Aufgewacht!

Unser Saisonauftakt wurde ja gewissermaßen zum „schwarzen September“: Außer unserer Jugendmannschaft verloren alle Mannschaften ihr jeweils erstes Punktspiel – obwohl drei der vier Mannschaften dieses Jahr in einer höheren Liga spielen, hatten wir uns doch schon zum Auftakt ein paar Pünktchen erhofft. In der heutigen Heimpremiere zeigten sich die 2. und 4. Mannschaft aber wach und kämpferisch und am Ende des Tages gab es dann auch die ersten Punkte.

In der mit sechs Mannschaften etwas dünn besetzten C-Klasse wollte sich unsere Vierte im Rückspiel gegen Willsbach für die Erstrundenniederlage rächen. Im Gegensatz zum Hinspiel konnten sowohl wir als auch die Willsbacher auf unsere jeweiligen Spitzenbretter zurückgreifen; durch das Fehlen ihrer Mittelachse waren unsere Gäste aber immerhin nur noch leichter Favorit. Wie üblich verzog sich der Rauch an den hinteren Brettern relativ schnell: Den Niederlagen von Felix und Denis wurden durch Siege von Ardit und Lukas kompensiert; somit also 2:2. Vorne neigte sich die Waagschale langsam aber sicher zu unseren Gunsten, als Carsten seinem Gegner einen Bauern abnehmen konnte und Eliza sich nach und nach ein vorteilhaftes Endspiel erkämpfte. Während Carsten dann auch gewann, ließ Eliza im Turmendspiel leider Gegenspiel zu und verlor zu viele Bauern. Mit dem 3:3 gegen die stärkste Mannschaft der Liga konnten wir also wenigstens einen Punkt in Heilbronn behalten.

Einen sehr guten Start erwischte unsere 2. Mannschaft: Da im Gegensatz zur ersten Runde heute niemand verschlief, stand es nach 30 Minuten noch 0:0 – aber das hielt nicht lange: Thomas schaffte es kurz nach Abschluss der Eröffnung, seinen Gegner auszutricksen und Material zu gewinnen, sodass sein Gegner nach nur 16 Zügen genug gesehen hatte. Weiter ging es am dritten Brett mit einem Sieg von Simon: Alex Probst ließ einen Spieß mit vermeintlichem Qualitätsverlust zu, weil er sich auf einen Zwischenzug mit Mattdrohung verließ – gut für uns, dass Simon darauf einen eigenen Zwischenzug parat hatte, der ihm neben Materialgewinn auch eigenen Mattangriff einbrachte.

Die Entscheidung fiel dann zur Zeitkontrolle: Severin zog dem gegnerischen Drachen zwar früh die Zähne (also den schwarzfeldrigen Läufer), verblieb aber selbst mit geringen bis keinen Angriffsmöglichkeiten. Nach dem Damentausch hätte sein Gegner im Turm/Turm/Springer-Endspiel mit genauem Spiel wohl um Vorteil spielen können, entschied sich jedoch für einen zu passiven Aufbau. Dies erlaubte Severin, seinen Springer entscheidend zu aktivieren und die Partie für sich zu entscheiden. Kim-Luca (bzw. sein Gegner) hatte das Kunststück vollbracht, ein Gambit zu spielen und dennoch nach etwa fünf Zügen einen Bauern mehr zu haben. Wirkliches Gegenspiel gab es erst nach einer nicht wirklich nötigen Öffnung der Königsstellung, aber das entstandene Endspiel mit zwei Türmen und Mehrbauer gegen Dame war eigentlich auch noch gewonnen oder zumindest gewinnbar. Kim-Luca fand leider nicht die richtigen Züge, verlor seinen Mehrbauern wieder und musste ins Remis einwilligen. Für den Mannschaftssieg sorgte Robert, dessen Gegner nach positionellem Herumlavieren aus heiterem Himmel einen Turm opferte, um Roberts Königsstellung aufzureißen. Ein paar kleine Drohungen gab es sogar, aber mit ein paar kühlen Verteidigungszügen hatte Robert alles abgewehrt und immer noch einen Turm mehr.

Den Mannschaftssieg hatten wir jetzt also sicher, weiter gekämpft wurde aber trotzdem: Patrick hatte den Königsinder seiner Gegnerin stets im Griff, verpasste aber eine wichtige Gelegenheit, den Positionsvorteil taktisch aufrechtzuerhalten. Schwarz konnte sich daraufhin befreien und Gegendrohungen aufstellen, die Patricks einzigen Fehler der Partie provozierten. Nach Springergabel und Qualitätsverlust sollte der Rest eigentlich nur noch Sache der Technik sein, jedoch verteidigte sich Patrick zäh und als er scheinbar einen wichtigen Bauern gewinnen konnte, bekam er ein Angebot, das er nicht ablehnen konnte. Hin und her ging es auch bei Marcel, der nach merkwürdigen Eröffnungszügen im frühen Mittelspiel eher dubios stand: Dame nicht richtig mit den anderen Figuren koordiniert und schwarze Bauern auf f4 und e4 (später e3) vor der Haustür. Nachdem sein Gegner den Damentausch zuließ, drehte sich die Partie jedoch, da das Turmendspiel auf einmal Marcel die besseren Chancen bot und später mit Mehrbauer auch definitiv gewonnen war. Nur muss man gewonnene Endspiele auch erst einmal gewinnen und nach ein paar ungenauen Zügen war es dann soweit: Marcel gewann zwar den gegnerischen Turm für seinen Freibauern; zu diesem Zeitpunkt waren aber König und letzter Bauer seines Gegner weit genug vorne, um das Remis zu sichern. Den Schlusspunkt des Tages setzte Ole, den wir nach einem Qualitätsgewinn zunächst auf der Siegerstraße sahen. Nach einem Figurenverlust wurde es jedoch unübersichtlich: Mit zwei Türmen und Bauer gegen Turm, Läufer und Springer war Ole nun in die Defensive gedrängt, ein klarer Gewinnweg für seinen Gegner aber noch nicht auszumachen, da mittlerweile nur noch drei bzw. vier Bauern auf dem Brett waren und somit Oles Türme einige offene Linien zur Verfügung hatten. Nachdem Oles Gegner den Tausch eines Turmpaares zuließ, wurde allmählich klar, dass die Partie wieder gekippt war: Auf offenem Brett war der Turm deutlich stärker als die beiden Leichtfiguren, sodass Ole seinen Gegner nach und nach zurückdrängen und Material gewinnen konnte.

Durch diesen 6.5:1.5-Sieg konnten wir unser Punktekonto also wieder ausgleichen; jedoch müssen wir in vier Wochen nach Ludwigsburg, die dieses Jahr wohl der Favorit für die Meisterschaft sind – vor allem, da Verbandsliga-Absteiger Willsbach überraschend bereits zum zweiten Mal auf Wartlick und Kleinknecht verzichten musste und nun mit 0 aus 4 fast schon auf einem Abstiegsplatz steht. Aber die Saison ist noch jung…


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