Heilbronner Erfolg bei der WEM – Teil 2: Kandidatenturnier

Nach den Einblicken in die Württembergische Meisterschaft von unserem frischgebackenen „Vize-Vize-Meister“ möchte ich nun noch etwas über das Württembergische Kandidatenturnier berichten – nächstes Jahr werde ich dann hoffentlich auch beim Meisterturnier am Start sein.

Die Württembergische Meisterschaft wird ja traditionell in zwei Gruppen gespielt, wobei die Qualifikanten von der Bezirksebene erst einmal im Kandidatenturnier unter den besten 6 landen müssen, um im darauffolgenden Jahr im Meisterturnier um den Meistertitel und Qualifikation zur Deutschen Meisterschaft zu spielen. Da ich ebenfalls zum ersten Mal dabei war und weder ELO noch DWZ über dem für einen Freiplatz im Meisterturnier erforderlichen Wert von 2100 liegen, ging ich also im Kandidatenturnier an den Start, welches parallel zum Meisterturnier vom SC Grunbach hervorragend ausgerichtet wurde – der nächste Ausrichter (SC Botnang) wird große Fußstapfen füllen müssen!

In der Startrangliste an 4 gesetzt gehörte ich zwar zum Favoritenkreis, eben jene Liste wurde durch die Sortierung nach ELO aber auch ein bisschen verzerrt. Dies führte dann bei der Siegerehrung zur (zumindest für mich) überraschenden Aussage, mit Kevin Walter (SK Sontheim/Brenz) hätte das Turnier einen Überraschungssieger gehabt – nach DWZ war er der zweitstärkste Spieler des Turniers… (was seine souveräne Leistung natürlich keineswegs schmälern soll!)

Doch nun zum Schachlichen: Dass auch das Kandidatenturnier kein Zuckerschlecken sein würde, bekam ich gleich in der ersten Runde zu spüren. Aus der Eröffnung kam ich zwar mit klarem Vorteil heraus, wurde dann aber von Frank Engelhardt (SC Botnang) derart überspielt, dass man beim Nachspielen den Eindruck bekommt, er hätte 300 DWZ mehr und nicht umgekehrt. Kurz bevor meine Stellung wohl endgültig kollabiert wäre, entschied er sich zu meinem Glück für einen dubiosen Springerausflug, der zum Fang desselben und somit einem Figurengewinn für mich führte.

Auch die zweite Partie verlief nicht so, wie ich es gerne gehabt hätte: Ein interessanter Zug stellte sich als kritischer Tempoverlust heraus und im Nu stand ich gegen Josef Mayer (SK Sontheim/Brenz) ziemlich passiv. Glücklicherweise fand er irgendwo nicht die beste Fortsetzung und ich konnte mich langsam aus meiner passiven Stellung lösen und selber die Initiative übernehmen, die schließlich in einem leicht vorteilhaften Turmendspiel mündete. Bei bestem Spiel wäre es wohl Remis gewesen, allerdings ist die Verteidigung in solchen Endspielen nicht immer so einfach und nach 5.5 Stunden Spielzeit konnte ich meinen zweiten vollen Punkt herauskneten.

Meine denkwürdigste Partie des Turniers (bzw. wohl eine meiner denkwürdigsten Partien überhaupt) spielte ich in der 3. Runde gegen Walter Schaffert (SG Ludwigsburg) – selbst mit einigen Tagen Abstand fällt es mir schwer, sie anders als mit „unglaublich“ zu bezeichnen:

Somit wäre die WEM nach den ersten drei Runden aus Heilbronner Sicht am liebsten für beendet erklärt worden:

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Leider reißt jede Serie einmal; zunächst riss meine Serie an Verluststellungen, da ich es gegen Walter Kunz (SC Botnang) endlich schaffte, nicht schlechter zu stehen. Da er sich auch keinen wirklichen Fehler erlaubte, endete die Partie mit der Punkteteilung, wodurch Gerd Bader (SG Schwäbisch Gmünd) zu mir aufschließen konnte. Die Spitzenpaarung der 5. Runde endete aber leider, bevor sie überhaupt richtig angefangen hatte: Bereits im 16. Zug unterlief mir ein schwerer Rechenfehler, der mich eine ganze Figur kostete.

Gegen Thomas Heining (SF Oeffingen) ging es in der 6. Runde nun darum, den Anschluss an die Spitze wieder herzustellen. Gleich in der Eröffnung gelang es ihm, mich mit einer seltenen/seltsamen Variante zu überraschen. Anfangs fand ich zwar noch die kritischen Fortsetzungen, nach ein paar Ungenauigkeiten übernahm er jedoch mehr und mehr die Initiative und entschied die Partie, bevor mein Damenflügel entwickelt war:

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Geshnizjani – Heining: Der weiße Damenflügel schaut zu, wie Schwarz elegant mit 32 … Sf2+ 33. Kd2 Lf4:# mattsetzt.

Mit 3.5/6 waren meine Titelchancen somit de facto gestorben; jetzt ging es also darum, mich wieder zu fangen und wenigstens noch ins Preisgeld bzw. die Qualifikationsplätze zu kommen. Gegen Tobias Zimmermann (SC Botnang) gelang mir dann auch eine recht nette Partie, in der ich konsequent gegen seine Bauernschwächen spielte und schließlich ein klar gewonnenes Turmendspiel mit zwei Mehrbauern erreichte. Dass ich bei der Verwertung noch ziemlich ins Schwimmen kam und nochmal weitere 45 Züge brauchte, war natürlich nicht so prickelnd, aber Punkt ist Punkt.

Die 8. Runde gegen Udo Bangert (SC Grunbach) verlief dann wieder wie die ersten paar Partien: Nach der Eröffnung stand ich klar besser, erlaubte mir aber zwischendurch ein paar Ungenauigkeiten, woraufhin die Stellung kippte und er an einer Stelle mit dem richtigen Zug seinerseits in Vorteil gekommen wäre. Nachdem er diese Gelegenheit unterließ, konnte ich das Zentrum öffnen und seinen König in einen tödlichen Abzug zwingen.

Vor der letzten Runde hatte ich also 5.5 Punkte, sodass mir ein Remis sicher für die Qualifikation reichte, während ich bei einem Sieg und günstigem Verlauf der anderen Partien theoretisch sogar noch bis auf den 2. Platz vorrücken konnte. Entsprechend motiviert ging ich also in die Partie gegen Roland Kolb (SF Oeffingen), wurde nach einem unerklärlichen Eröffnungsfehler jedoch jäh aus meinen Träumen gerissen. Obwohl ich eigentlich weiß, dass der Sd5 in der gespielten Englisch-Variante nach c7 gehört, zog ich ihn – warum auch immer – nach b6 zurück. In der Folge wurde mein Bauer c5 dermaßen schwach (die Deckung mit b7-b6 ist mit einem Springer auf b6 halt nicht möglich), dass ich sein Remisangebot im 11. Zug annehmen musste.

Mit 6 Punkten und dem 4. Platz lässt sich aus Heilbronner Sicht somit auch das Kandidatenturnier als Erfolg verbuchen und wenn alles glatt läuft, werden wir nächstes Jahr gleich zwei Vertreter beim Meisterturnier stellen.


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