
So lief u.a. noch die Partie ein Brett 6, in welcher der Gmünder Thomas Lang nach und nach in eine immer schlechtere Stellung geschlittert war, welche trotz zäher Gegenwehr in einem für ihn völlig verlorenen Turmendspiel mündete:
Der Spielführer der weißen Steine hatte bereits einige sicherlich noch genauere, einfachere Möglichkeiten zum Sieg ausgelassen, dennoch steht er hier natürlich immer noch völlig auf Gewinn! Z.B. nach (wohl am einfachsten) 56.Tb6+ Kd7 (Kf7 57.Kc5 nebst Kc6-c7 …) 57.Kc5 Kc7 58.Tg6: +-. Aber kann man die Idee, mit dem König seinen Freibauern zu unterstützen, nicht einfach auch sofort in die Tat umsetzen, also jetzt 56.Kc5 spielen!? Nein, nicht wirklich – denn das von Thomas gefundene 56… Tb7:! erzwingt letztlich – trotz noch verzweifelter weiterer Versuche des Weißen – problemlos das Remis!
Womit es auch hier – so wie bei uns – auf Messers Schneide stand und die letzte Partie den gesamten Mannschaftskampf entscheiden musste! Welche über den größten Verlauf der Partie hinweg den Weißspieler und somit die Stuttgarter am Drücker sah!
Glückwunsch an die Gmünder, die uns durch diesen Sieg zum klaren Tabellenersten gemacht haben! Da sie jedoch dadurch selbst in Schlagweite zu uns gelangt sind, sollten wir ihnen umso mehr nicht den Gefallen tun, den von Thomas Lang mir gegenüber geäußerten Wunsch, sie am 23.02. „nicht zu schlagen“ nachzukommen … (wobei uns ein 4:4 ja auch bereits helfen würde – ob er damit dann aber zufrieden wäre, obwohl wir ihm seinen Wunsch dann erfüllt hätten!? 😉 )!
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