Taktik aus dem wahren Leben (75)

Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.

Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.

Was wäre wenn

Heute tauchen wir gleich doppelt unter die Oberfläche der Partiezüge ab, also in eine Neben-Nebenvariante: Statt des Partiezugs hätte Weiß hier das scharfe 14. Dh6 ziehen können (mit welcher Drohung?). Das hätte zwar keineswegs das schwarze Ende bedeutet, aber wie hätte der so natürlich scheinende Verteidigungszug 14… Te8 widerlegt werden können?


Lösung


Kommentare

Taktik aus dem wahren Leben (75) — 3 Kommentare

  1. Die Drohung nach 14. Dh6 ist wohl recht simpel 15. Tf3. Weil danach 16. Th3 droht (Einschlag auf h7), ist 16. – Lxe4 wohl schon erzwungen. Nach 17. Lxe4? Lg5 käme Schwarz wohl mit einem blauen Auge davon. Aber Weiß kann durch 17. Th3! Sf6 18. Lxe4 stärker spielen, denn jetzt droht ein Einschlag auf g6. Vielleicht geht das aber auch forcierter!?

    Nach 14. Dh6 Te8? kommt auf jeden Fall ein bekanntes Motiv zum Tragen. 15. Sxe6! fxe6 (erzwungen) 16. Tf7! Kxf7 (wieder erzwungen, um das Matt zu verhindern) 17. Dxh7+ Kf8 18. Tf1+ Lf6 (oder Sf6) 19. Sg5! mit Mattdrohung auf f7. Nach 19. – Te7 oder De7 (Block) setzt 20. Dh8# mit Fesselung. Das Zwischenopfer 19. – Se5 20. dxe5 scheint daran nichts zu ändern?!

    Mal schauen, was ich übersehen habe, die Stellung ist zwar recht übersichtlich, aber Möglichkeiten gibt es doch einige.

    Als Verteidigung nach 14. Dh6 hätte ich 14. – Lxe4 15. Lxe4 auf dem Schirm. Es könnte dann mit 15. – Lf6 nebst 16. – Lg7 oder mit 15. – Lg5 weitergehen mit Abtausch von f4. Schwarz muss auf jeden Fall auf g6 aufpassen. Vielleicht geht auch direkt 14. – Lf6, aber da hätte ich dann wirklich Sorge, dass 15. Sxf6 Sxf6 und doppelter Einschlag auf g6 möglich sind. Darum spiele ich vorsichtig 14. – Lxe4, auch wenn es das Läuferpaar kostet. 🙂

    Herzliche Grüße
    Jochen

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