Taktik aus dem wahren Leben (18)

Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.

Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.

Wie so oft steht es auch in der heutigen Stellung materiell ausgeglichen. Dank der besseren Bauernstruktur und der besseren Leichtfigur können wir jedoch davon ausgehen, dass Schwarz besser steht. Wie sollte der Nachziehende die Verwertung angehen?

Am Sonntag werde ich diesen Beitrag mit der Lösung aktualisieren. Lösungsvorschläge als Kommentare sind erlaubt – wer sich also zunächst selbst an der Aufgabe probieren möchte, sollte die Kommentare erst mal ignorieren.


Kommentare

Taktik aus dem wahren Leben (18) — 5 Kommentare

  1. Bei #17 hatte ich beide Züge (Td8 und Sg4) auf dem Schirm, konnte aber alles nicht wirklich zum Erfolg durchrechnen und hätte es in einer Partie vermutlich versemmelt.

    #18 sieht wieder deutlich einfacher aus, aber ich frage mich gerade noch, ob nicht sowohl
    1. – Txe4 2. Txe4 (was sonst?) Lc7+ nebst 3. – Lxb8 als auch
    1. – Lc7 mit Doppeldrohung 2. – Lxb8 und 2. – Txe4+
    gewinnen!?

    Erzwungener sieht 1. – Txe4 aus und vermutlich würde ich in einer Partie diesen Zug auch spielen. 1. – Lc7 ist auch zu einfach. 😉

    Herzliche Grüße
    Jochen

    • Da musst du als Problemkomponist jetzt tapfer sein: Es gewinnen sowohl 1… Txe4 als auch 1… Lc7 😉

      Das war zur Abwechslung mal wieder ein „Billigtrick“, nachdem die letzte Stellung ja deutlich komplizierter war.

  2. Hallo Jochen,

    zu #17: zugegebenermaßen hatte ich den weißen Konter Lf4 damals gar nicht gesehen und war sogar bis vor einer Woche noch der Meinung, dass Td8 der absolute Knaller ist, der die Partie forciert gewinnt, bis Ramin den Zug zu meiner Überraschung plötzlich (und natürlich zurecht) mit ?! versehen hat 😀

    Viele Grüße

  3. Hi Julian,

    ich hoffe, du bist mir nicht böse 😉

    Computer sind einfach Fluch und Segen: Entweder widerlegen sie unsere Hammerzüge eiskalt oder sie zucken mit den Schultern und meinen „Joa, reicht für ne vorteilhafte Stellung, ist aber nicht der Stärkste.“

    Andererseits spucken sie teilweise echt spannende Varianten und Ressourcen aus; gerade in den Varianten zu deiner Partie ist der c-Bauer immer gefährlich, aber Schwarz hat trotzdem immer wieder noch stärkere Drohungen. Im bequemen Stuhl, ohne Zeitdruck und mit Engine-Unterstützung machen die Varianten richtig Spaß 😀

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