Taktik aus dem wahren Leben (21)

Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.

Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.

Mit nur zwei Leichtfigurenpaaren fangen Isolanis langsam an, zur Schwäche zu neigen. Daher ergriff Schwarz die Möglichkeit, seinen Isolani mit 21… d4 aufzulösen. War das eine gute Idee?

Lösung


Kommentare

Taktik aus dem wahren Leben (21) — 2 Kommentare

  1. Es sieht so aus, als könnte Weiß mit 22. Sxe5 einen Bauern gewinnen. 22. … Sxe5 23. cxd4 führt sofort zum Endspiel mit klarem weißem Vorteil. 22. … Txe5 erzwingt die Feinheit 23. hxg6; nach 23. … hxg6 24. cxd4 Th5 25. g3 Td5 (Td8 26.Lxg6) hat Weiß immer noch Tricks um seinen Mehrbauern mit Motiven gegen den schwarzen König zu verteidigen. Auch wenn ich die Stellung nicht abschließend bewerten kann, halst sich Schwarz eine Menge unnötiger Probleme auf. Stattdessen empfehle ich, zunächst den wertvollen Fianchettoläufer zu konservieren und dann erst mit einer Damenumgruppierung den Vortstoß d4 vorzubereiten.

    • Du findest immer wieder Möglichkeiten, die ich nie auf dem Radar hatte (weder in der Partie, noch bei der Analyse)!

      Ich habe die Variante gerade mit Computerhilfe ergänzt; Stockfish will nach 22. Sxe5 Txe5 23. hg hg 24. cd Th5 25. g3 aber 25… Dd6! mit Ausgleich spielen, das deckt g6 und greift d4 doppelt an.

      Mein Partiezug gewann den Bauern „wirklich“, wird vom PC aber auch bemängelt.

      Schwarz hat einfach übersehen, dass er d4 nach weißem cxd4 nicht oft genug kontrolliert: Der Läufer muss d4 und c7 decken und Weiß kann die Abwicklung Dxc7 Sxf3+ verhindern.

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