Das Zünglein an der Waage

Am gestrigen Sonntag gab sich in der Landesliga der SF Kornwestheim die Ehre. Es wurde ein spannender Kampf. Nachdem es nach langer Spielzeit 3,5:3,5 stand, musste das letzte Spiel entscheiden (Foto):

 

 In der entscheidenden Stellung besaß Schwarz am Damenflügel einen freien Mehrbauern, doch sein König befand sich in einem Netz gefangen, das sich zu einem Matt zusammenzuschnüren begann. Und dies war genau das Zünglein an der Waage, welches Jürgen ausnutzte und mit seinem letzten Zug (h3) erfolgreich zum Matt führte, womit wir mit 4,5:3,5 beide Punkte einfuhren. In der Tabelle ist nach drei Runden Platz 1 immer noch unsere, doch die Verfolger Lauffen und Marbach stehen in den Startlöchern bereit.

Zum Spielgeschehen. Brett 1 gaben wir kampflos auf. An Brett 2 spielte Robin seine beliebte Eröffnung, wo er am Königsflügel seinen Angriff startete. Dies sah lange Zeit gut aus, spielten doch der schwarze Damenturm und auch der dortige Läufer nicht mit. Doch nachdem immer mehr Leichtfiguren getauscht wurden, verringerte sich der weiße Vorteil und nachdem Robin in ein Endspiel überging, war jeder Vorteil weg. Neben ihm spielte Thomas mit Schwarz ein positionell gut ausgeprägte Partie und konnte die Passivität von Weiß nutzen, um Vorteile zu erlangen. Nachdem er auf d4 seinen Springer platzieren konnte, hatte Weiß schon Probleme, die Stellung zu halten.  Ich spielte an Brett 4 mit Weiß. Es kam ein orthodoxes Damengambit aufs Brett. Einen leichten Vorteil besitzend, rechnete ich eine Bauernopfervariante (c5) nicht weit genug durch, durch dass ich eine Gewinnstellung erreicht hätte. Anschließend verflachte das Spiel und es endete remis. Ramin probierte ein Wolga-Gambit, doch Weiß nahm das Angebot nicht an und spielte e3. In der Folge gab es mehr Raum, und nachdem Weiß den Fehler beginn d5-d6 zu spielen, was den schwarzen Läufer über b7 Leben einhauchte und nun die schwarzen Figuren das Zentrum kontrollierten, kam es bald zu einem Qualitätsgewinn für Schwarz. Und danach zum Sieg. Jürgens Partie war von Anfang an sehr aggressiv, wofür er einen Bauern gab. Eine Qualität wurde auch noch reingesteckt, doch das aktive Figurenspiel entschädigte alles. Schwarz gab die Qualität, aber nicht den Bauern zurück, sein König steckte jedoch in der Falle. Julian spielte zur Abwechslung eine solide Variante statt einem Gambit und kam ebenfalls mit einer besseren Stellung aus der Eröffnung heraus. Aber auch hier fand Julian nicht die richtige Fortsetzung und es endete in einem Remis. An Brett 8 hatte Marcel ebenfalls die bessere Stellung und kontrollierte mehr Raum und das Zentrum. Durch einen Fehler verlor er in einer Variante eine Figur, was zum Verlust der Partie führte.

Alles in allem hätte ein deutlicher Sieg herausspringen können, doch mit dem 4,5:3,5 darf man auch zufrieden sein.

 

 

 

 


Kommentare

Das Zünglein an der Waage — 5 Kommentare

  1. So leicht hatte ich es leider nicht 😉
    Nach d6 führte die Partiefortsetzung zum Abtausch des schönen Läufers und einem Endspiel, in dem ich sehr passiv stand. Mein Gegner hat die Qualität dann später eingestellt, nachdem ich doch irgendwie zu etwas Gegenspiel kam und die Stellung auf einmal kompliziert wurde.
    Ob d5-d6 wirklich ein Fehler war, kann man wohl erst nach einer Analyse sagen; es gibt einige Varianten, die zu ziemlich chaotischen Stellungen geführt hätten.

  2. Hmm Cheffe.. „solide Variante“? Naja also ich weiss nicht.. 😀 Aber du hast Recht, ich habe diesmal kein Bauerngambit, sondern gleich ein ganzes Springergambit hingelegt 😉

  3. In den Startlöchern steht man vor der ersten Runde und nicht nach der dritten. Von mir aus lauern die Verfolger schon.
    Mich hat mal wieder mein Fluch des zweiten Bretts erwischt.
    Ramin spielt so häufig Wolga, dass du nicht von „probieren“ reden kannst; und nur weil Weiß auf den Mehrbauern verzichtet hat, war es trotzdem noch Wolga; so hatte Ramin kein Spiel am Damenflügel und mußte im Zentrum aktiv werden; d6 war nicht etwa schlecht, sondern sehr gut und Ramin zufolge stand er danach eher schlechter (der Qualitätsverlust war nicht forciert.). Deine Beschreibung von Julians Partie liegt so weit von der Realität entfernt, dass eigentlich nur das Ergebniss stimmt. Marcels Rechenfehler hat einen ganzen Turm gekostet, aber das ist dann auch egal.

  4. haha.. da hat dich dein „Warp World“ wohl ganz schön mitgenommen, was? 😉

    Dass 17. d5-d6 in Ramins Partie ein Fehler war und dem b7-Läufer Leben einhauchte, sieht der Computer aber auch so. Nach 17. … De6 18. Sxc5 verpasste Ramin leider 18… Txe2!!, und dann wäre der b7 Läufer mal richtig zur Waffe geworden!
    Nach Ramins Fortsetzung 18. … Dxd6 19. Sxb7 wurde dem b7-Läufer das Leben eben wieder ausgehaucht 😉

    Der Qualitätsgewinn Ramins hatte allerdings nichts mehr mit der Eröffnung zu tun.

    Meine Partie war dermaßen krank, dass ich bis heute nicht sicher bin, ob ich sie verstehe?!

    Ich schick die Datenbank demnächst mal rum.

    Grüße

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