Die Zweite ist Herbstmeister!

Nach der letzten Runde in Sontheim beim Tabellenzweiten, der laut eigener Website nur den Klassenerhalt anstrebt, empfingen wir heute den aktuellen Tabellenzweiten aus Grunbach, der laut eigener Website nur den Klassenerhalt anstrebt. Dass unsere Gäste wieder ohne ihre Bretter 1-3 antraten, kam uns natürlich entgegen, aber auch mit Brett 4 abwärts machten uns die Remstaler das Leben schwer genug.

Zunächst lief es wie geschmiert: Noch bevor die Heizungen das Jugendheim auf Maximaltemperatur gebracht hatten (beim nächsten Heimspiel sollte ich wohl besser eine Stunde vor Spielbeginn da sein, um die Heizung rechtzeitig aufzudrehen), hatte Steffens Gegner vermutlich ein paar Varianten verwechselt, sodass Steffen mit zwei Springerausflügen entscheidendes Material gewinnen konnte. Nach etwa zweieinhalb Stunden fügte Richard unserem Konto noch einen soliden halben Punkt hinzu, während Kim-Luca und Adam jeweils einen Bauern erobert hatten. Jürgen schien das Wolga-Gambit seines Gegners ebenfalls im Griff zu haben und ich hatte auch das Gefühl, bequem aus der Eröffnung gekommen zu sein. Dadurch konnten wir relativ gelassen auf die vorderen Schwarzbretter blicken, an denen Robin und Tobias gegen die Grunbacher Topscorer unter Druck standen.

Dann verlor Jürgen jedoch in einer Abwicklung einen Bauern und obwohl ich etwa gleichzeitig einen gewann, misshandelte ich das Endspiel so sehr, dass ich noch in Verlustgefahr geriet. Aber zum Glück war auf Adam und Kim-Luca Verlass: Kim-Luca tauschte einfach alles ab, was er in die Finger bekam und brachte seinen Mehrbauern im Endspiel durch, während Adam nach dem Bauern noch eine Qualität eroberte und bei knapper Zeit im taktischen Geplänkel die Übersicht behielt:

In der Zwischenzeit hatte Jürgen durch gewohnt zähe Verteidigung (und auch dank der gegnerischen Zeitnot) den Remishafen erreicht, sodass wir nach etwa vier Stunden endlich die nötigen 4,5 Punkte geschafft hatten.

Tobias hatte zwar ebenfalls früh einen Bauern gewinnen können, dafür bekam sein Gegner aber genug Kompensation in Form von unangenehmem Druck auf Tobis Springer, der die gesamte Partie über kein sicheres Feld fand. In der Zeitnotphase brach Weiß dann ein und gewann die tragische Figur, wonach auch ein weit vorgerückter Freibauer nicht mehr genug war, um die Partie zu retten.

Und auch Robin hatte keinen guten Tag erwischt: Den Druck aus der Eröffnung konnte er nur durch ein Qualitätsopfer abschütteln, wonach er laut Computer wohl mit Computerzügen Kompensation gehabt hätte. Die Partie mündete stattdessen bald in einem Endspiel Turm + f- und h-Bauer gegen Läufer + g- und h-Bauer und die drei großen Fragen lauteten: Gibt es Festungen? Falls ja, wie sehen sie aus? Und kann Schwarz sie erreichen? Die ersten beiden Fragen konnten wir vor Ort beantworten: Die Kiebitze fanden eine Festung mit zwei gegen zwei Bauern (Kh7, Bg7, Bh6 und der Läufer wartet auf der langen Diagonale), aber beim nachträglichen Überfliegen mit der Engine habe ich nur eine einzige Stelle gefunden, an der Schwarz diese Festung hätte erreichen können. Robin hingegen erinnerte sich daran, dass die Stellung mit Bauern auf h3 und h4 ebenfalls remis sein müsste und schaffte es auch, diese Stellung aufs Brett zu bekommen – leider in einer Version, die laut Tablebase verloren war. Dass sich die Stellungsbewertung in den nächsten 36 Zügen nur zweimal änderte, spricht für die beiden Spieler; folgende Kostprobe zeigt, wie schwer es ist, dieses Endspiel richtig zu behandeln:

Weiß will den schwarzen König am Damenflügel absperren und danach auf h4 die Qualität opfern. Paradoxerweise halten in der Diagrammstellung aber neben dem Partiezug 60… Kd6 nur die Züge 60… Kd7 und 60… Kd5 remis, während 60… Le5 und 60… Kf7 verlieren…

Am Ende steht also der vierte knappe Sieg – und da sich die anderen Teams bislang fleißig gegenseitig Punkte wegnehmen, ist unser Vorsprung auf satte 3 Mannschaftspunkte gewachsen. So kann es gerne weitergehen 🙂


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