Taktik aus dem wahren Leben (83)

Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.

Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.

Nichts ist schwieriger als eine gewonnene Partie zu gewinnen. Nach einem Bauerngewinn im Mittelspiel war die Partie ein Spiel auf ein Tor, doch nach hartnäckiger Verteidigung von Weiß wurde der folgende Punkt der Entscheidung erreicht: Wie würdet ihr mit Schwarz fortsetzen und wie reagierte Weiß auf den Partiezug 49… Ld6?


Lösung


Kommentare

Taktik aus dem wahren Leben (83) — 4 Kommentare

  1. Das Problem von 49. … Ld6 ist, dass Weiß nach 50.Txe4 Txf1 51.Td6 auch noch den letzten schwarzen Bauern abholt und die verbleibenden praktischen Gewinnchancen nicht genug sind. Stattdessen empfehle ich 49. … e3. Der Bauer ist wegen der Fesselung in der dritten Reihe erstmal tabu und nach 50.Sg3 Lh6 bekommt Weiß seine Figuren nicht mehr koordiniert während Schwarz den König aktiviert.
    P.S. Du hast vergessen die ofizielle Lösung von Nr 81 einzustellen.

    • Ich hab mir die Stellung noch mal angeschaut und 49. … Lh6 ist noch stärker. Da der wT an die Deckung des Sf1 gebunden ist und keine Möglichkeit findet beide Bauern abzuholen, kann Weiß spätestens nach Tf2 (der Umweg über f6 verbessert nur den sK) e3 aufgeben.

      • Dass Rand- + Läuferbauern im Turmendspiel bei richtiger Verteidigung nicht gewinnen, wußte ich, aber dass sogar g+e in diesem Fall zu wenig sind, war mir neu. Da die Verteidgung doch recht knifflig ist, hätte ich mich wohl mit 50.Txe4 für T gegen T+L entschieden. Da weiß ich wenigstens sicher, dass ich es halten kann. Im Zeitalter der Tablebasses bleibt sich das natürlich gleich.

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