Calvin Wolff bei der Jugend-EM U12 (Update: Endstand und Kurzbericht)

Vom 04. bis zum 12. August spielt Calvin Wolff in Mureck (Österreich) gegen Spieler/-innen aus aller Herren Länder (kann man das auch gendern?) um den Europameistertitel in der Altersklasse unter 12 Jahren. Mit Setzplatz 7 von 23 Teilnehmern zählt Calvin zum erweiterten Favoritenkreis. Eine bessere Vorbereitung auf die Deutsche Jugendmeisterschaft (22. bis 30. August) gibt es kaum.

Im Folgenden ein nachträglicher Kurzbericht aus meiner Perspektive. Ich habe die Partien live verfolgt und Calvin auf jede Runde vorbereitet.

Runde 1, Weiß gegen Maximilian Ahn (Belgien, Elo 1131)

Dass Elo- oder DWZ-Zahlen bei Kindern trügerisch sein können, wurde gleich in der ersten Runde unter Beweis gestellt. Zwar konnte Calvin aufgrund einer ungewöhnlichen Eröffnungsbehandlung in eine Maroczy-Struktur einlenken, jedoch spielte er diese zu ungeduldig und Schwarz erlangte Gegenspiel.


Maximilian hätte hier …De3 spielen müssen und danach wäre ein Endspiel entstanden, welches alle drei Ergebnisse erlaubt hätte. Jedoch griff er zu Calvins Glück mit …Sf2+?? fehl. Nach Txf2 bxc4 kam einfach Lf1 (auch das simple bxc4 ist möglich) und Calvin verwertete seine Mehrfigur ohne Probleme.

Runde 2, Schwarz gegen Yuri Strobel (Schweiz, keine Elo)

Einen Spanier behandelte Calvin dynamisch mit Doppelbauern auf der e-Linie inklusive halboffener f-Linie. Außerdem stieß er mit …d5 mutig im Zentrum vor. Die Spielweise kulminierte auch in einer taktischen Möglichkeit, welche Calvin zwar gut, aber nicht perfekt spielte.


Schwarz am Zug. Wie würdet ihr weiterspielen?
Calvin spielte …Sg4 Dxg4 Lxf2+ Kh1?! (besser Kh2) Lxe1 und gewann ziemlich souverän, wobei der Gegner aufgrund mangelnder Erfahrung nicht die hartnäckigste Verteidigung zeigte.

Runde 3, Weiß gegen Armin Haselsberger (Österreich, Elo 1536)

Aus Spaß wurde Ernst. Ernst ist jetzt zwei Jahre alt.

Ok, lassen wir die schlechten Wortwitze, die ich vor 13 Jahren in SchülerVZ (Rest in Pieces) gesehen habe.
Das erste Spiel gegen einen der Elo-Favoriten erlaubte die erste präzise Vorbereitung. Es stand Caro-Kann auf dem Programm, welches in den vergangenen Monaten oft im regelmäßigen Training vorkam. Dazu gab es eine frische Theorie-Injektion. Calvin war bestens gerüstet und spielte eine sehenswerte Kurzpartie in 20 Zügen.


Caro-Kann-Aficionados wissen hier wohl, dass Schwarz den Bauern auf e6 hängen lassen sollte. Aber ein U12er? Die Wette ging ich bei der Vorbereitung ein. Und wir behielten Recht. Es kam …Kf7? Tde1 Dd7?? Txg4 (Idee Se5+) 1-0. Das sollte nicht die letzte Kurzpartie gewesen sein!

Runde 4, Weiß gegen Vitus Bondo Medhus (Dänemark, Elo 1951)

Dänemark war in allen Altersgruppen stark vertreten, was laut dem dänischen Schachverband eher Zufall war. Wie in der vorherigen Runde konnte hier eine punktgenaue Vorbereitung gemacht werden. Jedoch spielte der Gegner nicht sehr genau, was Calvin ins Grübeln brachte. Er entschloss sich zu einem Bauernopfer, um den schwarzen Königsflügel unter Druck zu setzen. Einer der zahlreichen kritischen Momente war nach 25…f6 vorhanden.


Die Ironie am Ganzen ist, dass selbst ein Zug wie 26. Kg1?! noch spielbar wäre, denn 26…fxg5 27. f6+ ergibt allerlei praktische Probleme für Schwarz. Calvin litt an akutem Zeitmangel. Hoffentlich wird er nicht wie Julian Bissbort. Immerhin haben beide eine blonde Haarpracht. Jedenfalls wäre wohl 26. Sce4 gut gewesen, oder 26. exf6+ exf6 27. Sce4. Schwarz kann sich ja kaum rühren! Unter Zeitdruck wählte Calvin jedoch 26. Se6+??, was alle schwarzen Probleme löst. Aber auch der Gegner geriet unter Zeitdruck und erlaubte die Abwicklung in ein ausgeglichenes Endspiel. Leider tauschte Calvin schnell in ein Turmendspiel mit gleich vielen Bauern ab, das müsste ja Remis sein, ne? Die Partie wurde eine Lektion, wie schnell Turmendspiele verloren gehen können.

Runde 5, Schwarz gegen Yoana Krasteva (Bulgarien, Elo 1194)

Einen Italiener behandelte Calvin mit möglichst frühem …d7-d5. Das scheint ein modischer Trend zu sein. In manchen Stellungen opfert Schwarz Marshall-ähnlich den Bauern auf e5 und erhält einen sehr starken Königsangriff. Zufälligerweise wählte Calvins Gegnerin diese Variante in einer früheren Runde der EM. Jedoch wich sie nach einigen Minuten Nachdenken mit 7. De2 (statt exd5) ab. Da schien jemand den Braten gerochen zu haben. Dennoch fand Calvin eine dynamische Ressource und ergriff die Initiative. Einen Schlüsselmoment präsentiere ich hier.


Weiß hat gerade einen Springer auf d3 geschlagen. Was jetzt? Sollte Schwarz lieber auf d3 oder auf f3 schlagen?
Danach entstand ein leicht besseres Turmendspiel für Calvin, in welchem die Gegnerin ihren König in ein Mattnetz stellte und auch noch ein einzügiges Matt aktiv erlaubte.


34. e4?? Tg3#. Aber die Lage ist hier bereits brenzlig für Weiß. Schwarz droht schon …Tf8 nebst Tf4+ und Tg3 matt! Einziger Zug wäre 34. Kf3 gewesen, was eine weitere Aktivierung des schwarzen Königs zugelassen hätte.

Runde 6, Schwarz gegen Naomi Maklakova (Lettland, Elo 1362)

Doppel-Schwarz und auch noch gegen eine Spielerin, welche Londoner System spielt? Schlimmer konnte es in einer „must-win“-Situation nicht kommen, denn an Brett 1 musste sich der bis dato verlustpunktfreie Vitus Medhus mit Schwarz gegen seinen an 2 gesetzten Landsmann Emil Zander (lecker) behaupten. Das hätte das Turnier noch einmal aufmischen können!
Hier trat der kritische Moment bereits sehr früh auf.


Erfahrene Spieler/-innen würden hier mit Schwarz sicher …b5 oder …e6 (verhindert Sa3) mit anschließendem b5 wählen. Auf jeden Fall muss Schwarz zu …b5-b4 kommen. Dadurch wäre Weiß am Damenflügel beschäftigt und e3-e4 würde noch nicht so früh kommen. Die Gegnerin blitzte diese minderwertige Variante (sorry, ist die Wahrheit) runter. Möglicherweise war Calvin dadurch verunsichert. Er spielte zurückhaltend und befand sich in der Defensive, was Weiß jedoch nicht ausnutzen konnte. Im Gegenteil, an manchen Stellen zeigte Weiß eklatante taktische Schwächen. Zum Beispiel in der folgenden Stellung.


Calvin hatte Glück und bekam die Zeit, seine Stellung zu konsolidieren. Die Lettin setzte hier mit 29. Lf3?? vor. Ein grober taktischer Schnitzer. Wie hätte Calvin ihn ausnutzen können?
Danach blieb die Stellung ausgeglichen, jedoch sah Calvin, dass Vitus Medhus an Brett 1 tatsächlich am Verlieren war. Also brannte er alle Brücken hinter sich ab und ließ ein Wettrennen von Freibauern im Endspiel mit ungleichfarbigen Läufern zu. Hier zeigte sich die Stärke der Gegnerin, in nicht-forcierenden Stellungen ziemlich genau zu spielen. Calvin blieb in Zeitnot nur ein einziger Weg zum Remis, jedoch sah er ihn nicht und verlor.

Runde 7, Weiß gegen Maria Ioanna Haapsal (Estland, Elo 1282)

Calvin schien ein richtiger Frauenmagnet zu werden. Wäre eine Person aus Litauen anwesend gewesen, hätte Calvin sicher noch das Baltikum voll gemacht.
Jedenfalls gestaltete sich die Vorbereitung angenehm. Die Gegnerin wählte die ungenaue Zugfolge
1. e4 c5 2. Sf3 e6 3. d4 cxd4 4. Sxd4 Sc6 5. Sb5 Sf6?!,
um in den Sveshnikov-Sizilianer nach 6. Sbc3 d6 überzuleiten. Nach 6. Lf4! kommt Weiß aber in Vorteil, denn
6. Lf4! e5 7. Lg5 d6 8. Lxf6 gxf6 9. Sd2!
stellt einen entscheidenden Unterschied zum Sveshnikov dar. Weiß droht direkt Sc4 und der Sb5 kann nach c3 zurückziehen! Nach einer holprigen Zwischenphase erreichte Calvin auch eine Traumstellung mit gutem Springer gegen schwarzfeldrigem Läufer.


Wenn ich ein Buch „Wie man Sveshnikov NICHT spielen sollte“ schreiben würde, wäre das wohl die Titelstellung. Der Springer dominiert den Läufer, die schwarze Armee ist in zwei Hälften geteilt, a4 liegt in der Luft…aber da war wieder die Zeitnot. Sie sorgte dafür, dass zuerst Calvin eine Qualität gewann, um sie zwei Züge später wieder einzustellen. Ironie des Schicksals. Remis.

Runde 8, Schwarz gegen Bastian Burgstaller (Österreich, Elo 1407)

Calvins Spiel war mir in den Runden 6 und 7 viel zu zurückhaltend. Da kam der neue Gegner wie gerufen. Er ließ tatsächlich das Zweispringerspiel im Nachzug zu! Wenn es eine Eröffnung nach 1. e4 e5 gibt, in welcher Schwarz dynamisch spielen kann, dann diese hier. Dabei gingen wir in der Vorbereitung aufs Ganze und wählten das alte Traxler-Gegengambit. Dmitry Ignatov war im WhatsApp-Chat ein wenig vorlaut, was die Korrektheit der Variante anging, jedoch gab er schnell zu, dass er keine Ahnung hatte. Dima, falls du das liest: ein bisschen Demut tut jedem gut. Außer mir, ich bin der King.
Ich glaube, Traxler endet nach 1. e4 e5 2. Sf3 Sc6 3. Lc4 Sf6 4. Sg5 Lc5 5. Sxf7 Lxf2+ immer irgendwo in forcierten Remis. Aber wie in Runde 3 setzte ich einfach darauf, dass kein U12er das kennt. Wieder behielten wir Recht.


9. Sc3 von Weiß ist ein grober Fehler. Wie erreicht Schwarz eine Gewinnstellung?
Calvin wählte 9…b5?! und riskierte sehr viel. Der Gegner verteidigte sich akkurat, bis es zur folgenden Stellung kam.


Weiß am Zug. Es gibt nur einen Zug, welcher die Partie nicht sofort verliert! Und was passiert nach dem Partiezug 15. Le3?
Mit 5,5/8 Punkten sah die Welt wieder besser aus. Oder das lag am zunehmenden Sonnenschein.

Runde 9, Weiß gegen Emil Zander (Dänemark, Elo 1585)

Tatsächlich gab es zum Turnierende noch Fisch! Etwas witzig fand ich die Tatsache, dass in meiner Familie am heutigen Donnerstag (12. August) Fisch zum Mittagessen geplant war. Zufall? ICH DENKE NI…wahrscheinlich schon.
Leider kam unsere vorbereitete Variante nicht ganz aufs Brett, dennoch war die Stellung angenehm für Calvin. Aber was danach passierte, war weder Fisch noch Fleisch. Ein klares Zeichen, dass acht Spiele in Folge mit 3-4 Stunden Spielzeit eine/n Spieler/-in durchaus ermüden können.


Weiß am Zug. Wohin mit dem Springer?
Es kam 15. Shf3 Sg6 16. h3?? Sf4! 17. Tae1 Sh5 (ups…) 18. Sxe5!? Sxg3 19. Sxf7 Se2+?? 20. Txe2 Df6.


Und jetzt? Kann Weiß aufgeben?
Calvin blitzte den Rest der Partie und gab tatsächlich bald auf.

Mit 5,5/9 Punkten landete Calvin in der Gesamtwertung auf Platz 4. Nimmt man die Meisterin der Mädchen, Naomi Maklakova, aus der Wertung heraus, so landet er auf dem Treppchen. Herzlichen Glückwunsch dazu!
Neben der starken Platzierung ist sichtbar, dass es Verbesserungspotenzial gibt. Daher wird Calvin bei der kommenden DJEM U12 wieder voll angreifen, bewaffnet mit neuem Wissen.

In der U10 lag Sofia Timagina, die Tochter unseres Oberliga-Spielers Petr Timagin, nach Runde 7 auf Platz 1 in der Gesamtwertung. Leider verlor sie die wegweisende achte Runde, sodass sie wie Calvin „nur“ Vierte in der Gesamtwertung wurde, dafür Meisterin der Mädchen in der U10! Auch hier herzlichen Glückwunsch!

Link zum Turnier: Chess-Results
Liveübertragung: Chess-Results


Kommentare

Calvin Wolff bei der Jugend-EM U12 (Update: Endstand und Kurzbericht) — 8 Kommentare

  1. Als ich mich das letzte Mal mit dem Traxler-Gegenangriff beschäftigt habe, war ich 16. Stand meiner Recherchen und Analysen damals ist 5.Sxf7 schlecht, weil der schwarze Opferangriff unter Fernpartiebedingungen (oder mit sehr guter Gedächtnissleistung) durchschlägt, aber bei 5.Lxf7+ hat Schwarz zu wenig für den Bauern und den Wanderkönig. Natürlich waren das damals alles menschliche Erkenntnisse, durchaus möglich, dass die Engines einige Varianten inzwischen überholt haben. 9. … Lg4 nebst Überführung der Dame auf die F-linie sieht sehr stark aus. Im zweiten Diagramm scheiterte 15.Le3 an e4. Ich sehe als Verteidigung nur 15.c4 und nach … Lc6 16.Tg1 muß sich Schwarz seinen Punkt erst noch verdienen.
    In der letzten Partie war meine erste Idee 15.h3, doch nach … gxh4 16.dxh4 Sg6 17.Dh5 Sf4 18.Df7+ Kh8 19.hxg4 Tf8 fehlen der forschen Dame die Rückzugsfelder. Besser ist 15.Sf5 und wenn Schwarz den Bauern einheimst, bedroht 17.Df3 beide Leichtfiguren sowie f7. Nach … Dd7 unterstreicht der Marsch der weißen Königsflügelbauern die schwarzen Probleme in der F-linie. Im zweiten Diagramm besteht die letzte Hoffnung in 21.Sxd6+; nach … Te6 22.Sxc8 Se5 kann er zwar den Sc8 nicht mehr retten, darf aber an d4, f4 und g3 rumrechnen. Auch wenn die sD gefühlt stärker sein sollte, kann da noch einiges kippen.
    In der 6. Runde ging der thematische Durchbruch 29. … b4, weil der a3 vor den Spieß auf der Grundreihe gefesselt ist. Kurz vor Schluß hätte er den Läufer auf die Diagonale a7-g1 überführen müssen, um eine stabile Blockeade aufzubauen.
    Das Diagramm zu Runde 2 hast du einen Zug zu spät eingefügt. Anstelle von Sg4 war der sofortige Einschlag auf f2 besser.
    Julian ist beleibe nicht als einziger im Verein mit herausgeforderter Zeiteinteilung gesegnet, aber seine Locken habe ich bisher nie als blond betrachtet. Kann natürlich daran liegen, dass meine Schwestern und ich viel blonder sind.
    Der dänische Elofavorit hatte nicht nur gegen Calvin gehöriges Glück, schon in der zweiten Runde hätte er eigetlich verlieren müssen.
    Die Partien der U10 habe ich auch verfolgt und ohne tiefergehende Analyse hat mich Sofias Spiel schwer beindruckt. So gut war ich frühestens mit 13 oder 14.

    • Dank Engines ist nach 5. Sxf7 „alles“ ein forciertes Remis, aber es ist wohl unnötiges Risiko für Weiß. Auf dem Weg dahin muss Weiß einige „einzige Züge“ sehen. Z.B. in der abgebildeten Stellung müsste statt 9. Sc3 der Zug 9. d6 kommen, sonst verliert Weiß in allen Varianten. Bei 5. Lxf7+ hast du wohl Recht, aber Schwarz könnte noch ein wenig am Königsflügel rumstänkern. Dd8-e8-g6, Lc8-g4 (selbst wenn Weiß h3 spielt), ein unerfahrener Gegner kann da schnell eingehen.
      Im zweiten Diagramm von Runde 8 ist 15…Sxc2 stärker, was auch in der Partie kam.
      Zu Runde 9: Ja, 15. Sf5 ist besser, alles korrekt. Nach 21. Sxd6+ Te6 kann Weiß aber noch präziser spielen und verliert seinen Sc8 nicht umsonst. Wie?
      Runde 6: richtig und ja. Im Endspiel war es Zeitnot + Unerfahrenheit/Unwissen in solchen Endspielen.
      Runde 2: ja, ist mir zu spät aufgefallen. …Sg4 geht aber tatsächlich auch. Nur gab es eine Verbesserung nach …Lxf2+ Kh1. Welche?
      Mittlerweile hat Julian wohl eher graue Haare 😉 aber selbst bei mir fängt es an…
      20. b4 war natürlich ein nettes Geschenk an den dänischen Elofavoriten in Runde 2.
      Sofias Spiel wirkte für mich auf den ersten Blick sehr abgeklärt für ihr Alter.

  2. Runde 2: nach Kh1 war Se5 stärker als Lxe1. R9: 22.e5 mit der Idee … Sxe5 23.Sxc8 Txc8 24.T1e1 sieht besser aus.
    Traxler: war mein Verteidigungsvorschlag c4 richtig? Wenn es so spät ist, dass ich das offenssichtliche Sxc2 nicht sehe, trau ich auch meinen anderen Varianten nicht.

    • R2 + R9: beides korrekt.
      R8 Traxler: c4 ist nicht so toll, Schwarz könnte …Sxf3 und danach Txd3 folgen lassen. Das wäre heftig. Also ist 15…e4 auch gut, aber nicht so gut wie 15…Sxc2.

  3. Traxler wird vermutlich noch lange auf unserem Patzerniveau spielbar sein, weil unvorbereitete Menschen das einfach nicht perfekt spielen. Wenn sich Weiß aber darauf vorbereitet, weil Schwarz das immer spielt, sieht es vielleicht schon anders aus, bei deutlich stärkeren Spielern (euer Niveau plus?!) wird es wohl auch nicht mehr gespielt werden, zumindest habe ich es noch nie in einer ernsthaften Partie zwischen GMs gesehen. Das wäre genau meine Eröffnung gewesen – pures Chaos – aber einem aufstrebenden Spieler, der wirklich etwas erreichen will, würde ich es nicht beibringen.
    (Ich erinnere mich daran, dass das ein Jugendlicher mal gegen mich spielen wollte mit Schwarz, weil ihm das irgendjemand beigebracht hatte. Von vielen Blitzpartien hat er wirklich jede verloren, ohne dass ich mich als Weißer jemals darauf vorbereitet hätte – das habe ich ja eh noch nie getan.)

    Vor Kurzem gab es mal eine Thematurnier zwischen den Blechkisten dazu (https://www.chess.com/computer-chess-championship#event=romantic-openings-traxler-counterattack) und wenn man sich die Ergebnisse anschaut, dann sieht man, dass das objektiv doch extrem vorteilhaft für Weiß ist. Wenn man sich die Kreuztabelle anschaut, gibt es bis auf ganz wenige Ausnahmen eigentlich nur Weiß-Siege und davon nicht zu wenige. Wie oft hier Sxf7 statt Lxf7+ gespielt wurde, weiß ich aber nicht, meistens kam wohl das bessere Lxf7+.

    Herzliche Grüße
    Jochen

    PS: Sxc2 ist hübsch und war das einzige, was ich spontan lösen konnte. In einer Partie muss man das aber erst einmal sehen. 🙂

    • Die „Top-Partie“ in der Variante ist wohl Anand – Beliavsky aus dem Jahr 1991. Dort stand Anand auch bis zu seinem letzten Zug (43 oder 44) auf Gewinn. Jedoch stellte er eine Figur ein, wodurch das Ergebnis ein 0-1 wurde. Wahrscheinlich „trotz Traxler“ und nicht „wegen Traxler“.
      5. Lxf7+ hat auch einen höheren Score als 5. Sxf7. Es gibt objektiv wohl keinen Grund, sich auf 5. Sxf7 einzulassen. Der Wanderkönig, wie Robin sagt, ist in Kombination mit einer sicheren weißen Stellung mehr wert als der Turm auf h8.

      Aber Calvins zukünftige Gegner, unter anderem bei der DJEM, müssen vielleicht diese Option in Erwägung ziehen. Ansonsten erwischt es zufällig einen unvorbereiteten Jüngling…

Schreibe einen Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Kommentare sind moderiert und werden in der Regel innerhalb eines Tages freigegeben. Sollte es länger dauern, haben wir den Kommentar entweder übersehen oder der Spamfilter hat zugeschlagen. In diesem Fall bitten wir um eine kurze E-Mail an webmaster@schachverein-heilbronn.de.