Mannschaftskämpfe: Klare Verhältnisse

Unsere drei Mannschaftskämpfe an diesem Wochenende endeten allesamt sehr einseitig, nur leider saßen wir zweimal auf der falschen Seite: Am Samstag trat unsere 2. Jugendmannschaft in der ersten Runde der Bezirksjugendliga bei der Auswahl des SC Neckarsulm an. Stark ersatzgeschwächt gab es gegen die an jedem Brett überlegenen Gastgeber nichts zu holen, sodass das Team mit leeren Händen die Rückfahrt antreten musste.

Am Sonntag lief es in der Bezirksliga nicht wesentlich besser: Unsere Zweite trat — ebenfalls ersatzgeschwächt — in Bad Rappenau an. Wenngleich sowohl die DWZ-Unterschiede als auch die Partien an manchen Brettern relativ knapp waren, konnte nur Joachim Weißbeck gegen seinen 200 Punkte stärkeren Gegner voll punkten und so wenigstens einen Ehrenpunkt erzielen.

Lediglich die erste Mannschaft konnte diesen unerfreulichen Spieltag etwas lindern: Gegen den Aufsteiger Vaihingen/Enz gelang ein ungefährdeter 7:1-Erfolg. Tobias Peng sorgte für eine frühe Führung, als sein Gegner kurz nach Abschluss der Eröffnungsphase eine Figur einstellte. Mein Gegner überraschte mich mit einer ziemlich scharfen, wenngleich etwas anrüchigen Eröffnungsvariante. Nach beiderseitigen Ungenauigkeiten kam ich jedoch mit einem Mehrturm aus den Verwicklungen heraus, sodass mein Gegner bald aufgab. In der Zwischenzeit hatte Jürgen die deplazierten gegnerischen Figuren für einen Materialgewinn genutzt und als sein Gegner in eine tödliche Fesselung geriet, gab es keine Rettung mehr. Für die Entscheidung sorgten Marcel und Robin: Marcel gewann früh einen Bauern, hatte dafür aber mit unangenehmer Aktivität zu kämpfen. Nach und nach konnte er den Druck abschütteln und schließlich ein Endspiel mit einigen Mehrbauern erreichen, welches sich sein Gegner nicht mehr zeigen ließ. Robin konnte in einer slawischen Partie relativ schnell ausgleichen und seinerseits die Initiative übernehmen. In gedrückter Stellung unterlief seinem Gegner ein Versehen, wonach sich ein Figurenverlust nicht mehr vermeiden ließ. Auch Enis ließ am zweiten Brett nichts anbrennen: Nachdem die Angriffsversuche seines Gegners am Königsflügel unterbunden waren, war der gegnerische Damenflügel gegen seinen Konter nicht zu halten. Kritisch waren zwei Partien: Mannschaftführer Julian konnte die Zentrumsmehrheit seines Gegner nicht nachhaltig eindämmen, sodass sein Gegner eine sehr starke Druckstellung mit Idealzentrum und halboffener f-Linie erreichte. Dann überraschte er Julian jedoch mit einem Remisangebot, welches dieser sofort annahm. Auch Christian hatte gegen den nominell stärksten Vaihinger einen schweren Stand. In einer typischen Widderstruktur hatte sein Gegner das Läuferpaar und etwas aktivere Figuren. Als Christian scheinbar einen Bauern gewinnen konnte, erwies sich dies nach der starken Riposte seines Gegners als Bumerang:

In Anbetracht der beiden letztgenannten Partien fiel der Sieg ein bisschen zu hoch aus, aber immerhin hat er der Ersten die Tabellenführung eingebracht, da die hoch favorisierten Schwäbisch Haller in Ludwigsburg nicht über ein 4:4 hinauskam. Die Tatsache, dass schon nach der zweiten Runde kein weiteres Team ohne Punktverlust ist, ist aber eher als Warnung, dass in dieser Liga jeder jeden schlagen kann, zu verstehen.


Kommentare

Mannschaftskämpfe: Klare Verhältnisse — 2 Kommentare

  1. Schöner Bericht, Ramin. Danke dafür.

    Auch wenn Fritz keine Ahnung hat (vorallem in strategischen Fragen), möchte ich euch die Quintessenz der Computer-Analyse meiner Partie nicht vorenthalten.

    – 7. Sf3 ist laut Datenbank der meistgespielte Zug. Nach 8. …Lg4 holt Weiss aber nur 38% der Punkte, obwohl Fritz die Stellung mit +0.3 für Weiß bewertet. Der Punkt geht wohl an Robin!

    – nach dem schwarzen Zentrumsknacker 13. …f6! bewertet Fritz die Stellung mit 0.00

    – in der Folge baut Schwarz einen leichten Vorteil aus, den er mit dem Rückzug des Turmes von b4 nach b7 vorübergehend wieder einbüßt (Diesen Zug hatte ich ja schon für den Wendepunkt gehalten)

    – nach dem starken 21. …Dg7 hat Schwarz wiederum leichten Vorteil, macht aber mit 25. … Lxd4 einen Fehler, den ich zu blöd war auszunutzen, obwohl ich das Motiv vorher gesehen hatte und auch darauf spekuliert hatte, allerdings in einer anderen Stellung: nach 26. Sxe6!! hätte in der schwarzen Stellung alles gebröckelt. auf … Txe6 dann Dxf5, Schwarz muss die Damen tauschen, g5 fällt, und Weiß geht mit glattem Mehrbauer ins Endspiel.

    – 25. …Dg6 hätte, wie in unserer Analyse gesehen, den leichten Vorteil gehalten, und mich zur Passivität verdammt.

    – Für die Schlussstellung gibt Fritz merkwürdigerweise wiederum nur 0.00 – das starke schwarze Freibauernzentrum wird nicht gewürdigt. Ob er’s wohl einschätzen kann? 😉

    Bis auf den einen taktischen Fehler hat mein Gegner alles sauber gespielt. Direkt verlieren können hätte ich aber zumindest nicht. Insofern geht das Remis glaub ich schon in Ordnung – vom Cheffe-Dusel sind wir noch weit entfernt 😉

  2. Hi Julian,

    danke für den Kommentar. Ich habe eine MegaDatabase 2012, und da gibt es auf den ersten Blick 125 Partien mit 7. Lb5 und 88 Partien mit 7. h3, wobei letzteres immerhin 58% holt. Könnten also interessante Alternativen sein.

    Aber dass Fritz die Schlussstellung mit Ausgleich bewertet, überrascht mich auch. Naja, andererseits traue ich mir auch nicht zu, die Schlussstellung gegen Fritz zu gewinnen 😉

    Viele Grüße

    Ramin

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