Dieser Saisonstart war MEGA

…und unsere Gegner dienen jetzt als Bettvorleger!

Zum Saisonauftakt in der neu geschaffenen Oberliga Baden-Württemberg…. drückt Pause-Knopf
Was bitte ist denn eine Oberliga Baden-Württemberg? Wer hat sich das ausgedacht? Der Turnierleiter nannte sie in den E-Mails immer nur „BW-Liga“, inoffiziell habe ich auch mal „Regionalliga“ gehört. Welchen Sinn macht „Oberliga Baden-Württemberg“ denn, wenn beide Landesteile über eine eigene Oberliga verfü…oh.

Links Baden, rechts Württemberg, danach…?

Das natürlich unter der Annahme, dass die Funktionäre sinnvolle Dinge beschließen, das ist wahrlich nun kein Naturgesetz. Vielleicht wurde einfach nur ein blöder Name beschlossen.
So neu die Liga an sich ist, so altehrwürdig lautete das Duell. Schwäbisch Hall gegen Heilbronn. Da hatten wir alleine in meiner aktiven Zeit einige Duelle, welche tendenziell eher gut für uns ausgingen. Unvergessen ist natürlich das dramatische 4-4 in der Landesliga 2013/14, welches rückblickend die Initialzündung für unseren Aufstieg zu einem der besten Vereine Baden-Württembergs war. Zwei Jahre danach war es wieder ein Erfolg gegen Schwäbisch Hall, welcher uns den nächsten Entwicklungsschritt erlaubte.

Und auch vor meiner Zeit gab es Duelle. Glaubt man eigentlich kaum, dass es vor mir Relevantes im Heilbronner Schach gab, aber gut…so begrüßte mich Mario Meinel mit der Information, dass das erste Duell bereits im Jahr 1948 stattfand. Also, genau genommen war es Philipp Wenninger, der mir das sagte, weil Mario ihm das schon mitgeteilt hatte. Aber der Haller Kapitän brannte sichtlich darauf, mir das mitzuteilen, wenigstens durfte er ungestört hinzufügen, dass dieses erste Duell am grünen Tisch entschieden wurde. Also nicht am Schachbrett, sondern vor einem Schiedsgericht (oder was auch immer damals zwischen den Trümmern Heilbronns existierte).
Da ich jetzt nicht vorhatte, einen anderen Menschen im Spielsaal zu verprügeln, sollte uns dieses Schicksal erspart bleiben. Ich mein, ich hätte es FAST gemacht, weil Philipp sein rotes HSchV-Shirt verloren hatte und er damit brutal aus der Reihe tanzte, aber ich konnte mich gerade so zügeln…auch in Anbetracht der Tatsache, dass sein Gegner bereits nach kurzer Zeit seine Dame für zwei Türme gab. Es entstand für Philipp eine sehr vorteilhafte Version dieses materiellen Ungleichgewichts, sodass ich diese Partie im Kopf als 1-0 für uns abhakte. Mega!

In der Zwischenzeit war auch Fabian Bänziger dabei, seinen IM-Gegner Loic Travadon zu überspielen. Beobachtung: sowohl Travadon als auch mein Gegner Antoine Manoeuvre waren heftige Raucher. Scheint für Franzosen noch „normal“ zu sein. Falls meine zukünftige Frau diese Zeilen liest: solltest du Raucherin sein……na vielleicht bin ich als bald 30jähriger Mann verzweifelt genug, dass ich darüber hinwegsehen werde.

Einer Frau wäre bei Fabians Partie aber wohl langweilig geworden, denn es gab nur einen Höhepunkt, welchen Fabian gekonnt ausließ:


Schwarz hat gerade mit …Sd5 den weißen Läufer auf f4 angegriffen. Was sollte Weiß hier spielen?

Etwas unglücklich war es schon, mit einem Remis an einem Weißbrett zu starten. Anders als die politische Landschaft in Deutschland bin ich nicht vom Rassismus durchzogen, sodass ich die schwarzen Steine gekonnt zum Sieg führte. Es würde den Rahmen sprengen, die Partie hier zu analysieren, daher teile ich nur den finalen Moment mit euch.


Mein Gegner hat gerade Kh1-h2 gespielt. Wie habe ich das bestraft?

Damit war der Kampf jedoch keineswegs entschieden, denn nun konnte ich mir ein richtiges Bild von den anderen Stellungen machen. Noah Fecker überlegte sich wohl, ob er bei den Kriechübungen des Militärs oder in seiner Caro-Kann-Stellung weniger Platz hatte. Theo Stijve machte „Theo-Dinge“: als die Stellung zu Gunsten seiner Gegnerin Deimante Daulyte-Cornette kippte, setzte er einfach das gesamte Brett in Flammen. Hmm. Philipp Wenninger stand wie erwähnt sehr gut und würde kurz nach mir gewinnen. Okay. Aber beim anderen Philipp sah es gar nicht gut aus. Wie bei meinem Gegner waren die Hub’schen Verteidigungskünste gar nicht „MEGA“:


Hubis Gegner Peter Svana hatte gerade Tb2-a2 gespielt. Natürlich ist die schwarze Stellung keine Augenweide, was vor allem dem Springer auf f8 zu verdanken ist. Dieser arme Knecht durfte sich ob des drohenden weißen Springerschachs auf e6 auch nie bewegen. So sind auch die Kaninchen meines Bruders verendet, wegen zu wenig Auslauf. Traurig. Als vernünftiger Mensch wusste Hubi natürlich, dass er seinem Gaul schnellstmöglich Beinfreiheit gewähren sollte, daher spielte er 27…Txd4??
28.Txa7+ Kg8 29.Db2 und der Turm war an die Dame gefesselt, upsi. Bei meinem innerlichen Kopfschütteln wäre meine Waschmaschine sicherlich neidisch geworden. Das würde dann wohl eine dicke fette NULL geben.
Stattdessen hätte das ruhige 27…Tc7 nebst Tc7-e7 mit Angriff auf die weiße Bauernschwäche e3 das Spiel offen gehalten. Tja, FMs halt, diese doofen „Fast-Meister“.

Bei Pascal Neukirchner, Debütant in der ersten Mannschaft, sah ich, dass sich Josef Mudrak mit g6-g5?? unnötig schwächte. Da wollte er es wohl Robin nachmachen, welcher Mudrak in der Saison 2013/14 gerade mit einem mutigen g-Bauern-Vorstoß g3-g4! besiegen konnte. Aber hier war es nur eine Schwächung. Die unklare Stellung wich schnell einer Gewinnstellung für Pascal, damit hatten wir immerhin drei Siege auf dem Konto und würden wahrscheinlich Punkte mitnehmen. Also ging ich raus, denn Thomas Tschlatscher hatte ein gewonnenes Endspiel vor sich.

Und so ich den Spielsaal verließ, entfleuchte den Hallern jegliche Hoffnung auf Entkommen. Das war halt meine GOAT-Aura. Noahs Gegner Ivan Sarenac sah kein Durchkommen, bekam vielleicht Panik und übersah einen taktischen Schlag. Danach wurden Noah bei der Verwertung seines Mehrbauern keine Probleme gestellt. Selten habe ich einen wütenderen Schachspieler als Peter Svana gesehen. Er stürmte aus dem „Haus der Vereine“, kurz danach kam das Honigkuchenpferd Hubi zu uns galoppiert. Er machte es ganz seinem eigenen Springer nach, welcher nach seinem Qualitäts“opfer“ zum Held der Partie wurde.
Die einzig wahren Opfer, ohne Anführungszeichen, waren am Spieltag die Haller, denn auch Frau Cornette verließen die Nerven, so patzte sie ganz am Ende in einem Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern. Theo sorgte dafür, dass ich Thilo Kabisch nicht vermissen würde, denn [französischer Akzent] „ah oui diese Schtellung war natürlisch sehr schwierig“ – so wie bei Thilo, der stand IMMER auf Gewinn. Außer wenn er auf Verlust stand, dann war es wahrscheinlich Remis. Theos Endspiel war bis vier Züge vor Schluss ausgeglichen und das nicht allzu schwer. Naja.

Einzig Tomas Danada konnte gegen seinen Namensvetter an Brett 8 die Fast-Vollkatastrophe verhindern. Kurz vor Ende wechselte Thomas wohl das Spiel zu „Dame“, denn bei weißfeldrigem Läufer und Mehrbauer gegen einen Springer stellte Thomas ließ Thomas seine Bauern auf weiß festlegen. Als realistische Verlustchancen in der Partie auftauchten, lenkte Thomas lieber ins Remis ein. Das war schade, denn er überspielte seinen Gegner die ersten 45 Züge, aber es reichte nicht aus…

Ja, am Ende stand es wirklich 7-1 für uns. Damit winken wir mal wieder von der Tabellenspitze, ein ungewohntes Gefühl nach zwei Jahren Abstiegskampf. Zum Monatswechsel November/Dezember geht es wieder nach Schwäbisch Hall, um uns mit den Karlsruher SF und dem SK Ettlingen zu messen – meines Wissens nach eine Premiere. Oder es ist wie das erste Duell gegen Schwäbisch Hall irgendwann früher passiert, als es noch keinen Döner in Deutschland gab (welch schreckliche Zeit).

Bilder gibt es im Bericht der Haller, vielen Dank dafür. Im Übrigen ist Philipp Huber noch Single, also Ladies…!?


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