Taktik aus dem wahren Leben (6)

Das Thema dieser Serie ist die „Taktik des Alltags“, also taktische Situationen, mit denen wir Normalsterbliche in unseren Partien konfrontiert sind. Wer genügend Partien gespielt hat, weiß, dass brillante Opferangriffe leider die Ausnahme bilden; entscheidend ist viel häufiger, die kleinen Chancen, die sich links und rechts am Wegesrand auftun, zu erkennen und zu nutzen.

Alle Beispiele kommen aus dem „wahren Leben“, entstammen also meinen eigenen oder Heilbronner Partien. Manchmal kam die Kombination oder taktische Möglichkeit aufs Brett, manchmal wurde sie jedoch auch übersehen. Die Spanne reicht vom simplen kurzzügigen Bauerngewinn bis zu komplexeren Kombinationen, bei denen klassische Motive eventuell in versteckter oder „verfälschter“ Form auftreten können. Hin und wieder ist auch mal eine „Perle“ dabei, entweder in Form einer Kombination „für die Galerie“ oder als gehaltvolle Stellung mit vielen interessanten Motiven und Möglichkeiten, die naturgemäß zum großen Teil unter der Oberfläche bleiben und erst in der Analyse auftauchen.

Eine weite Reise

…hat nicht nur der schwarze Monarch hinter sich. Tatsächlich hat sich in der Diagrammstellung bereits einiges an Rauch verzogen, der nach diversen taktischen Geplänkeln entstanden war. Lebender Zeuge ist zum Beispiel der weiße Bauer auf b4, der seine Karriere eben nicht auf b2 begann, sondern eigentlich von der c-Linie kommt. Sein linker Nachbar landete nämlich dank eines schwarzen Qualitätsopfers auf a3 und wurde dort vom schwarzen Läufer beseitigt. Letzterer wiederum wurde an Ort und Stelle mehr oder weniger „verhaftet“ – zumindest ist nicht ersichtlich, wie er denn wieder zurück ins Spiel finden soll. Die Partie endete an dieser Stelle nach 24. Sb2 Lxb2 friedlich – Weiß war froh, den heftigen schwarzen Angriff abgewehrt zu haben und Schwarz war sein Sorgenkind los und trotz Minusbauer weit jenseits jeder Verlustgefahr (Stichworte Aktivität und ungleichfarbige Läufer). Ohne Turnierdruck im Nacken und anstrengende Verteidigungsarbeit in den Knochen: Wie würdet ihr die Stellung einschätzen?

Lösung


Kommentare

Taktik aus dem wahren Leben (6) — 2 Kommentare

  1. Da die Partie von mir ist, weiß ich inzwischen, wie der Gewinnweg ausgesehen hätte. Dass ich ihn in der Partie nicht fand, lang unter anderem daran, dass mein Springer in den lezten Zügen von f3 über e1 nach d3 überführt wurde und aus taktischen Gründen nur diese Route möglich war.

Schreibe einen Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Kommentare sind moderiert und werden in der Regel innerhalb eines Tages freigegeben. Sollte es länger dauern, haben wir den Kommentar entweder übersehen oder der Spamfilter hat zugeschlagen. In diesem Fall bitten wir um eine kurze E-Mail an webmaster@schachverein-heilbronn.de.