Taktik aus dem wahren Leben (31)

Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.

Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.

Einer der Höhepunkte in der jüngeren Vereinsgeschichte war der Aufstieg unserer 2. Mannschaft in die Verbandsliga – noch nie zuvor hatte es unsere „Reserve“ so weit nach oben geschafft! Und die (leider nicht nur vereins-) historische Saison 2019/2020 fing mit einem Auswärtssieg in Kornwestheim auch gut an. Der erste Punkt im ersten Verbandsliga-Spiel der Zweiten war gleichzeitig auch der erste Punkt im ersten Verbandsliga-Spiel unseres Jugendspielers Daniel Schäfer. Mit Schwarz war er bereits gut aus der Eröffnung herausgekommen – wie zwang er seinen erfahrenen Gegner in der Diagrammstellung zur Aufgabe?


Lösung


Kommentare

Taktik aus dem wahren Leben (31) — 6 Kommentare

  1. Hallo Ramin,

    danke für die hübsche Serie an Beiträgen. Wenn es sonst auch kaum jemanden zu interessieren scheint, mir gefällt’s und ich mache gerne mit.

    Ich war mir zunächst unsicher über die Reihenfolge, tendiere aber zu dem direkten Ansatz

    1. – e4 2. Sxe4 Sxe4 3. Lxe4 De7 -+ (Doppelangriff auf e4 und a3)
    Auch 2. Lxe4 Sxe4 3. Sxe4 De7 -+ führt zum gleichen Ergebnis.

    Andersherum sieht es eigentlich auch gut aus:
    1. – De7?! mit der Doppeldrohung 2. – e4 und natürlich 2. – Dxa3. Das Hübsche ist, dass der Versuch 2. d6!? Dxd6! die Figur nicht rettet, weil neben Dxa3 auch Td8 droht und Ld3 oder Sd2 geht verloren.
    Aber leider scheint es so, als wenn Weiß nach
    1. – De7?! 2. Tba1! e4 3. Lb1
    mit einem blauen Auge davon kommt, wenn das Eck auch erst einmal entknotet werden muss. Der schwarze Bauer a4 könnte demnächst schwach werden und wenn der fällt, sieht es nicht mehr gut aus für Schwarz.

    Schade eigentlich, das etwas stillere De7 hätte mir besser gefallen. 😉

    Herzliche Grüße
    Jochen

    • Hallo Jochen,
      ich schaue mir die Serie auch gerne an. Da sind wir also mindestens schon zu zweit.
      Den Zug e4 habe ich gestern Abend auch in Erwägung gezogen,
      aber den Doppelangriff mit De7 nicht gesehen.
      Die Idee den Springer mit Sxd5 gegen die beiden Bauern zu tauschen/opfern,
      findet trotz der offenen Linie und den beiden Freibauern keine zwingende Fortsetzung.
      Also wird der gute Jochen mal wieder die richtige Lösung gefunden haben.
      Glückwunsch und viele Grüße nach Karlsruhe
      Stephan

    • Wie immer gut gesehen!

      Die Stellung wäre ein schönes Beispiel dafür, dass Zugumstellungen manchmal an kleinen Details scheitern können (2. Tba1 gibt dem Läufer ein Fluchtfeld).

      Blöd fand ich dann, dass der Computer ausgespuckt hat, dass Schwarz auch in dieser Variante gewinnt. Und versöhnt hat mich, dass die alternative Gewinnvariante auch ganz nett ist 😉

      In der praktischen Partie würde ich (selbst wenn ich 1… De7 richtig berechnet hätte) natürlich trotzdem Daniels Zug wählen.

  2. „Die Idee den Springer mit Sxd5 gegen die beiden Bauern zu tauschen/opfern, […]“

    Hallo Stephan,

    schön, von dir zu lesen. Deine Idee hatte ich auch kurz, ebenfalls in Verbindung mit dem weißen Ta3. Meine Idee war

    1. – Sxd5?! 2. cxd5 Dc5!?

    zu spielen. Wenn Weiß den Turm rettet, hatte ich 3. – Dxd5 mit Doppeldrohung 4. – Dxg2# und 4. – Td8, wieder mit Spieß gegen Ld3 und Sd2 auf dem Schirm. Aber 4. e4! verhindert leider beide Drohungen durch den Zeitgewinn, weil es die schwarze Dame angreift.

    Spannend wird es, wenn Weiß den Turm wieder durch 3. Tba1 deckt nach 3. – b2 4. Ta2 Dc1+ 5. Kh2 (oder Sf1 mit Rückgabe der Figur nach b1D) Lxd5.

    Das am Bildschirm sauber durchzurechnen traue ich mir aber nur bedingt zu (da können Löcher noch und nöcher sein), zumal nach 3. Taa1 die ganze Rechnerei umsonst war und sogar die Figurenrückgabe nach Sf1 möglich ist.

    Ohne die Möglichkeit mit dem Doppelangriff auf e7 würde ich in einer langen Partie aber genau an diesem Zug auch ordentlich Zeit vertrödeln. Spannend – und vermutlich ziemlich schlecht objektiv, aber Schach gegen Menschen ist ja zum Glück subjektiv. 🙂

    Im Blitz wäre das wieder etwas ganz anderes…

    Herzliche Grüße
    Jochen

    • Hallo zusammen,

      an der Spielerversammlung am Donnerstag war Ramins Serie auch Thema, so wie ich das verstanden habe, warten aller immer ganz gespannt auf die neueste „Ausgabe“ 🙂

      Natürlich dürften sich noch mehr Leute trauen, Lösungsversuche zu posten, ist ja zumindest alles etwas konkreter als bei meiner Fernpartie 😉

      Grüße Julian

Schreibe einen Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Kommentare sind moderiert und werden in der Regel innerhalb eines Tages freigegeben. Sollte es länger dauern, haben wir den Kommentar entweder übersehen oder der Spamfilter hat zugeschlagen. In diesem Fall bitten wir um eine kurze E-Mail an webmaster@schachverein-heilbronn.de.