Danke, Herr Keilhack!

Wie? Wieso danke ich dem offiziellen Oberligaschreiberling des SVW, den ich doch erst kürzlich durch den Kakao gezogen habe?

Nun, erstmal der Reihe nach. Nach Staufer-Open, BJEM und Spieltag der Landesliga standen wieder einige Mannschaftskämpfe (oder auch nicht?) an, außerdem eine Premiere in der Deutschen Pokal-Mannschaftsmeisterschaft.
Vergangenen Sonntag (14. Januar) gab es einen Doppelspieltag der Dritten sowie Vierten, glücklicherweise gab es keine Personalprobleme. Ebenso stellten die Bretter unsere Recken vor wenige Probleme. Der SV Ivanchuk machte es unserer Dritten mit einem kampflosen Sieg an Brett 1 zwar leicht; jedoch gab es an den restlichen sieben Brettern einen 4,5:2,5-Teilsieg, mit Siegen von Andreas Usov sowie den Sawadski-Zwillingen. Punkteteilungen erzielte die alte Garde um Michael Eberhard, Reiner Scholte und Uwe Bäuerle, insgesamt erzielte die Dritte also ein 5,5:2,5. Von Abstieg brauchen wir hier nicht mehr reden, im Bezug auf etwaige Aufstiegsambitionen waren das zwei Big Points, denn der Anschluss an Platz 2 bleibt erhalten, während hier ein direkter Konkurrent überholt werden konnte.
Dritte.

Die Vierte marschiert weiter als Ligaprimus voran. Wie in der Kreisklasse wurde der Sieg durch einen kampflosen Sieg möglich gemacht, tatsächlich war dies dann der „entscheidende Punkt“, 4,5:3,5. Ansonsten gewannen Stefan Gündisch, Eric Krohmer sowie Denis Kübler, Carsten hielt an Brett 1 die Stellung, ein Remis war die folgerichtige Belohnung. Wir halten voll den Kurs auf Aufstieg, die direkten Duelle gegen die Verfolger aus Willsbach und Neckarsulm stehen jedoch noch aus, folglich gibt es hier eher Robby Bubble anstatt alkoholhaltigen Sekt.
Vierte.

Parallel dazu machten sich Robin Stürmer, Nikolas Pogan, Thomas Tschlatscher unter meiner Führung nach Bann auf, was nahe Kaiserslautern liegt. Tatsächlich hatten wir uns, in der Vereinsgeschichte erstmalig, für die Endrunde der Deutschen Pokal-Mannschaftsmeisterschaften qualifiziert. Für die Vorrunde mussten wir noch nicht mit den Tieren von Deizisau, Baden-Baden und co. rechnen, unsere Gegner waren Schöneck (Ex-2. Liga, mittlerweile etwas ausgeblutet), Schwarzenbach (ebenfalls Ex-2. Liga, quasi das saarländische Heilbronn in Sachen Schach), komplettiert vom Ausrichter SC Bann (1. Pfalzliga – von der Struktur her wäre das bei uns die Bezirksliga). Schnell die Leute gecheckt, war klar, dass nur Schwarzenbach von der Zahl her uns das Wasser reichen konnte, gegen die anderen wären wir (deutlich) Favoriten gewesen. Das Los bescherte uns schlussendlich Schöneck, auch noch mit Weiß an Brett 1, was konnte da schiefgehen?
Nun, um es kurz zu mache, Einiges. Niko und Thomas (3 und 4) waren glasklar Favoriten, Robin und ich (2 und 1) ganz leicht, das konnten wir jedoch nicht wissen, weil uns DWZ-Zahlen erst nach der Partie mittels Google zugänglich waren.
Somit legte Niko seine Partie eher ruhig an, er plante, ein Endspiel zu kneten. Das gelang ihm auch gut, irgendwann machte sein Gegner einen Fehler, verlor einen Bauern; die Verwertung machte Niko keine Probleme. Das blieb dann ergebnistechnisch das einzige Highlight. Thomas sah sich einem wahren Opferreigen ausgesetzt, korrekt war davon jedoch gar nichts. Als es endlich so schien, dass Thomas sein Mehrmaterial konsolidieren würde, stellte er einfach eine Figur ein. In der Folge verursachte die Stellung selbst ohne Engine-Bewertung Schmerzen, irgendwie wählte sein Gegner konstant bei Weitem nicht die besten Züge, also kam Thomas mit einem Remis davon.
An Brett 1+2 lief bei uns noch weniger zusammen. Robin ließ sich auf einen Igel ein (sein Gegner spielte interessant 1. c4 Sf6 2. Sc3 e6 3. Da4), damit bewies er jedoch kein glückliches Händchen. Seine Dame drohte leicht auf Abwege zu geraten, daher tauschte er sie lieber. Das entstandene Endspiel spielte Robin einfach schlechter als sein Gegner, indem er den falschen Plan fasste.
Kommen wir dann zum Tiefpunkt des Geschehens, zu meiner Partie. Ich versuchte mal etwas Neues, erzielte auch eine ordentliche Stellung nach etwas mehr als zehn Zügen. Leider verlor ich dann einfach mehrere Tempi durch schlechte Züge, verpasste es, zu rochieren und konnte nur zusehen, wie mein König auseinandergenommen wurde. Endlich wieder unter 2300 Elo! Hat ja lange gehalten.

Schöneck schlug uns also 2,5:1,5, wir waren draußen, am Ende holte sich der Vertreter des kleinsten Bundeslandes die Qualifikation, Schwarzenbach siegte souverän 3,5:0,5 gegen Schöneck.
Alle Partien und sonstigen Informationen gibt es auf der Homepage des SC Bann.

Damit gab es also einen unwürdigen Abschluss (wobei es eher der Anfang war, da die DPMM am Samstag begann) des Wochenendes am 13./14. Januar.

Über den 20./21. Januar hinweg gab es auf jeden Fall weniger zu tun, als gedacht. Das geplante BW-Ligaspiel gegen Bruchsal kam leider nicht zustande, wobei ich hier klarstellen muss, dass keine Einigung möglich war. Bruchsal wollte aufgrund eines Schulschachwettbewerbs unbedingt verlegen, jedoch sind wir auch nicht vor Personalproblemen geschützt. Das Ende der Geschichte war, dass an jedem vorgeschlagenen Termin noch mehr Spieler bei uns fehlen würden, als es am 20. Januar der Fall gewesen wäre. Also mussten wir jeden Vorschlag schweren Herzens ablehnen, Bruchsal sagte daraufhin den Kampf komplett ab. So viel möchte ich sagen: eine Medaille hat immer zwei Seiten. Wenn man sich über die Schulschachmeisterschaften des Bezirks Karlsruhe informiert, dann sieht man, dass gerade mal ein Stammspieler des SSV Bruchsal eingespannt war. Dazu kann jeder seine eigene Meinung bilden…
Das 6:0 wahrt zumindest die theoretische Chance der Qualifikation zur DVM, jedoch wird es unheimlich schwer bei Spielen gegen Karlsruhe, Baden-Baden und Walldorf. Es bleibt noch die Hoffnung, dass sich die aktuellen Top 3 Gmünd, Sasbach und Karlsruhe gegenseitig viele Punkte wegnehmen, schließlich stehen alle direkten Duelle noch aus.
BW-Liga.

Am Sonntag kam die Fünfte zum Zug. Die Partie ging mit 1:3 gegen Künzelsau verloren.
Fünfte.

Last, but not least bleibt die Oberliga-Begegnung in Biberach/Riß. Die Vorzeichen waren im Vergleich zu 2016/17 praktisch komplett umgekehrt. Biberach steckt im Abstiegskampf, Biberach hat bis jetzt kaum Punkte gesammelt, Heilbronn ist ungeschlagen, Heilbronn konnte sogar mit acht Mann antreten!
Was hat Herr Keilhack jetzt damit zu tun? Nun, da er sich weigert, über uns korrekt zu berichten, haben wir gedacht, wir geben ihm mal paar Gründe, über uns zu reden. Extra Motivation!
Nachdem Julian fast einen Unfall gebaut hätte (er übersah fast eine Laterne vor dem Biberacher Vereinsheim), waren wir alle mehr oder weniger gut erholt im Spielsaal, wie wahre Heilbronner stellten wir uns den „Feinden“.
Das Berichten vom Kampf hat Robin dankenswerterweise übernommen.

Ruy Lopez‘ Sonnenuhr
Nach Weiler im Allgäu und Ulm mussten wir zum dritten weiten Auswärtsspiel nach Biberach an der Riß (wenigstens durften wir die Jedesheimer (Illertissen) zu Hause empfangen.).
Im der letzten Saison hatten sie uns richtig übel abgewatscht und waren selbst Zweiter geworden, doch diese Saison scheint für die Biberacher nicht so gut zu laufen, befinden sie sich doch in akuter Abstiegsgefahr. Allerdings waren alle ihre Niederlagen zu 3,5 und ich habe mir die Partien angeschaut, da war einiges an Pech dabei. Verwundete Raubtiere sind bekanntlich besonders gefährlich also deuteten die Omen auf einen harten Kampf.
Der Spielraum hatte eine verglaste Südfront deren Jalousien die strahlende Wintersonne nicht komplett abschirmen konnten. Ruy Lopez erwähnte in seinem Manuskript nicht nur eine Eröffnung, welche später als Spanische Partie bekannt werden sollte, er gab auch den Rat, den Gegner so zu setzen, dass ihn die Sonne blende. Wahrscheinlich spielten die Leute damals nicht 5 Stunden lang, denn im Verlauf des Spieltages kam jeder Spieler mal in den Genuss einer besonderen Erleuchtung.
Nun aber zu den Partien in loser chronologischer Ordnung:
Ulrich hatte mit Bernhard Sinz einen gewaltigen Brecher, der in dieser Saison bis dato 4,5 aus 5 geholt und zwei Großmeister geschlagen hatte. Auch heute brachte er in einer Stonewallstruktur, die er zunächst seltsam anmutend behandelte, mit Se4-c5 einen eindrucksvollen Hammerzug. Glücklicherweise behielt Ulrich die Nerven und kam nur minimal in Nachteil. Dann geschah das unglaubliche und der Koloss stellte eine Figur ein. Möglicherweise ist Biberach diese Saison wirklich verflucht.
Ich selbst wollte mich meranermäßig aufstellen, musste aber nach beiderseits leicht ungewöhnlich Eröffnungszügen aus der Not eine Tugend machen und mit Se4 nebst f5 in einen Stonewall umdisponieren. Da er sich nicht sofort um Zentrum und Königsflügel kümmerte, sondern erst einige Tempi in einen eher harmlosen Aufmarsch am Damenflügel investierte, kam mein typischer Angriff am Königsflügel richtig in Schwung und zwang ihn, gewagt umzugruppieren, inklusive beide Springer zur Verteidigung auf die Grundreihe zurückzubeordern. Gerade als er sich konsolidiert hatte und ich erst aufwendig anfing Nachschub ranzukarren, beging er den entscheidenden Fehler und erlaubte mir, mit einer Springergabel seine Königsstellung auszuheben.
Julian hatte seinen beschleunigten Drachen, doch nachdem er d5 gerade mit bxc6 unter Kontrolle bekommen hatte, beging er einen schweren strategischen Fehler, indem er diese Kontrolle mit c6-c5 wieder sausen ließ. Der Rest war hoffnungslos und der Anschlusspunkt für die Gastgeber.
Niko versuchte gegen meinen Letztjahresgegner in sehr symmetrischer Stellung ein Ungleichgewicht zu erzeugen, doch leider hing das dann eher zugunsten des Gegners. Glücklicherweise ist Niko routiniert genug, um rechtzeitig die Reißleine zu ziehen und doch noch Remis anzusteuern.
Simon Degenhard holte aus der Eröffnung weniger als nichts und war wohl auch gesundheitlich angeschlagen. Anstatt nun Träumen imaginären Vorteils nachzujagen und dabei die Stellung vollends zu vergurken, entschied er sich (meiner Meinung nach zurecht) in ein Endspiel mit nur geringem Nachteil zu vereinfachen. Der Gegner hätte kneten können, doch opferte er lieber eine Qualität, was nur zum Remis reichte.
Nicolas‘ Gegner Wolfgang Mack gebührt höchster Respekt: Er akkumulierte infinitesimale Vorteile, bis er irgendwann einen unhaltbaren Freibauern auf b6 hatte. So was ist immer beeindruckend, aber gegen jemanden von Nicolas‘ Kaliber hätte ich es nicht für möglich gehalten.
Enis‘ Gegenüber hatte vor dem Mannschaftskampf einen Audi und hinterher eine Olympiade. Und jetzt die Langversion: Nach fast 40 Zügen ohne nennenswerten Feindkontakt, während derer ein geschlossener Sizilianer in einen geschlossenen Franzosen transformiert wurde, hatte Enis am Damenflügel expandiert und lang rochiert (Anmerkung Enis: künstlich lang rochiert), Weiß hingegen am Königsflügel expandiert und kurz rochiert. Enis‘ Zeit war knapp, doch dem Gegner versagten die Nerven; er initiierte die ersten nennenswerten Verwicklungen, welche prompt in die Katastrophe führten.
Beim Stand von 4:3 für uns hatte Thomas Tschlatscher ein klar besseres Endspiel mit Mehrfreibauer auf c6 bei ungleichfarbigen Läufern und beiden Turmpaaren. Nach der Zeitkotrolle verbrauchte er viel Zeit auf der Suche nach einem Gewinnweg, ließ jedoch gegnerische Aktivität zu. Also erinnerte Julian ihn daran, dass Remis für den Mannschaftssieg ausreicht. Vernünftigerweise gab Thomas nun einen Bauern zurück, um ein Turmpaar zu tauschen und die Stellung komplett zu vereinfachen.

Und nun zu den Statistiken: Enis ist nun nicht nur der einzige Recke, der alle Kämpfe bestritten hat, er hat auch immer genau so gespielt, wie die Mannschaft. Jedesheim führt mit 9 Mannschaftspunkten vor 4 Mannschaften mit je 8 Punkten, darunter auch uns. Wir sind als einzige Mannschaft (noch) ungeschlagen. Da dem Wolfbuscher Einspruch in nächsthöherer Instanz doch stattgegeben wurde, liegt Biberach nun auf einem Abstiegsrang, doch kann ich mir einfach nicht vorstellen, dass das zum Saisonende so bleiben soll; dazu ist diese Mannschaft einfach zu stark (und zu sympathisch).“

Was lernen wir also daraus? Wir bleiben leicht im Aufstiegsrennen, Robin macht seinem Namen alle Ehre, indem er Königsflügel erstürmt, ich habe zu viel Zeit und wenn ein beliebiger Zuschauer wissen will, wie wir spielen werden, muss er einfach nur auf das Ergebnis meiner Partie warten. Gar nicht mal so abwegig, ich hatte bei allen meiner vier Remisen (große) Siegchancen, verdaddelte dafür alle Stellungen, theoretisch hätten wir also 12:0 MP haben können mit mir als 100%-Mann. Aber werden wir mal nicht größenwahnsinnig.
Diese Saison ist schon fast wieder zu Ende, es bleiben nur noch drei Runden. Aus eigener Kraft wird es keinen Aufstieg geben, immerhin haben wir in zwei direkten Duellen die Chance, sowohl Stuttgart (am 18. Februar zuhause) als auch Schmiden abzuschütteln. Dann müssen wir nur noch auf (mehr) Patzer von Jedesheim sowie Weiler hoffen. Immerhin können wir dem Abstiegsgedanken endgültig „bye bye“ sagen. Für Biberach wird das direkte Duell gegen Wolfbusch am 18. Februar wohl entscheidend sein.

Erste.


Schreibe einen Kommentar

Die E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Die Kommentare sind moderiert und werden in der Regel innerhalb eines Tages freigegeben. Sollte es länger dauern, haben wir den Kommentar entweder übersehen oder der Spamfilter hat zugeschlagen. In diesem Fall bitten wir um eine kurze E-Mail an webmaster@schachverein-heilbronn.de.