Was haben Bayern und Australien gemeinsam?

Pflichtaufgabe #1 war erfüllt, Jedesheim dafür strauchelte bereits gegen Deizisau 2, welche zwar stark waren mit GM Zilka an 1, dafür aber gleich mal in Runde 2 gegen Schmiden/Cannstatt verlieren durften. Was bedeutete dies? War Schmiden besser als erwartet? War Deizisau eine Wundertüte? War Jedesheim noch gebeutelt vom Abstieg und ein leichtes Ziel? Waren wir so weit im Norden Württembergs, dass wir lieber einen eigenen Schachverband gründen sollten, um diese weiten Fahrten endgültig ausschließen zu können?

Nun, all diese Fragen kann keiner nach aktuellem Stand mit Sicherheit beantworten, aber um die Frage im Titel zu beantworten: beide Länder beinhalten scheinbar unbekannte Gefahren, welche fremde Invasoren mit aller Macht zerschmettern wollen. Ob Jedesheim, als Teil von Illertissen geographisch in Bayern liegend, das geschafft hat? Schauen wir mal.
Tobias #1 wurde in Tamm mitgenommen, Tobias #2 in Ulm. Ich fühle mich so, als hätte ich bei BlaBlaCar eine Anzeige aufgegeben:
„Hallo, ich fahre am 13. Oktober um 7:30 Uhr von Heilbronn nach Illertissen. Wenn ihr mitkommen wollt, meldet euch!“
…nur dass ich kein Geld dafür bekomme. Lebensziel verfehlt.

Mehr als rechtzeitig kamen wir im Caritas-Centrum Illertissen an. Gleich zu Anfang gab es die erste positive Überraschung. Jedesheim spielte tatsächlich an sieben von acht Brettern, wie ich erwartet hatte. Selbst Achim Engelharts Einsatz an Brett 7 sagte ich korrekt voraus, was diesen völlig perplex machte, als ob ich hellseherische Fähigkeiten hätte. Immerhin teilte er noch mit, dass er dem Schwaigerner Lucas Pepi aufgetragen hatte, mir Grüße auszurichten…was dieser natürlich vergaß. Hallo Lucas, ich hoffe, du bist bei der Orientierungsphase für Erstsemester keiner Alkoholvergiftung erlitten. Melde dich bei mir. Küsschen, Enis.
Jedenfalls war das achte Brett rein nominell sogar angenehmer für uns als erwartet, denn statt FM Anistratov spielte „nur“ Emilian Hofer, welcher immerhin 80-90 Punkte schwächer war. Meine Vorbereitung war also nicht ganz perfekt, denn Anistratov war bereits seit dem 10. Oktober in Österreich gewesen, was ich hätte herausfinden können. Schande über mich.

Nun denn, guter Dinge setzten sich alle ans Brett und das Duell war eröffnet. Laut Elo war Jedesheim im Schnitt um 50 Punkte favorisiert, aber davon ließen wir uns bekanntlich noch nie unterkriegen.
Bereits früh, nach einer Stunde, bekam Richard Dudek an Brett 5 ein Remisangebot von Ulrich Römer. Da dies eines der Bretter war, an welchem die Elo keinen favorisierte und Richard Weiß hatte, empfahl ich ihm, weiterzuspielen. In der Folge wurde Richard mit ungleichfarbigen Läufern ausgespielt und verlor gegen einen Königsangriff im Mittelspiel.

Ehrlich gesagt gibt es hier auch nicht mehr viel zu berichten. Nach Richards Niederlage setzte es eine Reihe von Nullen, welche in mir schon die Angst schürten, 1:7 oder 0,5:7,5 zu verlieren. Dann erinnerte mich an Rudi Bräuning, welcher bei unserer Begegnung sagte: „ich würde lieber 0:8 verlieren anstatt 3,5:4,5″…ich dachte darüber nach und nein. Ganz sicher nicht. Da ich nun selbst in der Situation war, wusste ich, dass Rudis Aussage auf mich nie zutreffen würde…

Zwischen den ganzen Nullen bekam Tobias Peng ein Remisangebot. Ich sah bereits ab, dass der Kampf haushoch verloren war, aber Tobias Peng wäre nicht er selbst, wenn er nicht auch die schlechteste Stellung im Abtausch-Franzosen auf Gewinn spielen würde. Also spielte er trotz meiner Erlaubnis zum Remis weiter und fand sich kurze Zeit später in einer schlechten Stellung wieder. Glücklicherweise ist Achim Engelhart ein friedliebender Charakter und erlaubte später ein Remis. Außerdem war es immer noch Französisch-Abtausch…
Auch Tobias Schmidt bekam ein Remisangebot vorgesetzt, nur war der ein bisschen vernünftiger und konnte genauso wenig wie sein asiatisches Pendant auf Gewinn spielen, also nahm er das Remis durch Zugwiederholung flugs an.

An Brett 2 stellte Thilo unforciert einen Zentralbauern ein. Das war von sichtbarem Kopfschütteln und Stirnrunzeln begleitet. Nach einer Abwicklung in ein Turmendspiel war die Aufgabe für seinen Gegner IM Mark Heidenfeld nur von technischer Natur.
Ich durfte erneut perfektes Theoriewissen beweisen, gepaart mit etwas Mut kam ich in eine sehr gute Stellung, in welcher sich mir bei zwei Gelegenheiten Gewinnwege boten. Einmal relativ offensichtlich, in der anderen Stellung nicht ganz so klar…


Weiß am Zug in beiden Stellungen.


Danach verpasste ich in einer komplizierten Stellung mit knapp werdender Zeit Wege, das Spiel zu verkomplizieren und verlor leider im Endspiel.

Damit stand es schon 1:4. Und an den anderen Brettern sah es auch nicht besser aus. Thomas Tschlatscher hatte eine gute Stellung. Als er vor einer Wahl zwischen zwei guten Zügen stand, öffnete er Tor Nr. 3. Hinter diesem Tor waren…Tod und Verzweiflung. Oder der „Zonk“, wer sich noch an eine gewisse TV-Show erinnert. Irgendwie verschlechterte Thomas seine Optionen mit jedem Zug so sehr, dass die Stellung schnell unrettbar verloren war.
Patrick hatte einen perfekten Plan für die Eröffnung gefasst. Dieser ging auf und er stand mindestens auf Ausgleich. Darauf konnte er schon stolz sein. Aber irgendwie ging der Plan nicht weiter als die Eröffnung. Sein Gegner entschloss sich dazu, einfach mal nur ein paar Figuren auf dem Brett hin- und herzuschieben. Patrick ließ sich nicht zwei Mal bitten und entfesselte bei beidseitiger kurzer Rochade seine g- und h-Bauern. Die liefen aber ins Leere, Weiß konterte mit einem Zentrumsvorstoß und plötzlich hatte Patrick 2 Bauern weniger.

Blieb nur noch Nikolas Pogan, welcher auf der einen Seite für Genugtuung durch seinen Sieg sorgte (er ist wieder da! FM Pogan!), auf der anderen Seite saß jeder mindestens eine halbe Stunde sinnlos auf irgendwelchen Sesseln rum und stellte den Sinn des Lebens in Frage. Wer fuhr schon über vier Stunden hin und zurück, um so eine Klatsche zu bekommen? Dazu kommt noch, dass es ein Sonntag war und der Tag um 6:30 Uhr begann…Zeit, dass ich diese Hobby aufgebe.
Niko tat dafür, was er am Besten kann. Er ließ seinem Gegner einen symbolischen leichten Vorteil, spielte geduldig und unbeeindruckt. Als sein Gegner keine Ideen mehr fand, sammelte Niko mehrere leichte Vorteile an und gewann überzeugend in einem Turmendspiele. Immerhin einer, welcher auf der Höhe war. Und das liegt nur an Caffeezza, dem neuen Trendgetränk für junge Leute! Lasse dich vom Koffeingehalt eines Espressos wachrütteln, während du erfrischende Geschmäcker wie Orange- oder Zitronenlimonade genießen kannst! Greife jetzt zu!

Entschuldigt, ich habe mich kurz vergessen.

Am Ende stand es 2:6. Mehr gibt es nicht zu sagen. Wieso muss ich das eigentlich schreiben, Julian? Meinst du nicht, dass mir die Niederlage schon genug wehtut und dann muss ich alles noch einmal durchleben… #NotMyPresident
#MakeHeilbronnerSVGreatAgain2020
#ZuferiPresidentHSchV
#VoteZuferiGetCarlsen

Wie erwähnt, Schmiden gewann gegen Deizisau 2. Schönaich 2 durfte sich bei Schwäbisch Gmünd bedienen. Nürtingen hingegen wurde von Bebenhausen bedient. Im anderen Top-Duell gewann Weiler im Allgäu knapp gegen Böblingen. Es haben also nur noch Weiler und Schmiden eine weiße Weste, wobei Letztere objektiv wohl kein Aufstiegsaspirant sind. Wobei, was heißt das schon…

Erste.

Das andere kurz erwähnt, weil kein Bock:
Am Samstag, 12. Oktober, begannen die Jugendligen. Stark ersatzgeschwächt gewann die Erste souverän gegen Bundesliga-Verein Viernheim mit 4:2. Dafür litt die Zweite viel stärker, welche in der Bezirksjugendliga mit 1,5:4,5 gegen HN-Biberach 2 verlor.
Zeitgleich mit der Ersten spielte die Vierte. Auch beim zweiten Anlauf klappte es nicht so mit einem Punktgewinn, die erste Mannschaft des TSV Schwaigern nahm mit 5,5:2,5 die zwei Mannschaftspunkte mit.
1. Jugendmannschaft
2. Jugendmannschaft
4. Mannschaft


Kommentare

Was haben Bayern und Australien gemeinsam? — 4 Kommentare

  1. In der oberen Stellung sieht Sxc5 stark aus, aber nach Dc7 finde ich nur Tc1 und am Brett zu beurteilen, ob das unklar oder besser ist, ist nicht ganz so einfach.
    In der zweiten Stellung jukt es mich, auf g5 den Laüfer zu opfern, doch auch dies erscheint ohne Engine sehr unklar.

    • Nö, Sxc5 ist ganz kalt.
      Stellung 1: Db1! Kh8 Lh2 und Schwarz hat ein Problem mit dem Bauern d6 sowie der Entwicklung seines Damenflügels. So scheitert dann …La6 an Scxd6! Lxd6 (…Sxd6 Le5+ 1-0) Sxd6 Sxd6 Le5+ Tf6 Dg6 +-
      Stellung 2: Ja, Lxg5 hxg5 Txg5 (droht h6) Kh8 Sxd6 und laut Engine kann Schwarz nur noch mit …De7 ordentlich weiterspielen.
      Mein Gefühl hat mir während der Partie Lxg5 auch als ersten Zug vorgeschlagen…

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