Gunnar Schnepp berichtet von unserem Auftaktsieg gegen Biberach:
Am vergangenen Sonntag hatten wir die Ehre, die Saison 2024/2025 als erste mit einem bereits potenziell vorentscheidenden Spitzenspiel in der Oberliga Württemberg gegen die TG Biberach einzuläuten.
Denn hatten wir uns vergangene Saison als Neuling noch relativ kleinlaut als Saisonziel den Klassenerhalt auf die Fahnen geheftet, sind unsere Ansprüche nach der doch überraschend und erfreulich guten vergangenen Saison als auch dem „Verschwinden“ einiger starker Teams in die neu geschaffene Baden-Württemberg-Liga heuer deutlich gestiegen!
Und wenn man auch zu Beginn möglichst rasch möglichst viele Punkte für den Klassenverbleib sammeln sollte, ist es andererseits auch nicht schlecht, daß man – so denn voriges Ziel denn auch erreicht werden sollte – noch Luft nach „oben“ hat … ;-)!
Und da neben uns und den Stuttgarter Schachfreunden die Biberacher zu den nominell stärksten zählen, war von vornherein klar, daß ein Sieg gegen sie eben in doppelter Hinsicht von Vorteil für uns sein würde.
Womöglich von diesen höchst erfreulichen Aussichten beseelt zeigte sich Richard am Brett 6 äußerst (über!?)motiviert und versuchte, seinen „modernen“ Gegner vom Brett zu fegen und uns so schnell in Führung zu bringen – leider kam es aber ganz anders … .
Denn anstelle des klaren Vorteil bietendens (und besseren) 9.Le4 brachte er das interessante 9.Sg5!? aufs Brett, um dann nach den gegnerischen 9. … Db6 konsequent (und eben leider auch verkehrt)
mit seinen Springer auf f7 einzuschlagen (nach dem besseren 10.Le4 hätte er immer noch eine etwas bessere Stellung besessen). Nach 10. … Kf7: 11.e6+? (erneut wäre Le4 besser gewesen …) Ke6: 12.f5+
Kf7! war die weiße Stellung nach gerade einmal 12 Zügen bereits verloren!!
Richard versuchte noch einige Zeit lang, das letztlich unvermeidliche abzuwenden, aber da sich sein Gegner nichts zuschulden kommen ließ, mußte er sich nach 28 Zügen geschlagen geben und so die Biberacher in Führung gehen lassen.
So richtig lange konnten sie sich an ihrer Führung jedoch nicht erfreuen, da sich mein Gegner im 11. Zug hier mit
11.Sb1? einen schweren, zu klarem schwarzen Vorteil führenden Fehler geleistet hatte und nach dem darauffolgenden 11. … Lb7
12.Td6:? als Weißer wie zuvor Richard nach 12 Zügen bereits auf Verlust steht!
Ich verwarf das ebenfalls verlockende 12. … Tc8?! (droht Le4:) und entschied mich aber korrekt für 12. … Se4:!. Nach der reumütigen Rückkehr des weißen Turmes nach d1
nahm ich den Bauern auf f4 ihrer in der Annahme, daß dies bereits gewinnen sollte (was nach dem theoretisch klar besseren 13. … Tc8!! auch tatsächlich der Fall gewesen wäre), und hatte hier jetzt etwas Glück, daß mein Gegner wie von mir erhofft mit 14.Dg4? (14.“ohne D“!, was sich mein Gegner ebenfalls überlegt hatte, hätte ihm noch berechtigte Hoffnungen auf eine Punkteteilung eingeräumt …) fett ins Klo griff und ich nach 14. … Se5 15.Df4: relativ klar auf Gewinn stehe.
Wobei an dieser Stelle noch etwas Sorgfalt vonnöten war – denn für welchen Bauernzug solle man sich entscheiden: f6, g6 oder h6!?
Ich entschied mich letztlich nicht für das ebenfalls gewinnende, aber auch irgendwo meine Stellung schwächende f6, als auch nicht für g6, wo ich zugegebenermaßen den möglichen weißen Sensationszug
16.La6:!! (wie bitte!!?) nicht gefunden hatte (worauf „natürlich“ Lc6! der einzige Zug gewesen wäre!!?), sondern eben für h6!
Nach dem für mich überraschenden 17.Sh6: (ich hatte eher mit dem Läufereinschlag auf diesem Feld gerechnet, wonach das zurückschlagen mit dem Turm erforderlich gewesen wäre (ob ich dies auch so ausgeführt hätte!?)) schlug ich auf g5 seinen Läufer und nach 17.Te1 entschied ich mich für das potenziell kreative
17. … Th6:!? (theoretisch noch besser war das „einfache“ f6 …), und konnte dann wenig später
mit 27. … Lh6 (noch stärker war das von mir ebenfalls in Erwägung gezogene Le3) den Sack vollends zumachen und den Mannschaftkampf ausgleichen!
Noch ein kleiner „Funfact“ am Rande: ich habe bereits vor ein paar Jahren eine vergleichbare Situation erlebt, als ich (damals noch mit Lauffen) zum Auftakt der Saison ebenfalls einen vorentscheidenden Mannschaftkampf gegen Biberach erfolgreich bestritt, und man dann zum Saisonende in die Verbandsliga aufstieg!
Okay, das war „nur“ gegen Heilbronn-Biberach, aber wenn es da schon funktioniert hat …!?
Kurz darauf hatte auch Thomas seine Partie friedlich beendet – wobei auch er durchaus etwas Glück hatte!
Denn eigentlich was seine Partie lange Zeit recht langweilig und hätte genauso langweilig mit remis enden können, als er in dieser absolut Nix-los-Stellung mit
26. … e5? ein unnötiges Risiko einging (besser war z.B. Lf6=) und seinem Gegner einen Bauern anbiet – und der nimmt ihn nicht!
Nochmal Glück gehabt! Denn nach dem sich offenkundig anbietenden 27.Se5:! geht weder 27. … Te7
(wegen 28.Sc6!) noch 27. … De7
(28.Te2) so richtig, und 27. … De8 wird stark mit
28.Df5! pariert, jeweils mit einem gesunden Mehrbauern für Weiß und einer daraus resultierenden, klar besseren Stellung für ihn! Er entschied sich stattdessen für 27.Kg2?, und nach 29.g4?! hätte Thomas mit
h5! (gh: f5) locker ausgleichen können. Nach 29. … Db7? dagegen hatte sein Gegner erneut eine klar bessere Stellung, welche sich
mit 32.Te2! (Idee Kf8 Tc5) hätte festhalten lassen können. Nach stattdessen 32.Kf3?! Te7 33.a3?! (b4!) verflachte das Spiel vollends und endete wie bereits eingangs erwähnt unentschieden.
Danach endeten mehrere Partien relativ zeitgleich, u.a. auch Ivans, wo zunächst nichts allzu dramatisches geschah, der dann jedoch – ansonsten nicht darum verlegen – an der kreativ-aggressiven Idee
25.g4! vorüberging und nach stattdessen 25.De2?! Kg7 26.Sg6:?! Glück hatte, daß sein Gegner
26. … Sd4: 27.Tdd4: Td4: 28.Te8:
Dd6! mit klar besser schwarzer Stellung ausließ. Nach einigen weiteren ungenauen Zügen des Schwarzen stand Ivan ohne Frage klar besser …
… aber warum die Begegnung hier bereits mit 1:0 endete, entzieht sich meiner Kenntnis (auf den Partieformularen ist jedenfalls keine Zeitüberschreitung notiert, und gewonnen ist die weiße Stellung auch nicht!?). [Anmerkung Ramin: Es war tatsächlich eine Zeitüberschreitung von Schwarz.]
Auch Steffens Partie war nicht ganz astrein, denn nachdem er versäumt hatte, mit
17. … dc:! den weißen c-Bauern zu schlagen, geriet er nach 18.c5! in eine äußerst gedrückte Stellung. Danach verpaßte es sein Gegner aber immer wieder (wie z.B. hier
mit 23.Ke2! anstelle von 23.Thg1?!) die von Steffen „angebotenen“ Chancen konsequent zu nutzen,
34.Tg5:? (das hilft Schwarz wirklich ungemein!; stattdessen a4 bewahrte den klaren weißen Vorteil) und so einigte man sich nach schwarzem Remisangebot in 42. Zug auf selbiges.
Felix kam gegen Holger Namyslos „Leib-und-Magen-Winawer“ überraschend einfach und schnell klar im Vorteil! Hier nun wäre anstelle des absolut nicht zu tadelnden als auch absolut natürlichen
16.Ld3 Sg5!? äußerst interessant gewesen, u.a. mit der Idee, das von Schwarz anvisierte 16. … Lb5? mit 17.Tb4! Da3: 18.Tf3 (jetzt möglich, nachdem der Springer dieses Feld geräumt hat!) Da2
19.Dc1! +- zu bestrafen! Stattdessen verpaßte er nach 16. … Lb5
mit 17.Tb4? 17.Lb5:+ ab5: 18.Lb4 (wonach Weiß immer noch klar besser gestanden wäre), wonach die Partie verflachte und sich zunächst klar innerhalb der Remisbreite bewegte, spätestens, nachdem er im 25. Zug
das sensationelle c4!! verpaßte! Schwarz erlangte dadurch eine leichte Initiative, welche sich jedoch mit
31.Th3!? Tc2: 32.g6!? fg:
33.Tb1!! hätte neutralisieren lassen!
Schwarz erlangte so leichten Vorteil
und da hier die Sensationsvariante 33.f4! (anstelle von Kf3?!) Tc4 34.Tb5: Td4: 35.Kg3 Tc4
36.g6!! fg: 37.Kh4!! Tf4:+ 38.Kg5 Tg4+ 39.Kf6 (dieses Manöver erinnert mich an eine Partie von Capaplanca!) kaum zu finden war, geriet er in eine noch schwierigere Lage
konnte jedoch nach 35. … f4? (Kg7!) 36.Ta2 die Stellung wieder ins Gleichgewicht bringen, nur um kurz darauf
mit dem etwas zu kurz geratenen 38.Ta7?? (38.Ta8 „Box“) böse danebenzugreifen und deshalb nach 38. … Kg6 glatt auf Verlust stand! Wohl auch deshalb wurde das „freche“ Remisangebot nach 39.Tb7 mittels 39. … Tc4 „dankend“ abgelehnt, und nach 40.Kd3
40. … Kg5:! hätte Schwarz nicht nur die Zeitkontrolle schaffen können, sondern auch die weiße Pleite perfekt machen! Aber ok – erstmal knitz den 40. Zug mit dem nichts verderbenden Tc3+ erreichen und jetzt mittels Zugwiederholung 41.Kd2 Tc4 42.Kd3 … … und jetzt 42. … Tc3+?? doch noch zu gewinnen! Äh – Moment mal! Wäre dazu nicht 42. … Kg5:! notwendig gewesen!?
43.Kd2 – und remis wegen dreimaliger Stellungswiederholung!!
Welche Bedeutung hatte eigentlich der Vorname Felix gleich nochmal!? Ach ja, richtig: der Glückliche!
Tobias gelang es, erfolgreich den „Berlin wall“ seines Gegners einzureißen, der hier
zunächst die Dame hätte tauschen sollen, was Tobias dann an seiner Stelle nach dem fehlerhaften 16. … Lf6? tat und so bereits klar besser stand!
Auch, nachdem er
22.Se5! verpaßt hatte (Lg2 war auch recht gut). Etwas kritisch wurde es nur noch nach
30.c4?! (Sb7: +-), aber sein Gegner verpaßte auch noch die letzte sich mit 30. … Sc3 bietende Chance, wonach Tobias bis zur gegnerischen Aufgabe im 45. Zug immer auf Gewinn stand!
Nachdem damit der Mannschaftsieg bereits eingetütet war, konnte Pascal noch in aller Gemütsruhe für den „Cleanwash“ an den 1. 4 Brettern sorgen!
Aber auch hier hätte es anders kommen können, denn nach undramatischen Verlauf bot er seinem Gegner mit
21. … Sf5? (besser a4 22.d5!! cd: 23.Lc5 unklar) eine unverhoffte Chance, welche dieser mit 22.Lf5:!! Lf5: 23.d5 jedoch nicht nutzte. Pascal schlug auch die Möglichkeit zu einem durch eine Zugwiederholung einhergehenden Remis im 23. Zug aus als auch später ein konkretes verbales seines Gegners!
Erst relativ spät in der Partie – genauer gesagt in 47. Zug – übernahm er das Kommando
mit 47… a4! und ließ dieses nicht mehr los …
55. … e5!? (Tf8! 56.a5+ Ka7)
… bis er 58. … Ka5! ausließ, was aber letztlich nicht zu viel ausmachte, da es sein Gegner zunächst verpaßte, komplett auszugleichen (60. Ta4=)
nur um dann gerade einmal 2 Züge später in beiderseitiger bereits recht knapp Zeit den Vogel ä-h-Bauern mit
62.Th7?? abzuschießen (Le2! „Box“), auf Kosten von 62. … Te3+ -+. Nun wäre die Gewinnführung nach dem besseren 63.Kc2 ein klein wenig tricky gewesen (63. … Tc4+ 64.Kb2 Td3! -+), nach 63.Kd2 hatte er dann sogar die Qual der Wahl zwischen dem letztlich gespielten Td4+ und dem theoretisch sogar noch stärkeren (ja, Tobias! ;-)) Tb2+. 5 Züge später jedenfalls war es dann endgültig vorbei und wir konnten einen zumindest oberflächlich betrachtet souveränen 5,5:2,5-Heimsieg für uns verbuchen!
Womit wir uns nach dem ersten Spieltag immerhin schon bereits auf den 2. Tabellenplatz befinden!
[GS]