Zuferi’s Seven

Am 31. Oktober war die Erste zur zweiten Runde der Oberliga Württemberg Gast in Schwäbisch Gmünd. Ein durchaus ereignisreicher Tag…

…welcher jedoch gar nicht gut begann. Bei George Clooney sah das einfach aus, seine Räuberbande gewann, beginnend mit „Ocean’s Eleven“, mit jedem neuen Film ein zusätzliches Gruppenmitglied. Bei mir ging es in die andere Richtung. Waren wir um 9:30 Uhr noch „Zuferi’s Eight“, erledigte sich das schnell, denn nach einem Anruf von Philipp Wenninger waren wir einer weniger. Und so startete die Geschichte von „Zuferi’s Seven“. Welche Art von Leuten braucht man, um zu siebt zwei Mannschaftspunkte von Schwäbisch Gmünd zu klauen?

Brett 2 – Thilo Kabisch – der Analytiker.
Eine königsindische Eröffnung wandelte sich schnell in eine Benoni-Struktur, in welcher Ulrich Zimmermann mit dem e-Bauern auf d5 zurücknahm. Danach hebelte er weiter mit b2-b4 und nahm auf c5, was ihm einen gedeckten Freibauern auf d5 gab. Jedoch antizipierte Thilo das und sofort war ein Blockadespringer auf d6 zur Stelle, welcher auch noch den anfälligen Bauern auf c4 angriff. Als Weiß seinen schwarzfeldrigen Läufer für den zweiten Springer auf e5 aufgab, hielt ich die Stellung für strategisch gewonnen. Thilo stellte dies mit konzentriertem und akkuratem Spiel unter Beweis.

Brett 3 – Enis Zuferi – der Anführer.
Bei allem Gerede von Demokratie (welche wichtig und richtig ist) gibt es manchmal Situationen, in welchen eine einzelne Person das Heft in die Hand nehmen muss. Und was wäre ein Diebstahl ohne ein kriminelles Mastermind? Von der Fahrt ein wenig mitgenommen wählte ich nicht den besten Plan, als mein Gegner Josef Jurek sich entschied, meiner konkreten Vorbereitung auszuweichen. Als ich den kritischen Moment nahe wähnte, entschied ich mich für eine potentiell zweifelhafte Fortsetzung, welche jedoch nur bei sehr genauer Rechenarbeit bestraft werden könnte. Die Alternative war, eine leicht schlechtere Stellung zu akzeptieren, welche kaum Rechenarbeit erforderte. Bei immer geringer werdender Zeit ließ der alte IM zu, dass ich meine Stellung stabilisierte und die Partie endete in einer Zugwiederholung.

Brett 4 – Thomas Tschlatscher – der Arbeiter.
Thomas reiste extra aus Krefeld an und fuhr direkt nach dem Spiel wieder dahin zurück. Von diesem Einsatz könnten sich einige Leute eine Scheibe abschneiden. Sein ganzes Wochenende wurde für diesen Kampf geopfert. Das ist gute Vorbereitung für unsere kommende Saison in der 2. Bundesliga, denn die Doppelspieltage werden von allen verlangen, die Wochenenden freizunehmen.
Auch auf dem Brett gab es viel für ihn zu arbeiten. Bereits im 4. Zug musste er überlegen, da Jewgeny Denisows Gambit eine wegweisende Entscheidung von Thomas verlangte. Nach gründlicher Überlegung entstand eine dynamisch interessante Stellung, in welcher Thomas‘ Dame den weißen Damenflügel nervte, während sein eigener König aufgrund des Fehlens des g-Bauern leicht in Gefahr war. Korrekt schätzte er ein, dass im resultierenden Damenendspiel sehr gute Remischancen vorhanden waren. So viel Arbeit musste er dann doch nicht leisten, Weiß begnügte sich mit einem Dauerschach und Remisangebot.

Brett 5 – Philipp Huber – der Artist.
Wenn Schach eine Kunst ist, dann war Philipp Huber an dem Tag unser ganz eigener Picasso. Trompowsky, der h-Bauer zieht früh hoch. Dann wurde der schwarzfeldrige Läufer abgetauscht und fast alle weißen Bauern landeten auf Schwarz. Rochade? Nein! Erst den a-Bauern bis a6 ziehen, damit sich der lang rochierte schwarze König unwohl fühlt. Plötzlich befand sich Philipps Dame auf der 8. Reihe und lähmte die Andreas Weiss‘ schwarze Stellung. Das war das Signal für eine sehr späte lange Rochade. Dadurch wurde der Turm noch aktiviert, was die schwarze Stellung zum Kollaps brachte. Wenn wir wirklich einen Überfall durchziehen würden, wäre Philipp wohl der Mensch, welcher die Sicherheitskameras durch einen einstudierten Tanz austrickst.

Brett 6 – Richard Dudek – der Altmeister.
Gibt es bei den „Ocean’s“-Filmen einen älteren Herrn, welcher mit seiner Erfahrung für den Erfolg des Coups sorgt? Bei „Haus des Geldes“ existiert es eine derartige Persönlichkeit. Aber ich will hier nicht zu viele Popkultur-Referenzen miteinander vermengen. Ganz klassisch spielte Richard Nimzo-Indisch und tauschte seinen schwarzfeldrigen Läufer gegen den Springer auf c3 ab. In der Folge versuchte er mit seinen Bauern auf den schwarzen Feldern das Gleichgewicht zu halten. Währenddessen griff Andreas Hönick ebenso klassisch am Königsflügel an. Als ich die Zugwiederholung auf meinem Brett reklamierte, sah ich kurz auf Richards Brett und verstand gar nichts. Ich sah nur das Ergebnis: 0-1 aus unserer Sicht. Falls Andreas Hönick das hier liest: keine Sorge, irgendwann verlierst du in der Oberliga gegen uns!

Brett 7 – Robin Stürmer – der Allseits Zuverlässige.
Was Andreas Hönick für unser Team ist, ist Robin für die Gmünder. In vier Aufeinandertreffen gewann er vier Mal! Ausnahmsweise durfte er mit Weiß ran und bekam mit Philipp Bergner den fünften einzigartigen Gegner vorgestellt. Ob die Gmünder das Brett gegen Robin irgendwann freilassen? Gute Frage. Klar ist, dass wir uns auf Robin verlassen konnten. Früh ergriff er die Initiative in der Partie. Kurzzeitig ließ er Schwarz entkommen, das Resultat war trotzdem ein Turmendspiel mit Bauern auf beiden Seiten, wobei der Läufer Robin gegen den Springer einen nominellen Vorteil bescherte. Als es zu einem Wettrennen zweier verbundener Freibauern kam, zeigte der Läufer seine ganze Stärke und Robin ließ sich den fünften Sieg gegen Schwäbisch Gmünd nicht nehmen.

Brett 8 – Ramin Geshnizjani – die Außergewöhnliche Aushilfe (aber kein Astronaut).
Tut mir leid, Ramin, dass ich keinen besonders tollen Namen für dich gefunden habe. Mitten im Bericht fiel mir auf, dass ich bis jetzt nur Bezeichnungen gewählt hatte, die mit „A“ begannen und das hielt ich für ein schönes Motiv…
Dafür könnt ihr Ramins Partie mit leichter Kommentierung genießen. Eine schöne Sizilianisch-Partie, muss ich sagen.

Summa summarum gewannen wir 5-3 in Schwäbisch Gmünd. Zuferi’s Seven nahmen die zwei wichtigen Mannschaftspunkte mit nach Hause. Ich musste mir ein Schmunzeln verkneifen, denn ich hatte noch nicht erlebt, zu siebt in der Oberliga zu gewinnen. Am 28. November beim Heimspiel gegen die TG Biberach sind wir dann hoffentlich wieder Zuferi’s Eight.

1. Mannschaft

Kurz notiert:
Die dritte Mannschaft erwischte mit neuen Spitzenbrettern einen denkbar schlechten Start und verlor 4,5-3,5 in Bad Rappenau. Die Mission „Wiederaufstieg in die Bezirksliga“ ist bei Weitem noch nicht gescheitert, aber wer geglaubt hat, dass es ein Zuckerschlecken wird, wurde spätestens jetzt widerlegt. Schön war, dass mit Ben Kugel und Oliver Hengert gleich zwei Neulinge voll punkten konnten.
3. Mannschaft

Etwas besser machte es die vierte Mannschaft, wobei Schützenhilfe existierte, denn die Lauffener kamen nur zu viert. Das Handicap von 2-0 konnten die Gäste nicht aufholen, mit weiteren Siegen von Auror Kabashi, Felix Hagenmeyer und Johannes Rupp gab es ein klares 5-1.
4. Mannschaft

Am kommenden Wochenende ist ausnahmsweise etwas Ruhe angesagt, nur die beiden Mannschaften in der B-Klasse spielen. Der restliche Fahrplan für den November lautet: 14. November Spiele für Zweite/Vierte, 20. November Nikolaus-Jugendopen, 27. November Spiele für alle vier Jugendmannschaften und 28. November Spielte für Erste/Dritte.


Kommentare

Zuferi’s Seven — 3 Kommentare

  1. Enis, Enis, Enis….
    „[…]Falls Andreas Hönick das hier liest: keine Sorge, irgendwann verlierst du in der Oberliga gegen uns!“
    natürlich lese ich deinen Bericht. Und leider muss ich dich enttäuschen. Das wird euch niemals gelingen. Den Grund lieferst du ja schon selbst mit dem Satz „[…]Das ist gute Vorbereitung für unsere kommende Saison in der 2. Bundesliga […]“.
    Folglich werdet ihr ja ab nächster Saison in der zweiten Liga spielen und so wie ich deinen grenzenlosen Optimismus kenne, werdet ihr auch niemals von der 2.Liga absteigen sondern eher noch in die 1. Liga aufsteigen.
    Von daher bedanke ich mich schon für die vielen Punkte, welche mir deine Mannschaft beschert hat 🙂
    Ich muss mich dann damit begnügen deine humorvollen Berichte aus der zweiten Liga zu lesen.

    • @Enis: Vielleicht sollte die Erste doch nochmal eine Runde in der Oberliga drehen? Und nächstes Jahr dann zu neunt gegen Gmünd antreten; Andreas Hönick kriegt zwei 😉

      • Zu neunt klingt gut, also an Brett 1 mit Philipp, dem Absenten, und an Brett 9 mit einem unserer zahlreichen Abtrünnigen 😀

        Grüße auch nach Gmünd,
        Julian

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