Was verdoppelt sich, wenn man es teilt?

Kleiner Tipp: Es sind auf jeden Fall nicht Mannschaftspunkte im Schachwettkampf.

Umgangssprachlich hört man von „Glück“ als Antwort auf die im Titel stehende Frage, jedoch können wir nicht behaupten, davon extrem viel in letzter Zeit gehabt zu haben.

Starten wir in der BW-Liga. Der zweite Spieltag gegen Schwäbisch Gmünd lief bekanntlich schlecht, sowohl in Sachen Organisation als auch in Sachen Schach, mit der dortigen Niederlage stand die Mannschaft schon mit dem Rücken zur Wand.
Die Gegner vom 11. November aus Sasbach haben gerüchteweise strukturelle Probleme in ihrem Jugendbereich, so konnten wir wenigstens darauf hoffen, dass sie nicht vollkommen überlegen waren. Obwohl sie mit drei Ersatzspielern antraten, waren sie leider dennoch der haushohe Favorit. An den ersten drei Brettern zeigte sich dies mit drei Niederlagen sehr deutlich. Hinten konnten wir dem amtierenden Deutschen Meister U20 zwar 1,5 Brettpunkte abnehmen – dabei war in der Remispartie von Debütant Nikolas Sawadski mehr drin – jedoch war dies nur Ergebniskosmetik. Der Rückstand auf den ersten Qualifikationsplatz beträgt nun mindestens zwei Punkte (Schwäbisch Gmünd vs. Baden-Baden steht noch aus), den einzigen Vorteil, den wir noch haben, ist, dass wir noch gegen den anderen unterlegenen Aufsteiger aus Bruchsal spielen müssen. Leider müssen gegen die Konkurrenten aus Karlsruhe, Walldorf und Baden-Baden schon fast sechs Punkte her, um eine Schwindelchance auf die Qualifikation zu behalten.

Erste Jugendmannschaft.

Im Jugendbereich dann noch ein paar erfreuliche Neuigkeiten.
Am 1. November fand in Eppingen das traditionelle Jugend-Schnellschachturnier statt. Dort traten wir wie üblich mit einer großen Gruppe an – von den insgesamt 74 Spielern stellten wir mit 13 Heilbronnern vielleicht sogar die größte Gruppe, ich habe es nicht nachgerechnet. Neben der Möglichkeit, erste Turnierluft zu schnuppern, feierten sowohl Kleine als auch Große fantastische Erfolge. In der U8 kam Neuling Calvin Wolff gleich mal auf den 2. Platz von neun Teilnehmern. Die U12 holte sich Felix Hagenmeyer mit einem knappen Start-Ziel-Sieg – ein halber Buchholzpunkt Vorsprung! Auch in der U16/U25 siegte der von uns gestellte Turnierfavorit namens Simon Degenhard, hier nicht ganz so spannend mit einem halben Punkt Vorsprung, ohne Niederlage in sieben Runden.
Herzlichen Glückwunsch an alle Teilnehmer!

Eppinger Jugendopen.

Das Wochenende darauf stand im Zeichen der Kreisjugendeinzelmeisterschaften. Hier lässt sich sogar ein Heilbronner mehr finden als beim Eppinger Open, also 14 Stück. In der U10/12 schaffte Felix Hagenmeyer auf dem 5. Platz um Haaresbreite die Qualifikation zur BJEM. Die anderen beiden Gruppen dominierten wir dafür mit zwei Doppelsiegen.
Bei der U14 könnte man diesbezüglich durcheinanderkommen, denn dort gewannen die Sawadski-Zwillinge, Nikolas vor Leonard. Kim-Luca Lahouel und Daniel Schäfer hatten die U16/18 erwartungsgemäß unter Kontrolle, Markus Rupp verpasste die Qualifikation nur aufgrund von Buchholz und wurde Siebter.

Ergebnisse KJEM HN-Hohenlohe.

Wieder weg von Einzelturnieren und Jugendwettkämpfen hin zu den „Königsdisziplinen“. Am vergangenen Sonntag, dem 12. November, gab es gleich drei Mannschaftskämpfe, nur einer davon war glücklicherweise zuhause.

Für die junge Fünfte ging es leicht nach Süden. Auch im zweiten Saisonspiel gab es eine Niederlage gegen Lauffen 4, jedoch ist das nicht überzubewerten, da die Gegner unseres Kinderteams zum Teil schon erfahren sind und vierstellige DWZ aufweisen können.

Fünfte.

Langsam wird es ernst für die Dritte, am Sonntag ging es gegen die topgesetzten Bad Friedrichshaller, welche auch noch in Bestbesetzung antraten, während unsere Mannschaft leicht ersatzgeschwächt war. Im Anbetracht dessen ist ein 4:4 als Erfolg zu werten, man darf nicht vergessen, dass die Dritte ein Aufsteiger ist. Es gewannen Reiner Scholte, Nikolas & Leonard Sawadski und Utz Kammerer. Auch hier ist der Vorsprung auf die Abstiegsplätze mehr als komfortabel, während Aufstiegschancen bei zwei Aufstiegsplätzen und ausstehenden direkten Duellen mehr als existent sind, hier müssen eventuell Saisonziele korrigiert werden.

Dritte.

Die Erste hatte nach der tschechisch angehauchten Mannschaft von Weiler mit Jedesheim den nächsten dicken Brocken vor sich. Meine Vorbereitung war sicher symptomatisch für die der meisten Spieler. Jedesheim ist für ihre inkonsistente Aufstellung über die Saison hinweg bekannt, ich behaupte mal ganz frech, dass sie nie die selben Acht an die Bretter schicken werden.
Dennoch mal bei ChessBase reingeschaut, was die potenziellen IM-Gegner Krassowizkij und Heidenfeld spielen würden. Antwort: „alles“. Damit hatte sich die Vorbereitung weitestgehend erledigt und natürlich setzte mir Jaroslaw Krassowizkij eine frische Eröffnung vor, dazu später mehr.

Wir mussten Nicolas und Robin ersetzen, Letzterer besuchte uns nach einer Hochzeit im Anzug, jedoch verzichtete er nicht auf seine Allzweckweste. „Unterm Sakko sieht man sie eh nicht!“, na gut.

Anfangs war noch alles ruhig, viel war nicht zu sehen, nur Jewgeni und Steffen gerieten im Zentrum etwas unter Druck. Als Steffen ein Remisangebot bekam, entschied er sich zunächst fürs Weiterspielen – der bekannte Jedesheimer Kapitän Bernhard Jehle schüttelte den Kopf ob des Remisangebot seines Spielers, war seine Stellung doch spürbar überlegen. Im Gegenzug schüttelte ich in Gedanken den Kopf, dass Steffen das Angebot nicht annahm. Glücklicherweise folgte kurz darauf noch ein zweites Remisangebot und letztendlich einigten sie sich auf Remis.

Julian spielte scheinbar gegen eine alte Jugendbekanntschaft und machte es ihm im Abtausch-Franzosen etwas zu leicht. Zwar erarbeitete er sich mit größter Mühe einen Läufer vs. Springer-Vorteil, jedoch brachte dieser ihm wenig ein, die friedliche Punkteteilung war nicht weit.

In der Folge standen die Zeichen immer mehr auf Niederlage. Ulrich geriet direkt aus der Eröffnung heraus positionell unter Druck, bei der ersten Partie gegen GM Pikula 2016/17 war es genau andersherum. Entscheidend war wie damals eine kleine Taktik, welche Ulrich übersehen hatte. In der Folge ging zwar nur ein Bauer verloren und zwischenzeitlich hatte Ulrich eine leichte Blockadestellung, schlussendlich setzte sich das Material lawinenartig durch und wir lagen hinten.

Wenig später streckte auch Jewgeni seine Waffen. Sein Gegner war sehr neu in der Jedesheimer Mannschaft, genau genommen wurde er am 9. November nachgemeldet, ein FM aus Slowenien. Insgesamt also „nur“ drei Legionäre mit Pikula und Trussevich, Krassowizkij und Anistratov zähle ich mal nicht dazu, weil sie schon länger dort sind bzw. Jedesheim-Vergangenheit haben.
Der königsindische Angriff seines Gegners schien sehr zahm zu sein, plötzlich war Jewgenis Zentrum durch eine Fesselung auf der Diagonale h1-a8 heftig unter Druck. Diesen Druck konnte er zunächst abschütteln, dafür hinterließ er ein etwas luftiges Hinterland. In der Folge konnte sein Gegner dies ausnutzen und gewann die Partie.

Bei den restlichen vier Brettern schien nicht viel holen zu sein und Punkte konnten wir auch nicht mehr wirklich teilen, unser Glück schienen wir in Weiler gelassen zu haben. Schließlich schien selbst Simon Degenhard seine Gewinnstellung zu verspielen, als er bei Mehrqualität seinen b-Freibauern einstellte und dem gegnerischen a-Freibauern erlaubte, sehr gefährlich zu werden. Ironisch, jedoch auch bezeichnend, war der Zeitpunkt des gegnerischen Verlustzugs: just im Moment seines Remisangebots fand sich Simon wieder in einer klaren Gewinnstellung wieder und dieses Mal ließ er seinen Gegner nicht entkommen.
Mit 2,5/3 ist Simon nebenbei der Topscorer der Mannschaft, wenn wir neben der absoluten Punktzahl auch den relativen Score betrachten.

So kommen wir zu meiner Partie gegen IM Krassowizkij, welcher mich mit einem kreativen Altinder überraschte, früh ließ er seinen h-Bauern von der Leine, obwohl ich nicht einmal rochiert hatte. In der Folge ergab sich eine asymmetrische Bauernstruktur. An sich war die Stellung immer ziemlich ausgeglichen, bis es ins Endspiel mit Zeitnot ging, in welchem er einen gedeckten e-Freibauern hatte, ich dafür einen freien g-Bauern. Hier hätte die Engine wohl den schwarzen Vorteil gnadenlos ausgespielt, mein Gegner entschied sich für eine einfache Lösung im 40. Zug, übersah dafür vollkommen mein Gegenspiel gegen König und Schwachpunkt auf d6. Folglich gab es im 41. Zug gleich ein Remisangebot, jedoch wollte ich mal wieder mehr und riskierte dafür auch viel. Einen einzigen Zug lang stand ich dann auch tatsächlich auf Gewinn.

Im letzten Zug geschah …Sxb2?? – …Txb2+ hätte wohl trotz nominellen schwarzen Vorteils zum Remis geführt. Nach meinem Txa6+ war es nicht mehr gewinnbar trotz meiner Tricks, wie hätte ich gewinnen können?

Beim Stand von 2,5:3,5 gab es doch noch ein vorgezogenes Weihnachten. Tobias Schmidt bekam gegen FM Anistratov an Brett drei die gleiche Eröffnung wie gegen IM Jurek vorgesetzt. Auch hier gab es keine optimale Eröffnungsbehandlung, jedoch wenigstens aktiver als gegen Jurek. So gab Tobias das Zentrum auf, sein Gegenwert war ein b-Freibauer. Auch die Bauernstruktur war an sich eindeutig zu weißen Gunsten, hatte Tobias viele isolierte Bauern und einen Doppelbauern bei relativ offenem König. Mehr und mehr wurde die Zeit zum entscheidenden Faktor – Anistratov ließ eine Gewinnfortsetzung aus und fing plötzlich an, Bauer um Bauer einzustellen, obwohl all seine Bauern in einer einzigen, zusammenhängenden Bauerninsel vorhanden waren. Nach einer Abwicklung ins Damenendspiel war Tobias‘ Sieg trotz offenem König nur noch Formsache.

Also blieb es mal wieder an Niko, irgendwie gehört er immer zu den Leuten, die am Längsten spielen. Er hatte schon einmal eine Partie in der Variante gespielt, gegen IM Frank Zeller, in der Neuauflage seines Duells gegen Trussevich wollte er jedoch nicht den gleichen Plan spielen. Dies nutzte sein Gegner zu einer Sprengung des Damenflügels aus. Zusammen mit seinem leicht luftigen König führte dies zu einem Qualitätsverlust, Niko bekam noch die Kurve und lenkte in ein Endspiel mit Bauer gegen die Qualität ein. Er gewann tatsächlich noch einen Bauern und tauschte einen Läufer ab. Die Stellung sah schon sehr gut aus, in der Nachbesprechung zeigte die Engine kühl auf, dass alles in Ordnung für Schwarz sei, 0.00. So kam es auch in der Partie, der Turm erwies sich als zu stark, als dass Niko auf Gewinn spielen könnte. Wieder ein Remis, der Kampf ging 4:4 aus.

Den zweiten Brocken haben wir also auch abgewehrt, wobei hier das Glück eher auf unserer Seite war. Nach vier Spielen haben wir drei 4:4 und einen Sieg auf unserem Konto – wenn wir alle anderen Spiele auch 4:4 spielen, werden wir wohl kaum absteigen, aber gegen Ulm im nächsten Saisonspiel (10. Dezember) wollen wir ausnahmsweise nicht die Punkte teilen.

Erste.


Kommentare

Was verdoppelt sich, wenn man es teilt? — Ein Kommentar

  1. So langsam wird das 4:4 gegen Schwäbisch Gmünd ärgerlich, oder? Sonst zwei Favoriten weg, beide Spiele nicht verloren, da hätte man (noch mehr) träumen dürfen 🙂
    Allgemein verspricht die OL Spannung- auch im Abstiegskampf vielleicht noch, auch wenn WD Ulm diesem wohl sicher nicht entgehen kann. Aber vielleicht Wolfbusch?

    Enis, wie sagte mein Vereinskamerad immer? „Schieb de Baure, du Feigling“ Oder?

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