Taktik aus dem wahren Leben (88)

Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.

Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.

Schwarz steht ein bisschen aktiver und kontrolliert die einzige offene Linie. Warum ging der weiße Versuch, den Sc5 mit b4 zu vertreiben, nach hinten los?


Lösung


Kommentare

Taktik aus dem wahren Leben (88) — 2 Kommentare

  1. Eine knifflige Nuß. Meine beste Idee ist 1. … Td1+ 2.Kc2 Da4+ 3.Kb2 Ta1! Es droht Matt auf a2 und den Turm zu schlagen kostet die Dame nach Dd1+ und Sa4+. 4.a3 Dd1 sieht ebenfalls schrecklich aus. Also bleibt noch 4.Da3 Dd1 5.bxc5 (was sonst?) Dc1+ 6.Kb3 Tb1+ 7.Ka4 Dxc4+ nebst Matt. Das ist in der Partie schon mit Schwarz schwer zu sehen, als Weißer noch schwieriger zu antizipieren und auf b4 zu verzichten.

    • Alles richtig!

      Wenn ich mich richtig erinnere (die Partie ist schließlich schon 15 Jahre her…) habe ich damals …Td1+ und …Da4+ relativ schnell gespielt („Da wird schon was gehen“). Für 27… Ta1 habe ich aber ein bisschen gebraucht – und nach der Partie fragte mich Amadeus Eisenbeiser (spielt er eigentlich noch?), warum ich denn so lange überlegt hätte, ob ich …Ta1 etwa nicht sofort gesehen hätte oder so ähnlich – äh nein, für mich war der nicht leicht zu sehen 😀

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