Ein spannender Punktgewinn

… gelang heute unserer zweiten Mannschaft, die damit auch die rote Laterne in der Verbandsliga abgeben konnte. Gegen ersatzgeschwächte Gäste aus Sontheim/Brenz waren wir auf dem Papier zwar leicht favorisiert, mussten oder durften aber nach wechselhaftem Verlauf die Punkte teilen.

Nach zwei Niederlagen in den ersten beiden Runden (wenn auch gegen zwei der drei stärksten Mannschaften der Liga) mussten wir langsam in Fahrt kommen. So wollten wir im heutigen Heimspiel nach Möglichkeit beide Punkte in Heilbronn behalten, wohl wissend, dass die oberligaerfahrenen Sontheimer eine harte Nuss sein würden. Von den ersten Acht fehlten bei uns Patrick und Adam, aber da Sontheim ebenfalls nicht in Bestbesetzung antrat, waren wir auf dem Papier sogar leicht favorisiert. Dass die DWZ-Zahlen rein statistisch einen 4,5:3,5-Sieg nahelegten, wussten wir jedoch nicht und legten daher einen klassischen Fehlstart hin…

Robin verging schon sehr früh der Spaß an seiner Schwarzpartie, da sein Gegner schon früh Beton anrührte („Normalerweise machen die das erst im zehnten Zug!“). Ähnlich früh fing er daher an, Ungleichgewichte zu schaffen, konnte Weiß aber nie ernsthaft in Gefahr bringen und nachdem genügend Material abgetauscht war, wurde der Punkt geteilt.

Nachdem ich relativ gut aus der Eröffnung kam, brachte mich mein Gegner mit einem temporären Bauernopfer erfolgreich aus dem Konzept. In der kritischen Variante hätte er den Bauern zwar umgehend zurückbekommen und wäre auch seinen Problemspringer losgeworden, trotzdem wäre das besser gewesen als meine Partiefortsetzung. Und auch taktisch war ich heute nicht auf der Höhe:

Gut stand ich hier schon lange nicht mehr, aber wie machte mein Gegner nach dem vermeintlichen Bauernrückgewinn 18… Sxc5?? kurzen Prozess?

Christian hatte wieder einen dieser merkwürdigen königsindischen Stellungstypen auf dem Brett, deren Einschätzung mir immer Probleme bereitet. Heute schienen mir die Leichtfiguren seines Gegners einfach immer etwas aktiver zu sein und deren Abtausch gab Schwarz ein gefährliches Freibauernpaar. Da kam das Dauerschach gerade recht.

Daniel wurde in einen verbesserten Holländer gelockt (vielleicht setzt sich ja Julians Bezeichnung „Fliegender Holländer“ für die Variante durch?) und ging diesen mit heterogenen Rochaden scharf an. In einer taktisch geprägten Partie schmissen er und sein Gegner sich das Material förmlich um die Ohren, aber als sich der Rauch verzogen hatte, fehlte Daniel ein Turm. Schade, zwischendurch meinte ich, eine starke Möglichkeit für ihn gesehen zu haben, aber die Partie ist ein Fall für Stockfish.

Mit 1:3 sah es nun also übel aus für uns, zumindest war mir nicht klar, wo wir genügend Siege herbekommen sollten, um das Ruder herumzureißen: Jürgen stand mit Raumvorteil und Läuferpaar solide, aber aufgrund seiner Hängebauern reichte das wohl bestenfalls für leichten Vorteil und bei Kim-Luca konnte alles passieren: Wie immer opferte er gleich in der Eröffnung einen Bauern für Entwicklungsvorsprung, aber als ich das nächste Mal auf sein Brett schaute, hatte sein Gegner den Spieß umgedreht! Auf einmal hatte Kim-Luca zwei Bauern mehr, dafür schlief sein Damenflügel immer noch und auf eine Mattdrohung auf g2 musste er auch noch aufpassen. Wenn das mal gut geht… Aufgrund des Rückstands und der Zeitnot seines Gegners entschied sich Jürgen daher, das Risiko hochzuschrauben.

Unsere Aufholjagd wurde dann ausgerechnet von Severin eingeleitet, der nach einem Gambit seines Gegners (wer hat heute eigentlich nichts geopfert?!) fast die gesamte Partie auf den letzten zwei bis drei Reihen verbrachte. Aber so bedrohlich der weiße Angriff auch aussah, irgendwo fand MacGyver Bühler immer noch genug Tesafilm und Büroklammern, um den Laden zusammenzuhalten, während er genüsslich die Opfer seines Gegners und schließlich dessen Aufgabe entgegennahm.

Kurz darauf war auch Marcel fertig: Obwohl er ebenfalls zunächst etwas zurückgedrängt wurde, konnte er nach einem verfehlten Bauerntausch seines Gegners seine Figuren nach und nach aktivieren und Druck aufbauen. Mit ein paar eleganten Zügen drang er schließlich auf der 2. Reihe ein und erzwang entscheidenden Materialgewinn.

Kim-Luca hatte es in der Zwischenzeit geschafft, die Damen zu tauschen und die Entwicklung abzuschließen, stellte dann aber eine Qualität ein, sodass er statt einer Gewinnstellung „nur noch“ sehr gute Kompensation hatte. Bei beiderseits knapper Zeit führte er die Partie aber schön zu Ende:

Statt 1:3 stand es nun also 4:3 für uns, aber leider hatte Jürgen schon alle Brücken hinter sich abgerissen, während sein Gegner trotz Zeitnot alle Verteidigungsaufgaben löste und mit zwei Mehrbauern die Zeitkontrolle schaffte. Jürgen zog im Damenendspiel noch alle Register, musste nach langem Kampf aber am Ende die Waffen strecken.

Unterm Strich bleibt also ein 4:4-Unentschieden, das sich gleichermaßen wie ein gewonnener und wie ein verlorener Punkt anfühlt. Auf der Haben-Seite steht jedenfalls, dass wir die kleine Niederlagenserie gestoppt haben und vielleicht etwas Schwung für das wichtige nächste Spiel in Stuttgart nehmen konnten.


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