Taktik aus dem wahren Leben (34)

Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.

Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.

Fast wie im Lehrbuch

Der weiße Raumvorteil ist erdrückend und die schwarze Königsstellung geschwächt. Wer regelmäßig in ein Taktibuch schaut, dürfte schnell das ein oder andere nette Motiv wiedererkennen.


Lösung


Kommentare

Taktik aus dem wahren Leben (34) — 3 Kommentare

  1. 1. Th1 Sf8 ist zu langsam.

    Matt kriege ich es nicht, aber wenn ich es richtig sehe, sammle ich genug Mateial für die Dame ein, dass ich es einfach mal versuche. In einer Partie kann man dann ja zwischendurch noch einmal neu bewerten, ob da nicht noch mehr geht.

    1. Dxh7+ Kxh7 2. Th1+ Sh4 (2. – Kg8? wird direkt Matt nach 3. Se7++ Kf8 4. Sxg6#) 3. Txh4+ Kg6 4. f5+ Kf7 (3. – Lxf5? 4. Sf4#) 5. Sf4+

    Da jetzt Ke7 und Kf8 immer noch an Sg6# scheitern, bleiben nur Le6 oder Te6.

    5. – Le6 6. fxe6+ Txe6 (6. – Ke7? 7. Sg6# oder 6. – Kf8? 7. Sg6+ Kg8 8. e7+) 7. Sxe6 und die Drohungen Sxd8 und Sxc7+ kosten noch etwas mehr Holz. Materiell etwas besser für Schwarz könnte
    5. – Te6 6. fxe6+ sein. Lxe6 führt durch Zugumstellung zu obiger Variante also folgt wohl etwas wie 6. – Ke8 7. exd7 Dxd7 und Weiß sollte Vorteil haben.

    Jetzt muss man natürlich noch schauen, ob der Zwischenzug Lh3 besser ist für Schwarz:
    1. Dxh7+ Kxh7 2. Th1+ Lh3? 3. Txh3+ Sh4 4. Txh4+ Kg6 5. f5+? (schade! 5. Se7+ Sxe7 und f5 ist gedeckt.) Kf7 6. Sxc7+ nebst Sxa8 sieht materiell interessant aus, aber reicht es zum Vorteil?
    Besser ist doch 5. Se7+! (also doch mit Rufzeichen) Sxe7 6. Tg4+ (das habe ich erst übersehen) Kh5 7. Th1+! Kxg4 8. Th4#
    Lh3 ist also kein guter Zwischenzug, aber genau solche Züge können in praktischen Partien solche Opfer ja durchaus widerlegen.

    Auf die Schnelle zwischen Tür und Angel würde mir das soweit erst einmal reichen, um Dxh7+ zu versuchen. Je nachdem, was Schwarz zieht, sollte man dann immer mal wieder neu nachdenken. Mal schauen, ob das jemand anderes Matt bekommt.

    Das sieht auf den ersten Blick tatsächlich ein wenig konstruiert aus, toll, dass es eine richtige Partie war. Das ist vielleicht auch der Unterschied, im Lehrbuch wird es Matt, in der Partie hat Schwarz noch Schlupflöcher und man muss genauer überlegen, ob man die Dame wirklich opfern will.

    Herzliche Grüße
    Jochen

    PS: Das ist vielleicht alles löchrig. 🙂

  2. Dxg6 gewinnt am einfachsten wegen hxg6 2.Th1+ Kg8 3.Se7++ Kf8 4.Sxg6#. Komplizierter ist Dxh7+ : Kxh7 2.Th1+ Sh4 3.Txh4+ Kg6 4.f5+ Kf7 (… Lxf5 5.Sf4+ Kg5 6.Th5+ Kg4 7.Le2#) 5.Sf4+ Le6 6.fxe6+ Txe6 und Schwarz hat das sofortige Matt abewendet, doch das weiße Materialübergewicht sollte immer noch gewinnen.

  3. Genau, dieses Motiv (König auf der h-Linie eingeklemmt und Damenopfer, um genau diese Linie zu öffnen) darf in keinem Taktikbuch fehlen. Und in den guten Büchern findet man dann noch ein Gegenbeispiel, in dem der Verteidiger eine Figur in Weg opfern kann, mit dem König rausläuft und die Mehrdame verwertet 😉

    Hier war mir die Variante mit dem „reinen“ Damenopfer 1. Dxh7 zu kompliziert – direkt Matt wird es nicht, aber so leicht kommt Schwarz auch nicht raus, sodass Weiß sehr viel Material einsammelt, aber vielleicht gibt es im 5./6. Zug doch nochmal irgendeine versteckte Verteidigung…?! Also habe ich das etwas weniger schöne 1. Dxg6 gespielt und mich gefreut, dass mein Gegner mitgemacht hat 🙂

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