[Update: kommentierte Partie] Mehr als 50% Brettpunkte, aber nur 50% Mannschaftspunkte

Heute, am 18. November, gab es wieder einen Doppelspieltag. Zuhause musste die Zweite ihre Tabellenführung gegen die erneut aufgestiegenen Tammer verteidigen, während es für die Dritte, zu Gast bei Willsbach II, um wichtige Punkte gegen einen potenziellen Abstieg ging.

Einen etwas ungewöhnlichen Anfang machte die 1. Jugendmannschaft. Eigentlich wollten die Jungs ihren ersten Sieg gegen Sasbach in der Vereinsgeschichte erkämpfen, leider kamen ihnen unglückliche Umstände zuvor. Bei unseren Gegnern fielen zu viele Spieler aus und auf einen Nachspielen der Paarung konnten wir uns nicht verständigen. Sicherlich dumm gelaufen, weil das sportliche Messen mit anderen Teams im Vordergrund steht, aber zwei geschenkte Punkte sind nun einmal zwei geschenkte Punkte.
Jugendbundesliga Süd.

Bis auf Michael Eberhard, welcher jetzt gerade (Zeitverschiebung) in seinem Traum Peking-Enten während eines Drachenritts verspeist, konnte die Dritte aus dem Vollen schöpfen. Willsbachs Erste war in der vergangenen Saison aus der Landesliga abgestiegen, dass sie es mit zwei Teams in der Bezirksliga durchziehen, verdient definitiv Respekt. Dabei sind beide Teams keineswegs Kanonenfutter und starke Mitbewerber, was die Spieler unserer Dritten sicher wussten. Ich hoffe es zumindest.
Die Remisquote in tieferen Ligen ist eher gering, dennoch ist ein einziges Remis ungewöhnlich, es wurde definitiv um jeden Punkt gekämpft. Schlussendlich hatten die Willsbacher mit 4,5:3,5 leicht die Nase vorne und behielten zwei Mannschaftspunkte im Hohenlohe. Aktuell steht ein Sieg bei zwei Niederlagen auf dem Papier, dennoch muss man noch nicht verzagen, denn weder Mit-Aufsteiger Gaildorf/Fichtenberg noch Schwäbisch Hall II scheinen punkten zu wollen, von einem Abstiegsplatz sind wir daher noch relativ weit entfernt.
Bezirksliga Nord.

Auf dem Papier war die heutige Begegnung klar, die Zweite sollte keine Probleme mit den wiedererstarkten Tammern haben. Ob sich das auch auf den Brettern gezeigt hat?
Robin hatte ganz vorne keine Probleme. Sein mit Weiß spielender Gegner machte einen typischen Fehler im Damengambit, er zögerte die vollständige Entwicklung seines Königsflügels so weit hinaus, dass es kein Zurück mehr gab. In der Folge wirbelte Robin auf Basis seines sicher verstauten Königs in der Mitte und am Damenflügel herum, eine schöne Kurzpartie zum 1:0. Dankenswerterweise hat er seine Partie selbst analysiert und zur Verfügung gestellt:


Jürgen ließ es ruhig angehen und forcierte schnell ein Endspiel. Taktisch konnte er zwei Leichtfiguren für einen Turm erobern, dann fehlte es an der Technik. Zum Schluss gab es noch einen Gewinnweg mit einem vorgerückten Freibauern auf f6 und seinem Läuferpaar, jedoch endete die Partie mit einem mannschaftsdienlichen Remis.
Auch bei Ramin gab es ein Damengambit, hier entwickelte Weiß sich aber immerhin, sodass ein vollwertiges Spiel entstand. Ganz oberflächlich betrachtet war der entscheidende Unterschied ein unscheinbarer Randbauernzug …h7-h6, welcher schon in der Eröffnung geschah, um den Läufer auf g5 anzugreifen. Ramin hatte ein Luftloch für seinen König, sein Gegner nicht, taktisch wurde ein Übergang in ein Damenendspiel mit glattem Mehrbauern forciert. Die Vollstreckung gelang Ramin ohne große Probleme.
Von einem Ex-Präsidenten zum anderen, Christian Wolbert hatte nicht so viel Glück mit seinem Mittelspiel. Sein Gegner spielte gnadenlos auf schwarze Felder und gewann dabei entscheidendes Material in Form einer Qualität.

Besser machte es der aktuelle Vorsitzende Julian Bissbort. Sein Gegner fand trotz symmetrischer Bauernstruktur kein rechtes Plätzchen für seine Dame und stellte sie irgendwo auf dem Damenflügel ab. Das nutzte Julian, um einen furiosen Königsangriff zu starten. Zwar wurde der Sieg per Matt verpasst und unmittelbar vor der Zeitkontrolle sagte die Engine manchmal 0.00, aber er überlebte Zug 40 (!) mit Vorteil (!!!), für diese unglaubliche Leistung wurde Julian mit einem gegnerischen Dameneinsteller belohnt.

Kim-Luca wollte irgendwie nicht gewinnen:


Offensichtlich steht Weiß hier, modern gesagt, „fett“. Schwarz spielte hier 17…b6??, was eigentlich Sc5 verhindern sollte, aber wie so oft, wenn ein Zug offensichtlich verhindert wurde, wird er nur noch stärker. Nach 18. Sc5 begräbt die Engine die schwarze Stellung schon, einfache Verteidigung reicht nicht mehr: 18. Sc5 Dc7 19. Da6+ Kb8 20. Lf4 und das war’s. Schwarz könnte nur 18. Sc5 Df5 versuchen, wonach Weiß einfach sowas wie Te1 spielen könnte, um irgendwie mal Matt zu drohen nach einer Königsjagd (der Sc5 hängt ja immer noch nicht), oder die Engine-Variante: 19. g4 De5 (Schwarz sollte das Feld f4 decken) 20. Da6+ Kc7 21. Db7+ Kd6 22. Sd3 und das Unheil kommt von zwei Seiten, Lc1-a3 oder Lc1-f4.
Marcel wollte scheinbar lieber schlafen, vielleicht kam sein Magen immer noch nicht mit dem mexikanischen Essen am Freitag klar. Durch ein kleines Wunder überlebte er eine katastrophale Stellung zum Remis.
Adrian Kohlmann spielte eine Bilderbuch-Partie „guter Springer gegen schlechter Läufer“.


…wie aus dem Lehrbuch entschied er richtig und scheute sich auch nicht davor, seinen Springer gegen den Läufer zu tauschen, damit sein Turm vernichtend nach a7 gelangt, dann zerfiel die schwarze Stellung an beiden Flügeln, in einem Turmendspiel mit zwei Minusbauern gab Schwarz doch auf.

5,5:2,5 und tatsächlich die alleinige Tabellenführung, da Lauffen nur 5:3 gewann. Neben Druck aus dem Süden gibt es auch Probleme im Norden, Bad Wimpfen sitzt uns mit 100% der Mannschaftspunkte ebenfalls im Nacken. Am 9. Dezember wird die Zweite noch einmal Favorit gegen Neckarsulm (aktuell 0/8 MP) sein und hoffentlich gewinnen, dann wird jedes Spiel ein Endspiel sein – Bad Wimpfen, Ingersheim, Lauffen und zum krönenden Abschluss Marbach warten in der Reihenfolge auf uns. Machbar.
Landesliga Unterland.


Kommentare

[Update: kommentierte Partie] Mehr als 50% Brettpunkte, aber nur 50% Mannschaftspunkte — Ein Kommentar

  1. Das muss man schon fast zum Aufstieg gratulieren, wenn Lauffen nicht noch etwas dagegen hat. Jetzt ist nur noch die Frage, ob es in der Oberliga auch klappt. Ich bin ja schon seit langem „Robin Stürmer Fan.“ Mit Tobias Schmidt spielt der beste Tammer in Heilbronn, weshalb jetzt einige Spieler aufrücken mussten. Natürlich war die lange Rochade nicht gut in dem Partieabschnitt. Ich war ja auch ein bisschen in Zeitnot, weil Kim-Luca sehr schnell gespielt hat. Doch ich glaube im 30. Zug habe ich ein vorweggenommenes Nikolausgeschenk verteilt. Denn da war Weiß mit 30. Tfc1 nicht gut, da gewinnt das Zwischenschach … Te1+, 31. Kh2 Dxc4 32. Txc4 Txb1 … dann hat Schwarz eine Dame gegen einen Turm mehr. Also kann man mit Remis am Ende schon gut leben.

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