Dreimal Top Ten in Esslingen

Zum Abschluss der turnierreichen Feiertags- und Ferienzeit fanden fünf Heilbronner den Weg nach Esslingen zur dritten Auflage des dortigen Schachopens und konnten mit guten Platzierungen überzeugen.

Einziger Vertreter im B-Turnier war Marcel Mikeler, der als Sechster der Startrangliste die Preisgeldränge anvisiert hatte. Nachdem er in der 1. Runde bereits im 5. Zug eröffnungstheoretisches Neuland betrat (ich bin dafür, die Zugfolge 1. f4 d5 2. Sf3 c5 3. e3 Ld7!? 4. b3 e6 5. Lb2 f5N von nun an als Mikeler-Variante zu bezeichnen) und seinen Gegner sicher überspielte, schrammte er in der zweiten Partie knapp am Sieg vorbei:

140619_MMDHSchwarz am Zug witterte seine Chance und entkorkte 1. … Txc5 – korrekt oder nicht?

Die dritte Partie gewann er wieder in gewohnter solider Manier; nur leider blieben danach die vollen Punkte aus, sodass er das Turnier mit 4.5 Punkten auf dem 7. Tabellenplatz abschloss.

Im A-Turnier spielte Kim-Luca Wasielewski eine sehr starke erste Partie gegen den Verbandsligaspieler Gerhard Schuster aus Feuerbach, fiel im späten Mittelspiel jedoch der Gier nach Bauern zum Opfer. Nach dieser Auftaktniederlage fand er leider nicht mehr zu seiner Form zurück und konnte sich nur noch einen halben Punkt erspielen. Mit dem Freilos in der 6. Runde und einem kampflosen Sieg in der Schlussrunde nahm das Turnier auch kein ideales Ende.

Simon Degenhard hatte gegen durchgehend stärkere Gegner ebenfalls einen schweren Stand, spielte aber in den Runden 3 bis 5 stark auf: Zunächst gewann er gegen Andrej Baric (SF Freiberg) mit einem kleinen taktischen Schlag einen Bauern, den er im Endspiel sicher verwertete, dann widerlegte er durch eine gute Verteidigungsleistung den etwas ungestümen Angriff von Frank Engelhardt (Weiße Dame Ulm). Gegen Thomas Kromer (SF Riedlingen) konnte er einen Mehrbauern ebenfalls bis ins Endspiel festhalten, verlor bei der Verwertung aber im Turmendspiel den Faden und musste sich mit Remis begnügen. Am Ende standen somit 2.5 Punkte, der 35. Platz und ein kleines DWZ-Plus.

Enis Zuferi startete mit einem ungefährdeten Sieg gegen eine mir persönlich etwas dubios erscheinende Variante des abgelehnten Damengambits gut ins Turnier, strauchelte aber in der zweiten Runde gegen Marco Seybold aus Besigheim, als er in Gewinnstellung den zweiten Zug vor dem ersten machte und dadurch eine sehr wertvolle Figur einstellte. Nach zwei Siegen in Folge warteten nacheinander die beiden FIDE-Meister Gunnar Schnepp und Igor Neymann. Obwohl Enis in beiden Partien zwischendurch nicht sehr berauschend bzw. glatt auf Verlust stand, waren die Stellungen noch kompliziert genug, sodass er beide Male noch ein Remis erreichte. Mit einem „Billigtrick“ in der Schlussrunde landete er in der Endtabelle mit 5 Punkten auf dem 6. Platz und verpasste somit knapp die Preisgeldränge:

Nachdem ich in meinen 14 bisherigen Partien dieses Jahr nur zweimal Remis gespielt hatte, schien es wohl an der Zeit, diese Quote zu erhöhen: Ob starkes Druckspiel bei ungleichfarbigen Läufern mit Minusbauer oder offener Schlagabtausch mit asymmetrischer Materialverteilung; ob klarer Vorteil dank eines gegnerischen Eröffnungsfehlers oder totale Ruine dank eines eigenen Patzers im 6. Zug – langweilig wurde mir nicht, dennoch fanden fünf meiner Partien keinen Sieger. Kurioserweise stand in der dritten Runde gegen CM Frank Fleischer nach 14 Zügen exakt die selbe Stellung auf dem Brett wie in meiner dritten Runde in Griesheim gegen einen anderen CM – nur saß ich dieses Mal auf der anderen Seite:


Mit einem Sieg in einer interessanten Schlussrundenpartie gegen Marco Seybold blieb ich immerhin ohne Niederlage und landete mit 4.5 Punkten auf dem 9. Platz.

140622_RGMSGeshnizjani – Seybold; Stellung nach dem 20. Zug von Weiß

Nein, das ist kein Fehler im Diagramm: Der weiße Läufer steht auf b7, der schwarze auf d3! Welcher von beiden nun der „schlechte“ Läufer ist, war mir während der Partie nicht immer so klar; außerdem ist da noch der gefangene Springer auf h5… Letzten Endes erwies sich jedoch die Schwäche c6 als entscheidend und mein Läufer fand wieder nach Hause zurück.

Sieger des gut und reibungslos organisierten Opens wurde der Favorit GM Nikolai Ninov vor den drei FIDE-Meistern Sebastien Joie, Christoph Schild und Gunnar Schnepp. Alle Ergebnisse und Tabellen, die inoffizielle DWZ-Auswertung sowie eine Fotogalerie sind auf der Turnierseite zu finden.


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