Erste gewinnt, Dritte verliert

Heute standen für unsere erste und dritte Mannschaft Auswärtsspiele an. Leider sagten der Dritten kurzfristig zwei Spieler ab, sodass wir nur zu sechst nach Biberach fuhren. Mit Siegen von Jan Müller und Jonas Dudt sowie Remisen von Joachim Weißbeck, Uwe Bäuerle (bei seinem 400. Mannschaftskampf für den HSchV!) und Nadja Ignatova gelang in den tatsächlich gespielten Partien zwar ein „Teilsieg“, der jedoch nicht ausreichte, um den Zwei-Punkte-Rückstand aufzuholen. In der Endabrechnung also eine knappe 3.5:4.5-Niederlage, wonach die Dritte mit einem Mannschaftspunkt Abstand zu den Abstiegsrängen auf dem 7. Tabellenplatz steht.

Unter umgekehrten Vorzeichen fand die Landesligapaarung der Ersten in Tamm statt, wie Robin Stürmer zu berichten weiß:

Während uns die Marbacher letzte Runde gleich drei Geschenke machten, ließen die Tammer nur zwei Bretter frei; dafür weiter vorne (2 und 3). Meine Partie ist seit langem mal wieder anständig gelungen und deshalb ausführlich kommentiert. Ausgerechnet nach der langen Vereinsfeier hätte ich das nicht erwartet.

Jürgen spielte mal wieder seinen Bogouljoubow-Inder, doch sein Gegner zeigte sich beherzter als die bisherigen und ergriff am Damenflügel die Initiative, was schließlich in vielen Abtäuschen resultierte. Jürgen meinte hinterher, er hätte mit dem solidem Le6 statt des trickreichem Td8 bessere Gewinnchancen gehabt, doch ich denke, bei so stark reduziertem Material (je T, S,L + die Bauern f-h) ist immer eine ausreichende Verteidigung möglich; das Remis geht schon in Ordnung; holst du halt nur 8,5 aus 9; das ist immer noch gut genug.
Julian bot schon im dritten Zug implizit Remis an, als er gegen Französisch abtauschte, statt was Anständiges zu spielen. Etwas später lehnte er dann ein echtes Remisangebot ab und verplemperte wie schon so oft unnötig Zeit. Ich hab mir vorgenommen ihn in Zukunft immer zu schlagen, wenn er das wieder macht; wenn er dann seine blauen Oberarme sieht, weiß er warum er die Partie vergurkt hat. Um den 30. Zug hatte er dann tatsächlich leichte Vorteile aber nicht mehr die nötige Zeit, um sie auszubauen. Als ich abgefahren bin spielte er noch; falls das Endspiel nicht Remis geworden ist, muß ich Ihn noch mehr ausschimpfen. (Anmerkung: Das Endspiel ist remis ausgegangen, Julian muss also keine Angst haben -Ramin)
Tobias wurde mit dem scharfem Möller-Angriff aus dem vorletztem Jahrhundert konfrontiert. Obwohl er die Theorie nicht kannte, fand er alle richtigen Verteidigungszüge; Kompliment! Sein Gegner hingegen verlor nach dem Figurenopfer den Faden und damit eigentlich auch die Partie. Das tatsächliche Heimschaukeln dauerte dann aber noch.
Marcel errang schon früh einen Mehrbauern. In der komplett geschlossenen Stellung mit ungleichfarbigen Laüfern und Doppeltürmen baute er seinen Vorteil zunächst stetig aus und schnürte Schwarz immer mehr ein. Doch dann versagten ihm die Nerven, er öffnete die Stellung nicht nur zu früh, sondern auch noch taktisch inkorrekt. Ein ganzer Turm war futsch. Bringt euch Saygun eigentlich gar nichts bei? Wenn der Gegner nur auf dem Bauch liegen kann, optimiert man vor der Stellungsöffnung die Position der eigenen Figuren! In diesem Fall bedeutet dies, dass der König nach f4 und der Läufer nach d6 gehören. Hat man das erkannt, kann man die dafür nötigen 5 Züge in weniger als einer Minute eigener Bedenkzeit ausführen. Während sich der Gegner in seinem Elend windet, überlegt man sich schon mal auf dessen Bedenkzeit, ob man zur Stellungsöffnung b-, e- oder g-Linie verwenden will und positioniert dann die Türme entsprechend. Der Rest ist dann ein Kinderspiel.
Dimitriy hatte seinen ersten Einsatz für die Erste und wurde gleich zum „Ignator“ ernannt. Ich fand es amüsant, wie ein Bauernquadrat auf e4,e5,f4,f5 stundenlang nicht aufgelöst wurde. In gutem Kampf errang unser Neuer langsam immer größere Spielanteile verbrauchte aber für meinen Geschmack zu viel Zeit (Wenigstens hatte er gute Gründe dafür.) Während der Zeitnotphase schien ihm die Stellung zu entgleiten, doch glücklicherweise brachte sein Gegner ein partieentscheidendes Qualitätsopfer (Wenn es beabsichtigt ist, kann man ja schlecht von einem Einsteller reden.).
Auch wenn wir jetzt einen komfortablen Vorsprung haben, ist es noch zu früh zu jubeln, die Feuerprobe kommt in zwei Wochen.


Kommentare

Erste gewinnt, Dritte verliert — 4 Kommentare

  1. Hi Robin,

    danke für den Bericht und die gelungene Analyse deiner Partie. Habe gerade gesehen, dass mir Sf3 doch nicht mehr so gut gefällt. Hatte beim kurzen Draufschauen übersehen, dass die Dame auf h3 vom c8-Läufer gedeckt ist. Ups.. 😉

    Zu meiner Partie: zu meiner Ehrenrettung sollte gesagt werden, dass ich die Abtauschvariante gewählt hatte, weil ich mit heterogenen Rochaden gerechnet hatte – davon waren ein paar Partien meines Gegners in der Datenbank. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich immer Abtauschvariante spiele 😉

    Zu meiner weiteren Ehrenrettung muss weiter gesagt werden, dass ich nicht nur im 7. Zug sondern auch im 22. Zug bei ausgeglichener Stellung ein explizites Remisangebot abgelehnt habe und im 31. Zug bei Zeitnot eine dreifache Stellungswiederholung ausgeschlagen habe (mit dem von dir angesprochenen leichten Vorteil von 0,5 laut Fritz). Das Ding letztendlich zu gewinnen wäre auch bei ausreichend Zeit sehr schwierig geworden. Nach dem finalen Abtausch der Springer hatte er dann sogar die Möglichkeit noch ein bisschen rumzumanövrieren – seine Bauernstruktur mit dem Doppelbauer c6/c4 stellte sich auf einmal als die stärkere heraus, da der schwarze König das Feld d5 besetzen konnte und mein potentielles Einbruchsfeld d4 durch meinen eigenen, eigentlich gut positionierten Bauern blockiert war.

    Ich denke ich kann trotz wiederum schlechtem Zeitmanagement mit der Partie zufrieden sein, auch wenn ich am Ende sogar noch sauber rechnen musste, um nach 5 1/2 Stunden einen der Remishäfen zu erreichen, den ich schon nach 10 Minuten hätte haben können…

  2. kleiner Nachtrag: habe mir gerade die Partie von Tobias angeschaut – gut dass sein Gegner 18. Th6 nicht gefunden hat! Danach ist das Ding nämlich Remis, wenn man weit genug rechnet – und auch nur wenn Tobias die richtige Antwort 18….Tg8 findet. Auf andere Züge folgt 19. Le2 und um!

    In der Remisvariante folgt dann 19. Te1 und dann beliebig …Kf8 oder …Df8, die beide in extrem komplizierten Varianten dazu führen, dass sich der Schwarze irgendwann nicht mehr rühren kann. Auf Befreiungsversuche wie 19… Ld7 folgt 20. Te1-e6 und Schwarz verliert. Schauts euch mal an, krasse Variante. Könnte ich auch mal spielen mit Weiß 🙂

  3. Hi Julian,

    wenn ich es richtig mitbekommen habe, hat Tobias‘ Gegner die Variante inkl. 18. Th6 zwar gekannt, den Zug aber in der kritischen Stellung wohl mehr oder weniger vergessen.

    Diese Variante ins Repertoire aufzunehmen ist natürlich ein Katz-und-Maus-Spiel: Wenn mein Gegner die korrekte Verteidigung kennt oder am Brett findet, ist es halt nur Remis; wenn mein Gegner sich darauf verlässt, dass ich diese Remisvariante eh nicht spiele und sie sich daher nicht genau anschaut (als 1. … e5-Spieler sollte man sich ja auch noch ein paar andere Eröffnungen anschauen), habe ich gute Gewinnchancen; und wenn mein Gegner diese Kommentare gelesen hat, spiele ich vielleicht besser 1. d4 😉

    Ansonsten gilt es jetzt, Kräfte zu sammeln; so wie Hall gestern angetreten ist, steht uns in zwei Wochen einiges bevor…

    Grüße
    Ramin

  4. Ich bin doch ein Patzer.
    Den Konter De3+ hätte ich wahrscheinlich (hoffentlich) noch rechtzeitig gesehen und dann ist Lxd5 einfach zu finden.
    In der Variante zum 20. Zug ist 24. h5 besser: Dxh5; 25. Df6+, Dg6; 26. Sf7+, Kh5; 27. Dxh8+, Kg4; 28.Se5+ nebst Damengewinn.
    In der Anmerkung zu meinem 21. Zug ist es genauer f5 stehen zu lassen und das Schach auf f6b zu geben. Dass das einen Unterschied macht, zeigt, dass die Variante tatsächlich unnötig kompliziert gewesen wäre.

    Im Möller-Angriff würde ich als Schwarzer mit h6 und als Weißer mit g4 abweichen. Das ist beides nicht totanalysiert.

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